„Nie wieder ist Jetzt”: Mit einem starken Signal haben sich am Samstagnachmittag in Ansbach nach Angaben der Polizei 2000 Menschen auf dem Martin-Luther-Platz zusammengefunden, um sich gemeinsam gegen den politischen Rechtsruck im Bundestag, gegen aufkommenden Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auszusprechen.
Sieben Redner traten im Laufe der rund einstündigen Kundgebung vor die versammelten Menschen und appellierten an die konservativen politischen Kräfte im Land, die Mitte der Gesellschaft nicht zu verlassen und sich nicht mit politisch extremen Kräften wie der AfD einzulassen. Es gelte 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz, ein Zeichen zu setzen, formulierte es Benjamin Kießling vom Deutschen Gewerkschaftsbund. „Die konservativen Kräfte in unserem Land haben eine besondere Verantwortung, sich an christlichen Werten zu orientieren.”
„Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit werden wieder salonfähig”, warnte Pfarrer Jens Porep von der Ansbacher Friedenskirche und mahnte gerade auch im Hinblick auf die Rhetorik der AfD: „Wir müssen die widerwärtigen Aussagen ernst nehmen. Sie meinten es damals genau so und sie meinen es heute so.”
Ulrich Rach von der Bürgerbewegung für Menschenrechte kritisierte „die bürgerlichen Kräfte in der Politik”, sie dürften nicht zu Steigbügelhaltern einer „gefährlichen nationalistischen Partei” werden. „Die AfD hat sich entlarvt. Blau ist das neue Braun.”
Schauspieler und Kabarettist Thorsten Siebenhaar, dem angesichts der politischen Entwicklungen „das Lachen vergeht”, rief die Menschen zum aktiven Widerstand gegen rechtsextreme Tendenzen auf. „Seid tapfer, seid laut. Augen zu hilft nicht.”
Lehrerin Iraz Saygili, nach eigenen Worten „eine besorgte Deutsche mit Migrationshintergrund”, trat für den Schutz der Grundrechte ein. „Nur eine wehrhafte Demokratie ist überlebensfähig.” Es gelte, jetzt dafür einzutreten. Ihr Ansatz dafür: „Zusammenhalten, aufmerksam sein, gemeinsam Probleme lösen.”
Zum Abschluss fragte sich die 16-jährige Nathalie Pottiez, wo in der Politik der Sinn für Gerechtigkeit und Freiheit geblieben seien. Die Schülerin ging auf Ängste ein, die viele Menschen, gerade auch die jüngere Generation, verfolgen würden.
Redebeiträge der verschiedenen an der Ausrichtung beteiligten Stadtrats-Parteien gab es nicht.
Das Bündnis, das sie die Demo auf die Beine gestellt hatte, besteht aus dem DGB, den Grünen in Ansbach, der Ansbacher SPD, der ÖDP Ansbach, der BAP, der Offenen Linken Ansbach (OLA) und der Bürgerbewegung für Menschenwürde Mittelfrankenwaren. Die CSU und die Freien Wähler hatten sich nicht beteiligt. Störungen vermeldete die Polizei keine. Thorsten Siebenhaar ging vor seiner Rede auf einen kurzen Vorfall ein. Ein Mann in Rockerkleidung hatte hinter der Bühne gepöbelt, dass man alle Teilnehmer früher oder später erwischen und abstechen würde. Dem rief Siebenhaar vom Podium zu: „Verpiss dich!”