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Veröffentlicht am 13.06.2025 00:08

Plagegeister im Schrank: Kleidermotten langfristig loswerden

Wolle mögen Kleidermotten besonders gerne - Textilien aus Naturmaterialien am besten in Vakuumbeutel packen. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)
Wolle mögen Kleidermotten besonders gerne - Textilien aus Naturmaterialien am besten in Vakuumbeutel packen. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)
Wolle mögen Kleidermotten besonders gerne - Textilien aus Naturmaterialien am besten in Vakuumbeutel packen. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Das schöne Seidentuch von der Oma würde gut zum modernen Sommeroutfit passen. Irgendwo hinten im Schrank muss es noch liegen. Doch dann kommt die böse Überraschung: Dutzende kleine Löcher im Stoff machen das Tuch unbrauchbar - höchstwahrscheinlich das Werk von Kleidermotten. 

„Auf der Suche nach Keratin, von dem sie sich ernähren, befallen sie Textilien mit tierischen Fasern wie Seide oder Wolle. Auch auf Tierhaare und Federn fliegen sie“, erklärt René Rettig vom Berufsverband Hauswirtschaft. Nervig! Wie wird man sie also wieder los? Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.

Woher kommen die Kleidermotten? 

„Kleidermotten leben draußen in der Natur.“ Dort ernähren sie sich von tierischen Materialien. „Sie gelangen durch offene Fenster und Türen in die Wohnungen“, so Martin Claus vom Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband.

Es gibt aber noch einen Weg, wie sie ins Haus kommen können - über gebrauchte Textilien. „In Fundstücken vom Flohmarkt oder Secondhand-Produkten werden sie oft unbemerkt eingeschleppt“, erklärt Martin Claus.

Einmal da, können sie den gesamten Inhalt der Kleiderschränke befallen. Getragene Textilien, Decken oder unbehandelte Wollteppiche, die längere Zeit nicht bewegt oder betreten wurden, sind bevorzugte Ziele von Textilmotten.

Aber was lockt Kleidermotten genau an?

Kleidermotten sind kein Indiz dafür, das irgendwas im Haus mit der Hygiene nicht stimmt. „Zwar können sie Gerüche wahrnehmen, etwa Schweiß oder Nahrungsreste, aber die sind ja in einem Haushalt normal. Das heißt nicht, dass man unhygienisch ist“, betont Michèle Bandoly vom Umweltbundesamt.

Bei allem Ärger darüber, dass das schöne Seidentuch oder der wertvolle Kaschmirpulli nicht mehr zu gebrauchen ist, besteht beim Befall von Kleidermotten kein Grund zur Panik. „Man kann sie gut und nachhaltig loswerden, wenn man versteht, wie sie ticken“, so Martin Claus.

Kleidermotten kommen demnach in vier Entwicklungsstadien vor, als:

  • Ei
  • Larve
  • Puppe
  • Kleidermotte

„Diesen Entwicklungsprozess gilt es zu unterbrechen, damit die Motten sich nicht weiter vermehren“, erklärt Martin Claus. Man sollte mindestens in einem dieser Stadien eingreifen, um die Entwicklung zu stoppen. „Dabei gibt es verschiedene Ansätze“, so der Schädlingsbekämpfer.

Wie lassen sich Kleidermotten am besten bekämpfen?

Die Eier lassen sich effektiv mit lebenden Schlupfwespen bekämpfen. „Sie sind natürliche Feinde der Kleidermotten und legen ihre Eier in die Motteneier, die dabei absterben“, erklärt Michèle Bandoly. Nicht wundern, wenn man sie nicht sieht - die Nützlinge sind winzig, nur etwa 0,4 Millimeter groß. 

Wichtig ist, die richtigen Schlupfwespen zu verwenden - also für Kleidermotten. Es gibt nämlich auch welche für Lebensmittelmotten, die man genauso bekämpft. Man sollte also beide nicht verwechseln.

„Die Kärtchen mit den Schlupfwespen werden im Schrank verteilt. Es braucht einige Zeit, bis alle Motteneier vernichtet sind“, erklärt Michèle Bandoly. Die Kärtchen sollte man über einen Zeitraum von rund viereinhalb Monaten bis zu sechsmal erneuern, rät er. Rückstände von Schlupfwespen sind übrigens nicht zu befürchten, die Tiere sind winzig klein. Wenn sie keine Motteneier mehr finden, sterben sie ab und zerfallen zu Staub.

