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Veröffentlicht am 15.04.2025 14:01, aktualisiert am 15.04.2025 14:40

Immer weniger Kirchenmitglieder in Bayern

Nicht nur die beiden Großkirchen in Bayern verlieren Mitglieder. (Archivbild) (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Nicht nur die beiden Großkirchen in Bayern verlieren Mitglieder. (Archivbild) (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Nicht nur die beiden Großkirchen in Bayern verlieren Mitglieder. (Archivbild) (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Zahl der Kirchenmitglieder in Bayern hat im langjährigen Vergleich deutlich abgenommen. Waren 2011 noch mehr als 70 Prozent der Bevölkerung im Freistaat Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche, lag der Anteil 2022 noch bei knapp über 60 Prozent. Dies geht aus Daten des Zensus hervor, die Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und der Präsident des Landesamts für Statistik, Thomas Gößl, in Fürth vorgestellt haben.

2022 gab es in Bayern 5,8 Millionen Katholiken und 2,1 Millionen Protestanten. Auch die griechisch-orthodoxe, russisch-orthodoxe und rumänisch-orthodoxe Kirche sowie die jüdischen Gemeinden verloren in dem Vergleichszeitraum demnach viele Mitglieder. Wie aus Daten der Kirchen selbst hervorgeht, hält der Rückgang weiter an: 2024 waren demnach noch 5,5 Millionen Menschen in der katholischen Kirche in Bayern und 2 Millionen Menschen in der evangelischen Kirche.

Austritte und Beerdigungen übersteigen die Zahl der Neueintritte

Zwar treten jährlich im Schnitt mehr als 50.000 Menschen in die katholische Kirche ein - etwa durch Taufe, Übertritt und Wiedereintritt. Doch die Zahl der kirchlichen Beerdigungen war von 2011 bis 2024 jedes Jahr höher als die der Eintritte in die katholische Kirche. Dazu kommt die weiter hohe Zahl an Kirchenaustritten. In der evangelischen Kirche ist der Trend derselbe.

Zwischen 2011 und 2022 sank die Zahl der Mitglieder in der katholischen Kirche um 13,8 Prozent und die der evangelischen Kirche um 15,2 Prozent. Damit lag der Anteil der Katholiken in Bayern 2022 bei 44,2 Prozent, die Protestanten machten 16,4 Prozent der Bevölkerung aus. 

„Religiöse Werte für Millionen Menschen von großer Bedeutung“

Minister Herrmann betonte angesichts dieser Entwicklung: „Die individuelle Spiritualität und Religiosität des Menschen kann statistisch nicht abgebildet werden und hängt nicht nur mit der Kirchenzugehörigkeit zusammen.“ Auch wenn die Bedeutung der Religion in der öffentlichen Wahrnehmung zurückgehen möge, seien die religiösen Werte weiterhin für Millionen Menschen in Bayern von großer Bedeutung.

Als Träger zahlreicher Einrichtungen im sozialen Bereich wie etwa der Caritas oder der Diakonie leisten die beiden Großkirchen laut Herrmann einen unverzichtbaren Beitrag zur Betreuung von Kindern, Senioren und hilfsbedürftigen Menschen im Freistaat. Durch den Rückgang der Kirchensteuer entstehe aber ein finanzieller Engpass, der den Staat zwinge, sich etwa im Bereich der Pflege und Kinderbetreuung noch stärker zu engagieren.

Muslime in Bayern werden nicht statistisch erfasst

Neben den beiden Großkirchen gibt es in Bayern laut der Erhebung unter anderem etwa 116.000 Mitglieder der orthodoxen Kirchen und 11.000 jüdische Gemeindemitglieder. Rund 5,5 Millionen Menschen in Bayern gehören keiner oder einer anderen Religionsgemeinschaft an. Darunter fallen in der Statistik auch Menschen muslimischen Glaubens, da sie derzeit noch nicht erfasst werden. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schätzt ihre Zahl für das Jahr 2019 in Bayern auf 621.000 bis 656.000 oder auf einen Anteil von 4,8 bis 5,1 Prozent der Bevölkerung. Minister Herrmann geht davon aus, dass sich diese Zahl in den vergangenen Jahren noch mal leicht erhöht hat.

Die Zensus-Daten geben zudem Aufschluss über die Altersstruktur der Religionsgemeinschaften in Bayern - und zeigen dabei ein sehr unterschiedliches Bild. Waren die Mitglieder der beiden Großkirchen 2022 im Schnitt etwa 46 Jahre alt, wiesen die Jüdinnen und Juden im Freistaat mit 58,6 Jahren im Schnitt ein deutlich höheres Alter auf. Die Mitglieder der orthodoxen Kirchen waren mit durchschnittlich 34,2 Jahren im Gegenzug erheblich jünger.

© dpa-infocom, dpa:250415-930-441516/2


Von dpa
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