Die Zahl der unerledigten Verfahren bei Staatsanwaltschaften in Bayern wächst. 83.433 solcher Fälle gab es zum Jahresende 2024, wie aus einer Statistik des Deutschen Richterbundes hervorgeht. Im Jahr 2023 waren es 78.950 und im Jahr davor 76.534.
Dabei ging gleichzeitig die Zahl der neu eingegangenen Verfahren deutlich zurück. 663.922 waren es im vergangenen Jahr - und damit rund 20.000 weniger als 2023 (683.757).
Die Zahlen gehen auf eine Umfrage bei den Justizverwaltungen der Länder zurück, die die vom Richterbund herausgegebene „Deutsche Richterzeitung“ durchgeführt hat. Berücksichtigt wurden dabei nur die Verfahren gegen namentlich bekannte Beschuldigte, wie es hieß.
Bei den Staatsanwaltschaften in Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Richterbundes insgesamt inzwischen knapp 933.000 unerledigte Fälle. Damit habe es im Jahr 2024 fast 30 Prozent mehr offene Verfahren gegeben als im Jahr 2021, hieß es. Die Folgen seien längere Strafverfahren und weniger Anklagen, erklärte der Richterbund.
Die meisten unerledigten Fälle gab es bundesweit mit 255.245 Verfahren im bevölkerungsreichsten Land Nordrhein-Westfalen (2021: 191.604). Dahinter folgen Hessen (107.901; 2021: 82.028) und Bayern auf Platz drei.
Bundesweit sind bei den Staatsanwaltschaften laut Richterbund 2024 mehr als 5,3 Millionen neue Fälle eingegangen. Damit lag die Zahl wie schon in den beiden Vorjahren über 5 Millionen, im Jahr 2021 lag sie noch bei 4,7 Millionen.
„Die Alarmsignale für einen überlasteten Rechtsstaat häufen sich“, sagte Richterbund-Geschäftsführer Sven Rebehn der Deutschen Presse-Agentur. Weil die Strafverfahren nicht mit der gebotenen Schnelligkeit bearbeitet werden konnten, haben nach seinen Angaben 2024 Gerichte bundesweit mehr als 60 dringend Tatverdächtige aus der Untersuchungshaft entlassen.
„Es ist offensichtlich, dass es jetzt ein Sofortprogramm braucht, damit die Strafjustiz nicht zum Flaschenhals bei der Kriminalitätsbekämpfung wird“, betonte Rebehn mit Blick auf die anstehenden Koalitionsgespräche von Union und SPD.
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