Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) appelliert an mehr Zusammenhalt in Deutschlands politischer Mitte. „Wenn ich mir die AfD in ihrer Größe, Feistheit und latenten Aggressivität im Bundestag anschaue, fühle ich mich Sozialdemokraten und Grünen viel näher“, sagte der 60-Jährige, der bei Friedrich Merz (CDU) im Kanzleramt angesiedelt ist, der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Nr. 25/2025 vom 12. Juni).
„Weil wir ein Bewusstsein für die Kraft des Arguments haben. Dafür, dass das Gegenüber vielleicht recht haben könnte“, sagte Weimer. „Demokraten glauben an das Argument, Antidemokraten an das Ressentiment. Das ist ein großer Unterschied.“
Weimer erläutert in dem „Streit“-Interview der „Zeit“ mit Bascha Mika seine Sicht auf die Weltpolitik: „Die vier großen Weltmächte – China, Russland, Indien und die USA – bewegen sich in Richtung Autoritarismus und Nationalismus. Oder sind dort sogar bereits angekommen. In diesen Ländern werden Freiheitsräume auf eine Art und Weise attackiert, wie wir uns das nicht vorstellen konnten.“ Weimers Fazit für Deutschland: „Angesichts dieser Bedrohung verlieren unsere Unterschiede in der politischen Mitte an Bedeutung.“
Weimer ist seit ein paar Wochen Staatsminister beim Bundeskanzler und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien. Zuvor war er Chefredakteur („Welt“, „Cicero“, „Focus“) und Publizist. Er ist Autor vieler Bücher („Das konservative Manifest“). Ihm wurde öfter vorgehalten, ein neoliberaler Rechtskonservativer zu sein.
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