Die bayerische Metall- und Elektroindustrie rechnet mit einem deutlichen Rückgang bei den neuen Ausbildungsverträgen im laufenden Jahr. Wenn sich die Lage nicht verbessere, werde es ein Minus von fünf Prozent geben, sagte der Hauptgeschäftsführer der Branchenverbände bayme vbm, Bertram Brossardt. Schon im abgelaufenen Jahr gab es einen leichten Rückgang von zwei Prozent auf 15.029. Das war schlechter als noch im vergangenen Sommer erwartet. Damals hatte die bayme vbm noch mit einem Plus gerechnet.
„Die M+E-Unternehmen kämpfen mit fehlenden Bewerbern aber auch mit einer schlechten wirtschaftlichen Lage“, sagte Brossardt. Zum aktuellen Bewerbermangel trägt zudem der Wechsel vom acht- auf das neunjährige Gymnasium bei, durch den es dieses Jahr keinen regulären Abiturientenjahrgang geben wird. Die Betriebe hätten sich aber darauf einstellen können, sagte Brossardt. Zudem komme „die absolute Mehrheit der Azubis weiterhin aus Mittel-, Real- und Wirtschaftsschule“.
Der Mangel an genügend und geeigneten Bewerbern ist immer noch der wichtigste Grund, warum Unternehmen weniger ausbilden. Immer häufiger nennen die Betriebe aber auch, dass sie bereits genügend Personal haben oder führen die wirtschaftliche Lage an. „Das zeigt: Die wirtschaftliche Lage hinterlässt inzwischen auch auf dem Ausbildungsmarkt ihre Spuren.“
Auch wer seine Ausbildung abschließt, bekommt die ungünstigeren Bedingungen unter Umständen zu spüren. Laut Prognose der bayme vbm werden voraussichtlich 73,4 Prozent der Auszubildenden unbefristet übernommen werden - das sind 2,9 Prozentpunkte weniger als im abgelaufenen Jahr. Dafür steigt die Zahl der befristeten Übernahmen. Der Anteil der Auszubildenden, die nicht übernommen wurden, blieb bei 6,7 Prozent praktisch konstant, allerdings passiert dies inzwischen seltener auf Wunsch des Auszubildenden und häufiger wegen dessen Leistung und Verhalten oder aus wirtschaftlichen Gründen.
Grundsätzlich sei die Situation gut für junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, betonte Brossardt: „Statistisch betrachtet, stehen jeder Bewerberin und jedem Bewerber in Bayern branchenübergreifend etwa 1,7 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Für die Jugendlichen ist das erfreulich.“
Rund 59 Prozent der Unternehmen berichteten allerdings, dass der Anteil der Auszubildenden, die eine Förderung benötigen, in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. Meist gehe es dabei um Sprache oder Rechenfähigkeiten, sagte Brossardt. Inzwischen gebe es bei fast 90 Prozent der Betriebe Maßnahmen zur Förderung und Unterstützung.
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