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Veröffentlicht am 13.09.2022 10:13

Heilsbronn und seine Ritter

In einem feierlichen Gottesdienst hat der Lazarus-Orden im Heilsbronner Münster Clemens Stroetmann als neuen<br>Großbailli ins Amt eingeführt, damit ist er Chef des Ritterordens in Deutschland. (Foto: Robert Maurer)
In einem feierlichen Gottesdienst hat der Lazarus-Orden im Heilsbronner Münster Clemens Stroetmann als neuen
Großbailli ins Amt eingeführt, damit ist er Chef des Ritterordens in Deutschland. (Foto: Robert Maurer)
In einem feierlichen Gottesdienst hat der Lazarus-Orden im Heilsbronner Münster Clemens Stroetmann als neuen
Großbailli ins Amt eingeführt, damit ist er Chef des Ritterordens in Deutschland. (Foto: Robert Maurer)

Würdevoll und erhaben zieht der Tross vom Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) hinüber zum Münster, umrundet es einmal und betritt schließlich das Gotteshaus. In den schweren schwarzen und grauen Mänteln mit dem grünen Kreuz wirken die Frauen und Männer etwas aus der Zeit gefallen.

So mancher Anwohner fühlt sich wohl etwas an die Harry-Potter-Filme und die Umhänge der Zauberer dort erinnert. Mit Zauberei hatte die Zeremonie aber gar nichts zu tun, vielmehr ging es um Nächstenliebe und die Pflege von Kranken.

Der „Militärische und hospitalische Orden des heiligen Lazarus von Jerusalem“ hat sich zu seinem Jahrestreffen in Heilsbronn eingefunden. Das machen die Mitglieder des Lazarus-Ordens in Deutschland bereits seit fast 20 Jahren.

Heilsbronn als deutscher Treffpunkt

Christa Irene Prinzessin zur Lippe leitete damals den Orden, und sie wohnte im Landkreis Roth. Auf der Suche nach einem Tagungshaus mit christlichen Wurzeln stieß sie auf das RPZ. Seitdem treffen sich die Mitglieder des Ordens alljährlich in Heilsbronn, meist im September.

Doch von Anfang an. Was hat es denn mit dem Lazarus-Orden auf sich? Die Malteser und die Johanniter sind den meisten Menschen geläufig. Und die Denkrichtung stimmt hier schon. Denn auch der Lazarus-Orden hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kranken und Schwachen zu helfen. Besonders im Fokus stehen Leprakranke. Die Namensnähe zum Begriff Lazarett kommt nicht von ungefähr. Und das bekannte grüne Kreuz der Apotheken hat seinen Ursprung im achtspitzigen Kreuz, das dem Orden als Symbol dient.

Der Orden geht zurück auf Lazarus von Bethanien, der nach dem Johannesevangelium von Jesus von den Toten auferweckt wurde. Die moderne Wissenschaft bezeichnet das Auffinden von Tierarten, die als ausgestorben galten, als Lazarus-Effekt und sie kennt auch das Lazarus-Phänomen. Von einem solchen spricht man, wenn bei Notfallpatienten mit Herzkreislaufstillstand, die nach der Herz-Lungen-Wiederbelebung aufgegeben wurden, der Kreislauf ohne weiteres Zutun von außen wieder einsetzt.

Der neue Großbailli

Der Lazarus-Orden hat weltweit etwa 6000 Mitglieder, in Deutschland sind es rund 150. Man kann dem Orden nicht einfach beitreten. Man wird berufen und muss dazu christliches Engagement mitbringen, erklärte Dr. Andreas Rademachers. Er ist Herold der Großballei Deutschland, also sozusagen der Zeremonienmeister. Wer sich mit dem Lazarus-Orden befassen will, sollte mit solchen mittelalterlichen Begriffen nicht fremdeln. Denn die heute etwas schwerfällig anmutenden Bezeichnungen sind hier allgegenwärtig.

Das Treffen in Heilsbronn war diesmal ein besonderes. Denn es galt, einen neuen Großbailli ins Amt einzuführen. Bailli ist der französische Begriff für einen Vogt. Und der Großbailli steht an der Spitze der deutschen Großballei. Die Aufgabe, die Lazariter in Deutschland zu führen, ist nun in einem feierlichen Gottesdienst Clemens Stroetmann, Staatssekretär a. D., übertragen worden. Er stammt aus Michendorf bei Berlin.

Die Predigt hielt der im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedete frühere RPZ-Chef Klaus Buhl, der dem Lazarus-Orden angehört. Er erzählte eine Geschichte von einem neunjährigen Jungen, dem ein Konzertpianist hilft, die Freude am Klavierspielen wiederzufinden. Er zog die Parallele zum Lazarus-Orden. „Wir wollen die Liebe, die wir selbst spüren, an andere weitergeben.“

Hilfe für Lepra-Kranke

Gemeinsam mit dem rumänisch-orthodoxen Metropoliten Serafim Joantǎ und dem neuen Großbailli nahm Buhl weitere Beförderungen zum Ritter, Komtur und Offizier innerhalb des Ordens vor. Dass der Lazarus-Orden auch eine militärische Vergangenheit aus der Zeit der Kreuzzüge hat, lässt sich nicht verhehlen. Doch das ist lange her.

Über die Deutsche Lazarus Stiftung engagiert man sich in der Hilfe für Lepra-Kranke. 150.000 neue Fälle gibt es weltweit jedes Jahr noch immer. Schwerpunkte sind Indien, China, aber auch Rumänien. Außerdem unterstützt der Orden nach eigenen Angaben christliche Hilfswerke, ein Schulzentrum im Libanon, ein Hospital in Jerusalem oder auch Selbsthilfeprojekte in der Ukraine und in Burundi. Aber auch die Flutopfer im Ahrtal oder ein Hospiz haben Spenden vom Lazarus-Orden erhalten.

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