Ein 16-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft, es gibt sechs weitere Verdächtige zwischen 15 und 17 Jahren. Die Ermittler sehen auch Zusammenhänge mit einem Angriff auf die israelische Flagge am Ansbacher Rathaus.
Zunächst Unbekannte überfielen am 4. Dezember eine Filiale der Drogeriekette dm in der Ansbacher Welserstraße und am 4. Januar den H&M-Markt am Martin-Luther-Platz in Ansbach. Nach den Angaben des mittelfränkischen Polizeipräsidiums erhärtete sich im Zuge der Ermittlungen der Tatverdacht zunächst gegen einen 16-jährigen deutschen Jugendlichen. Wie die Polizei am Freitag bekanntgab, nahmen Beamte ihn am Montag, 13. Januar, vorläufig fest. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ansbach wurde er der Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Ansbach vorgeführt, welche am Dienstag einen Untersuchungshaftbefehl erließ.
Nach zahlreichen Zeugenbefragungen und der sorgfältigen Auswertung verschiedener Spuren rückten die Beamten sechs weitere Personen in den Mittelpunkt ihrer Ermittlungen. Die Polizei nahm die Tatverdächtigen im Laufe des Donnerstags, 16. Januar, vorläufig fest. Es handelt sich dabei um einen 17-jährigen italienischen, drei 15-jährige syrische und zwei 17-jährige syrische Jugendliche. Die Staatsanwaltschaft Ansbach stellte Haftantrag gegen die jungen Männer.
Drei der syrischen Jugendlichen (15, 15, 17 Jahre alt) stehen zudem im Verdacht, in der Silvesternacht an der Beschädigung einer israelischen Flagge beteiligt gewesen zu sein.
Am Mittwoch, 4. Dezember, kurz vor 20:00 Uhr hatten zwei maskierte Unbekannte den Verkaufsraum einer Drogerie in der Welserstraße betreten, griffen eine Mitarbeiterin an und forderten unter Vorhalt einer Schusswaffe die Herausgabe von Bargeld. Nachdem eine weitere Angestellte den Tätern das Geld übergeben hatte, flüchteten diese in unbekannte Richtung. Eine Frau erlitt leichte Verletzungen und wurde in einem Krankenhaus medizinisch versorgt.
Die Polizeiinspektion Ansbach führte im Umfeld des Tatorts großangelegte Fahndungsmaßnahmen durch. Neben zahlreichen Streifen benachbarter Dienststellen waren an der Fahndung unter anderem mehrere Diensthundeführer sowie ein Hubschrauber der Bayerischen Bereitschaftspolizei beteiligt. Die Maßnahmen dauerten bis in die Nachtstunden an, führten jedoch nicht zur Festnahme der Täter.
Am Samstag, 4. Januar, um 18.50 Uhr, überfielen mehrere maskierte Personen ein Bekleidungsgeschäft am Martin-Luther-Platz. Die unbekannten Täter forderten von den Angestellten die Herausgabe von Bargeld. Währenddessen gab einer der Männer einen Schuss aus einer Waffe ab. Hierbei handelte es sich mutmaßlich um einen Schuss aus einer Schreckschusswaffe (PTB). Des Weiteren sollen einige der Täter Eisenstangen mitgeführt haben. Ohne Geld erbeutet zu haben, rannten die Täter aus dem Laden und ergriffen die Flucht.
Trotz umgehend eingeleiteter, umfangreicher Fahndungsmaßnahmen, in die neben zahlreichen Streifen der Polizeiinspektion Ansbach und benachbarter Dienststellen ein Polizeihubschrauber eingebunden war, führten diese auch hier nicht zur schnellen Ergreifung der Täter.
Der Kriminaldauerdienst Mittelfranken traf an den Tatorten die ersten kriminalpolizeilichen Maßnahmen und führte unter anderem Spurensicherungsmaßnahmen durch. Unter der Leitung des für Eigentumskriminalität zuständigen Fachkommissariats der Ansbacher Kriminalpolizei wurde eine Ermittlungskommission gegründet. Hierbei ergaben sich Anhaltspunkte, die darauf schließen ließen, dass ein Zusammenhang zwischen den Taten bestehen könnte.
In den folgenden Tagen werteten die Beamten neben einer Vielzahl weiterer kriminalpolizeilicher Maßnahmen Spuren aus, führten Vernehmungen durch und arbeiteten die zahlreichen eingegangenen Zeugenhinweise aus der Bevölkerung ab. Zudem fand am Sonntag, 5. Januar, erneut eine großräumige Absuche des Tatortumfeldes auch mit Polizeihunden statt.
Am Freitagmittag teilten Vertreter von Staatsanwaltschaft und Polizei bei einer Pressekonferenz in Ansbach Hintergründe zu den Fällen mit.