Faszination Vollmond: Was ist Fantasie und was sind Fakten? | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 11.04.2025 04:03

Faszination Vollmond: Was ist Fantasie und was sind Fakten?

Runde Sache: Vollmond in Texas (Foto: Ringo Chiu/ZUMA Press Wire/dpa)
Runde Sache: Vollmond in Texas (Foto: Ringo Chiu/ZUMA Press Wire/dpa)
Runde Sache: Vollmond in Texas (Foto: Ringo Chiu/ZUMA Press Wire/dpa)

Der erste Vollmond im Frühling fällt in diesem Jahr auf den 13. April. Seit Jahrtausenden sind Menschen fasziniert vom Nachthimmel. Der Mond hat unser Zeitgefühl geprägt, Fantasie und Kunst beflügelt. Doch er hat auch immer noch seine Geheimnisse. 

Macht uns der Mond emotional? 

Dazu verrät die Sprachgeschichte einiges: „Lunatic“ steht im Englischen für einen Wahnsinnigen. Der Begriff geht auf das lateinische Wort „luna“ für Mond zurück. Es spiegelt einen Volksglauben, der im Mittelalter verbreitet war: Danach hatte der Himmelskörper Einfluss auf Gefühle und Verhalten.

Im Deutschen hat sich das Wort Laune erhalten. Eindeutig emotional klingen Beethovens Mondscheinsonate oder Matthias Claudius' Gedicht „Der Mond ist aufgegangen“. Wissenschaftlich gibt es neben Fakten aber auch noch Rätsel, ob uns der Mond wirklich bezirzen kann. 

Wie gut ist das Thema erforscht?

Der Schweizer Chronobiologe Christian Cajochen studiert die innere Uhr des Menschen an der Universität Basel, zum Beispiel mit Blick auf Schichtarbeit. „Wenn es aber um das Thema Mond und Schlaf geht, sind viele Forschende eher reserviert“, sagt er. Allein schon das Aufsetzen einer seriösen Studie im Schlaflabor sei schwierig, sobald Freiwillige wüssten, dass es um den Mond gehe. „Das hat sofort einen psychologischen Einfluss und kann Ergebnisse verfälschen“, sagt Cajochen der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Was weiß man über den Effekt des Vollmonds?

An Cajochens Institut ergab sich ein Vollmond-Effekt im Rückblick aus einer Studie, bei der es eigentlich um Alzheimer ging. Dafür übernachteten gesunde Menschen als Kontrollgruppe im abgeschotteten Labor.

Beim Blick auf die Daten zeigte sich: Die Testpersonen waren bei Vollmond abends aktiver und schliefen schlechter ein. Das Ergebnis überraschte Cajochen, der keine esoterische Neigung hegt und lieber einen Volksglauben widerlegt hätte. Sein Zwiespalt ließ ihn zögern, ehe er die Befunde 2013 doch veröffentlichte.

„Das Medieninteresse war massiv groß, und das wissenschaftliche massiv klein“, berichtet er schmunzelnd. 2021 lieferte eine US-Studie, die den Einfluss des Mondes auf Menschen im ländlichen Argentinien teils ohne Elektrizität mit Studierenden in der Großstadt Seattle verglich, fast identische Ergebnisse. Andere Untersuchungen verzeichneten allerdings keine solchen Effekte. 

„Es ist immer noch ein Mysterium“, resümiert Cajochen. „Streng wissenschaftlich müsste man dieselben Menschen über zwei ganze Monate unter Laborbedingungen beobachten, um herauszufinden, ob sie wirklich innere Mond-Uhren haben.“ Circalunar heißt das in der Wissenschaft. Forschende haben solche Uhren für manche Tierarten bereits belegt. Für Menschen bleibt der Beweis schwierig. „Für eine Studie würde es vermutlich an Freiwilligen und am Geld fehlen“, sagt Cajochen. Und selbst dann gebe es wahrscheinlich nicht automatisch eine Erklärung für die Beobachtungen. 

Was hat der Mond mit der Zeitrechnung zu tun?

Leichter ist der Einfluss des Himmelskörpers auf den Kalender zu erklären: Der Mond steckt schon im Wort Monat. Etwa 28 Tage dauert es, bis er die Erde umrundet hat. Das war die Grundlage für die ursprüngliche Einteilung der Monate in vielen Kalendern.

Mit den Römern und Ende des 16. Jahrhunderts verfeinert im Gregorianischen Kalender setzte sich das Sonnenjahr durch: Danach haben die meisten Monate 30 oder 31 Tage. Das Osterdatum bleibt aber weiterhin mit dem Erdtrabanten verbunden: Es fällt auf den ersten Sonntag nach dem kirchlich definierten Frühlingsvollmond – und kann deshalb früher oder später im Jahr liegen. Rechnet eine christliche Kirche nicht nach dem Gregorianischen Kalender, verschiebt sich das Fest noch weiter nach hinten. 

Wie groß ist der Mond eigentlich?

Viele Planeten unseres Sonnensystems haben kosmische Begleiter. Die Größe des Mondes im Verhältnis zur Erde ist aber nach heutigem Wissen einmalig und spektakulär: Mit einem Durchmesser von rund 3.476 Kilometern bietet er mehr als ein Viertel des Erddurchmessers am Äquator. Seine Entfernung zur Erde schwankt wegen der elliptischen Bahn zwischen rund 356.000 und 407.000 Kilometern.

Je näher der Mond der Erde kommt, desto heller und größer wirkt er, wenn auch nur minimal. Dabei leuchtet er nicht selbst, sondern wird von der Sonne angestrahlt. Größe und Helligkeit sind aber nichts im Vergleich zum frühen Erdzeitalter vor rund vier Milliarden Jahren. Damals war der Mond nur rund 60.000 Kilometer von der Erde entfernt – und muss gigantisch gewirkt haben. Nur gab es damals noch keine Menschen, die ein solches Spektakel hätten bestaunen können.

© dpa-infocom, dpa:250411-930-431007/1


Von dpa
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