Kahlschlag bei Bosch: 13.000 Stellen fallen weg – schützt Ansbach ein Vertrag? | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 25.09.2025 15:55, aktualisiert am 25.09.2025 16:14

Kahlschlag bei Bosch: 13.000 Stellen fallen weg – schützt Ansbach ein Vertrag?

Der Autozulieferer Bosch will Kosten sparen und etwa 13.000 weitere Stellen abbauen, vor allem an deutschen Standorten der Zuliefersparte Mobility. Die Maßnahmen sollten bis Ende 2030 abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen aus Gerlingen bei Stuttgart mit. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ berichtet.

Größere Anpassungen plane Bosch unter anderem an den Standorten Stuttgart-Feuerbach, Schwieberdingen und Bühl/Bühlertal in Baden-Württemberg sowie im saarländischen Homburg. In Waiblingen, wo 560 Menschen für Bosch arbeiten, soll die Produktion nach Medienberichten komplett geschlossen werden.

2500 Menschen arbeiten bei Bosch in Brodswinden

Von Ansbach ist laut Medienberichten bislang keine Rede. Aus Mitarbeiterkreisen war am Donnerstag zu vernehmen, dass das Werk diesmal nicht betroffen sein soll. Demnach bestehe ein „Standortsicherungsvertrag” bis 2027, der unter den Beschäftigten zunächst eine gewisse Zuversicht geben dürfte. Am Fertigungsstandort in Brodswinden sind laut Konzernangaben rund 2500 Menschen beschäftigt.

Bereits seit Ende 2023 gibt es bei Bosch eine ganze Reihe von Stellenabbauprogrammen. Im vergangenen Jahr kürzte das Unternehmen in Ansbach 40 Stellen. Es folgten weitere konzernweite Streichungen, die am westmittelfränkischen Werk aber ohne Auswirkungen vorbeigingen.

Das Boschwerk im Ortsteil Brodswinden ist der größte industrielle Arbeitgeber in Ansbach. In diesem Jahr wurden hier nach Angaben der Werksleitung 40 Arbeitsplätze abgebaut. (Archivfoto: Sabrina Mägerlein)
Das Boschwerk im Ortsteil Brodswinden ist der größte industrielle Arbeitgeber in Ansbach. In diesem Jahr wurden hier nach Angaben der Werksleitung 40 Arbeitsplätze abgebaut. (Archivfoto: Sabrina Mägerlein)

Stellenabbau bei Bosch: Wie steht es um das Werk in Ansbach?

Die Krise der Automobilindustrie bereitet vielen Sorgen. Auch Bosch kündigte an, Stellen zu streichen. Der Automobilzulieferer hat auch einen Sitz in Brodswinden.

Der Handlungsdruck scheint aber trotzdem weiterhin immens zu sein: „Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung“, sagte Bosch-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Stefan Grosch. „Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum. Das schmerzt uns sehr, doch es führt leider kein Weg daran vorbei.“

IG Metall empört über die Kürzungspläne

Die Gewerkschaft IG Metall reagierte empört. „Es steht außer Frage, dass die Situation in der deutschen und europäischen Automobil- und Zulieferindustrie sehr angespannt ist“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Geschäftssektors Mobility, Frank Sell, einer Mitteilung zufolge. „Einen Personalabbau dieser historischen Größenordnung - ohne gleichzeitige Zusagen zur Sicherung unserer Standorte in Deutschland - lehnen wir jedoch entschieden ab!“ Bosch verspiele damit Vertrauen und sorge für „einen sozialen Kahlschlag in vielen Regionen“, kritisierte Sell. Die Krise in der Automobilindustrie machte dem weltgrößten Autozulieferer zuletzt schwer zu schaffen.

Dass der Zulieferer massiv sparen muss, hatten Mobilitätschef-Chef Markus Heyn und Arbeitsdirektor Grosch zuletzt in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ verdeutlicht. Die jährlichen Kosten des Geschäftsbereichs sollten demnach um 2,5 Milliarden Euro sinken. Die Kostenlücke sollte nach Angaben von Grosch bereits in den kommenden Jahren sehr deutlich reduziert werden und spätestens 2030 geschlossen sein.

Mitarbeiterzahl sank schon zuletzt

Im vergangenen Jahr war der Umsatz der Zuliefersparte um 0,7 Prozent auf 55,8 Milliarden Euro gesunken. Für das laufende Geschäftsjahr rechnete Bosch zuletzt mit einem leichten Wachstum. Der größte Bosch-Geschäftsbereich ist für mehr als 60 Prozent des Gesamtumsatzes von gut 90 Milliarden Euro verantwortlich. 

Ende 2024 hatte der Konzern weltweit insgesamt fast 417.900 Beschäftigte – und damit rund 11.600 weniger als ein Jahr zuvor. In Deutschland sank die Mitarbeiterzahl um gut 4500 auf mehr als 129.600 (minus 3,4 Prozent). In der Mobility-Sparte in Deutschland arbeiteten zuletzt etwas über 70.000 Menschen, wie Arbeitsdirektor Grosch sagte.

Über 1000 Mitarbeiter demonstrierten bei der Kundgebung vor den Bosch-Werkstoren. Auch viele Delegationen von anderen Industriebetrieben nahmen teil. (Foto: Anna Beigel)
Über 1000 Mitarbeiter demonstrierten bei der Kundgebung vor den Bosch-Werkstoren. Auch viele Delegationen von anderen Industriebetrieben nahmen teil. (Foto: Anna Beigel)

Über 1000 Beschäftigte demonstrieren vor dem Ansbacher Bosch-Werk

Protest gegen den geplanten Jobabbau am Mittwoch vor dem Tor der Fabrik in Brodswinden: Nach den aktuellen Plänen sollen 46 Arbeitsplätze in Ansbach wegfallen.
Der Automobilzulieferer Bosch plant in Deutschland einen drastischen Jobabbau. (Archivbild: Bernd Weißbrod/dpa)
Der Automobilzulieferer Bosch plant in Deutschland einen drastischen Jobabbau. (Archivbild: Bernd Weißbrod/dpa)
Der Automobilzulieferer Bosch plant in Deutschland einen drastischen Jobabbau. (Archivbild: Bernd Weißbrod/dpa)

Von Johannes Hirschlach und dpa
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