Ausgewachsene Kleidermotten sind etwa vier bis neun Millimeter groß. Den Insekten kann man mit Pheromonfallen beikommen. „Das sind mit weiblichen Lockstoffen versetzte Klebestreifen oder -blätter, an denen die Männchen haften bleiben“, erklärt Martin Claus. „Wenn die männlichen Tiere absterben, ist irgendwann die Vermehrung unterbrochen.“

Tipp: Die Fallen nicht nur an einer Stelle, sondern in der Wohnung verteilt anbringen, rät René Rettig.

Was raten Experten, wenn Kleidermotten Textilien befallen haben?

Wurden Textilien so stark befallen, dass sie nicht mehr zu retten sind, sollte man sie sofort im Müll entsorgen. „Bei einem Befall ist es ratsam, den gesamten Kleiderschrank auszuräumen und jedes Stück zu untersuchen“, so René Rettig. 

Um sicherzugehen, sollte man alle Textilien waschen - am besten möglichst heiß. „Bei Waschtemperaturen von 50 bis 60 Grad sterben die Motten ab“, sagt René Rettig. Vertragen Textilien nicht so viel Hitze, rät er: „Empfindliche Stücke aus Naturmaterialien, können alternativ gut verpackt bei minus 18 Grad Celsius in die Gefriertruhe gelegt werden.“ 

Große Teile, etwa Wollteppiche, die nicht in die Waschmaschine oder den Gefrierschrank passen, kann man auch für einige Stunden in die pralle Sonne legen. „Das sollte man mehrmals wiederholen“, rät Michèle Bandoly. Alternativ kann eine professionelle Reinigung helfen. 

Übrigens: Häufig sind Wollteppiche laut UBA aber auch mit Insektiziden (Pyrethroide) gegen Mottenfraß ausgerüstet. Dieser Schutz ist etwa ein Kriterium des „Wollsiegels“ für Teppiche.

Sind Chemikalien eine sinnvolle Lösung? 

Von Chemikalien, zum Beispiel Biozidprodukte, wie sie im Handel zur Bekämpfung von Insekten angepriesen werden, sollte man Abstand halten. „Das liegt schon im eigenen Interesse, denn sie können zu gesundheitlichen Problemen führen“, so Martin Claus. 

„Kleiderschränke stehen meist im Schlafzimmer, wo sich die Menschen lange Zeit aufhalten. Da möchte man nicht den schädlichen Wirkungen von Chemikalien ausgesetzt sein“, so der Experte.

Was hilft, damit es nicht erneut zum Befall kommt?

Um einem erneuten Befall vorzubeugen, sollte man Kleiderschränke, Truhen und andere Aufbewahrungsorte gründlich reinigen. „Dabei zeigt Essigwasser eine gute Wirkung“, so Michèle Bandoly. 

Auch Hitze kann helfen, um eventuell noch vorhandene Eier oder Larven abzutöten. „Vor allem Fugen und Ritzen kann man mit einem Föhn behandeln“, rät daher Michèle Bandoly.

„Zur Sicherheit sollte man alle Textilen mit Naturfasern, nachdem sie gereinigt und auf Reste von Befall kontrolliert wurden, in Kleiderboxen oder luftdichten Beuteln verpacken“, rät René Rettig. Besonders Sommer- oder Winterkleidung sollte man schützen - und so nach der jeweiligen Saison sicher aufbewahren.

Tipp: Damit keine neuen Kleidermotten einziehen, ist es zudem empfehlenswert vor den Fenstern und Türen ein feines Insektenschutzgitter anzubringen. 

Kleidermotten vorbeugen - helfen Hausmittel?

Hausmittel wie Lavendelöl oder Zedernholz haben nur eine beschränkte Wirkung. Sie ärgern die Motten zwar, weil sie den Duft nicht mögen. Sind die Insekten aber erst einmal da, können die Hausmittel laut UBA Schäden nicht verhindern. René Rettig rät daher: „Textilien mit Naturfasern, die neu ins Haus kommen, sollten sorgfältig auf Befall untersucht werden, bevor sie in den eigenen Kleiderschrank wandern.“

© dpa-infocom, dpa:250612-930-662681/1


Von dpa
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