Mehr als fünf Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das erste Schiff mit ukrainischem Getreide für andere Länder die gefährlichste Etappe nun hinter sich. Der Frachter „Razoni“ passierte am Mittwoch nach der Fahrt durchs Schwarze Meer die durch Istanbul verlaufende Meerenge Bosporus. Nach einer Inspektion durch beide Kriegsparteien, an der auch Experten der Türkei und der Vereinten Nationen beteiligt waren, geht es nun weiter in den Libanon. Weitere Schiffe sollen folgen.
Die „Razoni“ hatte am Montag den ukrainischen Schwarzmeer-Hafen Odessa verlassen. Zuvor hatten sich die Ukraine und Russland in langen Verhandlungen auf ein Abkommen zur Ausfuhr von Getreide geeinigt. Der Frachter musste zunächst über einen sicheren Korridor durch vermintes Gewässer gelotst werden. Vor der Einfahrt in den Bosporus gingen Experten an Bord und überprüften das Schiff. Damit sollte auch sichergestellt werden, dass keine Waffen geladen sind.
Aktuell warten nach Angaben der ukrainischen Regierung 17 bereits beladene Schiffe auf die Erlaubnis, dieselbe Route nehmen zu dürfen. Die Kriegsgegner Ukraine und Russland hatten Ende Juli unter Vermittlung der Vereinten Nationen jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen in Istanbul unterzeichnet, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Damit wurde auch die Einrichtung des Kontrollzentrums in Istanbul beschlossen.
Die USA begrüßten die sichere Passage der „Razoni“ durchs Schwarze Meer, mahnten aber auch, dass dies nur ein erster Schritt sein könne. Die weitere Umsetzung des Abkommens sei „von entscheidender Bedeutung, um die Ernährungssicherheit in der Welt zu verbessern“, erklärte das Außenministerium in Washington. Ähnlich äußerten sich andere Regierungen.
Die Ukraine zählte vor dem russischen Angriffskrieg zu den wichtigsten Getreide-Exporteuren der Welt. Mit den Lieferungen sollen Millionen Tonnen Getreide wieder für den Weltmarkt verfügbar werden. Die Nahrungsmittel werden vor allem in Asien, Afrika und Nahost dringend benötigt. Für Kiew geht es zudem um Einnahmen in Milliardenhöhe.
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