Ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen zum Jahresende ist durchaus üblich - und nicht ungewöhnlich. Dennoch sehen die Zahlen für den bayerischen Arbeitsmarkt deutlich schlechter aus als vor einem Jahr im Dezember.
Die Zahl der Arbeitslosen in Bayern stieg im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 7.712 auf 293.189 an. Damit waren auch deutlich mehr Menschen ohne Arbeitsstelle als im Dezember 2023 - und zwar 30.291.
„Der bayerische Arbeitsmarkt befindet sich mitten im Strukturwandel. Zusätzlich belastet die anhaltende wirtschaftliche Rezession besonders die heimischen, exportstarken Unternehmen“, sagte der Chef der bayerischen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Markus Schmitz, laut Mitteilung.
„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist dabei eine bayernweite Entwicklung“, sagte Schmitz weiter. In allen sieben Regierungsbezirken, in allen Agenturbezirken und in allen 96 Städten und Landkreisen falle die Arbeitslosenquote im Dezember 2024 höher aus als ein Jahr zuvor. „Und dennoch weisen wir weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote deutschlandweit auf. Darauf werden wir uns nicht ausruhen, sondern weiter Lösungen zur Unterstützung von Unternehmen, Beschäftigten und Arbeitslosen erarbeiten.“
Im Dezember wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 19.733 neue Arbeitsstellen gemeldet. Das seien 5,3 Prozent weniger als im Vormonat und 13,1 Prozent weniger als im Vorjahr, teilte die Regionaldirektion weiter mit. Der Rückgang zeige sich in fast allen Branchen.
Eine aktuelle Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeige für den Freistaat im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet eine ungünstigere Entwicklung der Arbeitslosigkeit. „Die anhaltende wirtschaftliche Rezession wird uns auch im kommenden Jahr begleiten und insbesondere unseren bayerischen Arbeitsmarkt spürbar negativ beeinträchtigen. Eine durchgreifende Besserung ist nicht in Sicht“, sagte Schmitz.
Die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) teilte mit: „2024 war für den Arbeitsmarkt ein sehr schwieriges Jahr.“ Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt seien im neuen Jahr nicht viel besser. „Es ist jetzt wirklich höchste Zeit umzusteuern. Unsere Wirtschaft muss mit frischen Impulsen entfesselt werden. Davon wird auch der Arbeitsmarkt profitieren. Und wir verhindern, dass die Arbeitslosigkeit 2025 weiter steigt.“
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) bilanzierte mit Blick auf die Arbeitsmarktzahlen: „Wir haben eine massive Konjunktur- und Strukturkrise. Der anhaltende Abwärtstrend zeigt sich immer deutlicher auf dem Arbeitsmarkt. Der Stellenaufbau ist erlahmt“, sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Die vbw sieht nach der Bundestagswahl dringenden Reformbedarf: „Die Unternehmen brauchen schnelle Entlastung, insbesondere von Bürokratie sowie von den hohen Kosten für Energie, Steuern und Sozialabgaben.“
Zu mehr Investitionen rief der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf. „Die Stärke der bayerischen Wirtschaft und des bayerischen Arbeitsmarktes ist kein Selbstläufer. Wir brauchen jetzt eine massive Investitionsoffensive, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Andernfalls droht Stillstand und Abbaupfade werden beschleunigt“, sagte der bayerische DGB-Chef Bernhard Stiedl.
Die strukturellen Herausforderungen seien nicht nur wirtschaftlicher Natur, betonte er weiter: „Ein starker Arbeitsmarkt braucht auch eine starke soziale Infrastruktur. Dazu gehören ausreichende Kinderbetreuungsangebote, bezahlbarer Wohnraum und faire Löhne. Hier gibt es noch zu viele Baustellen, die die Politik dringend anpacken muss.“
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