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Veröffentlicht am 19.09.2024 00:07

Kredite für Selbstständige und Freiberufler - so klappt's

Wichtige Unterlagen wie Jahresabschlüsse und Einkommensteuerbescheide sollten Selbstständige bereitliegen haben, wenn sie einen Kredit von der Bank wollen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)
Wichtige Unterlagen wie Jahresabschlüsse und Einkommensteuerbescheide sollten Selbstständige bereitliegen haben, wenn sie einen Kredit von der Bank wollen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)
Wichtige Unterlagen wie Jahresabschlüsse und Einkommensteuerbescheide sollten Selbstständige bereitliegen haben, wenn sie einen Kredit von der Bank wollen. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Oft verdienen sie gut und haben eine Top-Bonität – und doch tun sich viele Banken schwer damit, Freiberuflerinnen und Selbstständigen einen Kredit zu gewähren. Ein Grund: die häufiger schwankenden Einnahmen. Fünf Tipps, wie es trotzdem klappen kann.

1. Der erste Weg führt zur Hausbank

Es ist eigentlich immer empfehlenswert, zunächst die Hausbank zu kontaktieren, rät Jörg Buschan, Experte für Kreditrecht beim Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Denn dort kennt man die finanzielle Situation des oder der Kredit-Interessierten am besten - und kann so wertvolle Tipps geben.

Macht die Hausbank ihrerseits ein Kreditangebot, lohnt es, dieses mit Angeboten anderer Banken zu vergleichen, so Buschan. Gut zu wissen: Das ist auch online möglich.

Je nachdem, welche Pläne man mit dem Geld hat, können auch Förderkredite der staatlichen Bank KfW infrage kommen. So gibt es etwa den ERP-Förderkredit KMU. Diesen können sowohl Selbstständige mit einem kleinen und mittleren Unternehmen als auch Freiberufler in Anspruch nehmen. Voraussetzung für diesen Kredit: Die Mittel dienen als Investitionen in die selbstständige oder freiberufliche Tätigkeit.

2. Regelmäßiges Einkommen und Bonität nachweisen

„Wichtig ist den Banken ein regelmäßiges Einkommen in ausreichender Höhe“, sagt Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) in München. Das kann etwa auch aus nicht selbstständiger Tätigkeit sowie aus Mieteinnahmen oder Kapitalerlösen stammen.

Ebenfalls relevant ist die Bonität, auch genannt Kreditwürdigkeit - also die pünktliche Bezahlung früherer Kredite. Wird ein Kredit beantragt, holt die Bank dafür bei der Kundin oder dem Kunden die Zustimmung für die Abfrage bei der Auskunftei Schufa ein. Tipp: „Einmal jährlich kann man dort – und bei ähnlichen Dienstleistern – kostenlos eine Selbstauskunft anfordern, um sich ein Bild über die eigene Kreditwürdigkeit zu verschaffen“, so Lutz.

3. Auf Sicherheiten verweisen

Freiberufler und Selbstständige können die Chancen auf einen Kredit deutlich erhöhen, wenn sie bestimmte Sicherheiten haben. „Dazu zählen zum Beispiel eine schuldenfreie Immobilie, eine Risikolebensversicherung oder ein Wertpapierdepot“, sagt Andreas Lutz. 

Womöglich ist auch der Ehepartner, die Ehepartnerin oder ein Familienangehöriger bereit, für den Kredit zu bürgen.

4. Wichtige Unterlagen schon bereithalten 

Für die Bank ist die entscheidende Frage, ob sie dem Antragsteller oder der Antragstellerin in der Lage sieht, einen Kredit auch wirklich zu bedienen. Um sich ein umfassendes Bild zu machen, fordern sie von Selbstständigen und Freiberuflern die Jahresabschlüsse der vergangenen drei Jahre an. Daraus lassen sich etwa Umsatz und Gewinne sowie die Umsatzrendite ableiten und vergleichen, erklärt Andreas Lutz vom VGSD.

Ebenfalls wichtig: „Die Einkommensteuerbescheide der zurückliegenden drei Jahre sowie Konto- und Depotauszüge“, sagt Kreditrecht-Experte Buschan. Und auch den Personalausweis sollte man mitbringen, um sich zu legitimieren.

5. Wichtige Entscheidungen vor dem Kreditabschluss

Geschafft, die Bank signalisiert die Bereitschaft, einer Selbstständigen oder einem Freiberufler einen Kredit zu gewähren. Was sie außerdem im Blick haben sollten.

Monatliche Belastungen: „Die monatlichen Belastungen für Zinsen und Tilgung sollten relativ zum Einkommen nicht zu hoch sein“, sagt Andreas Lutz. So schließt man aus, dass es bei einer unerwarteten Verschlechterung der Einkommensverhältnisse zu einer finanziellen Überforderung kommt.

Kreditausfallversicherung: „Es kann sich unter Umständen auch lohnen, über den Abschluss einer Kreditausfallversicherung nachzudenken“, so Jörg Buschan. Sie deckt Risiken ab, wenn ein Kunde nicht zahlt. So kommen die Kreditnehmer selbst nicht in finanzielle Schwierigkeiten gegenüber der Bank.

Flexibilität: Freiberuflerinnen und Selbstständige sollten darauf achten, dass sie bei der Rückzahlung der Kreditraten eine gewisse Flexibilität haben - also bei gut laufenden Geschäften etwa eine Sondertilgung leisten können. „So ist der Kredit schneller abbezahlt“, sagt Buschan.

Zusätzliche Beratung: Wer als Selbstständiger erstmals einen Kredit beantragt, kann sich dabei etwa von einem auf kleine Unternehmen und Existenzgründerinnen spezialisierten Berater begleiten lassen. Betroffene erhalten dabei wertvolle Impulse für ihr Business – „und vielleicht auch den Rat, keinen Kredit aufzunehmen, weil sich die geplante Investition nicht ausreichend lohnt“, sagt Andreas Lutz.

Privater Kredit: Statt für einen Kredit zu bürgen, sind nahe Verwandte vielleicht sogar bereit, Selbstständigen oder Freiberuflerinnen direkt einen Kredit zu gewähren. „Ein solches Darlehen ist dann oft mit geringeren Zinsen verbunden und flexibler“, sagt Lutz.

© dpa-infocom, dpa:240918-930-236631/1


Von dpa
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