Die Großbaustelle zum Einschub der neuen Bahnbrücke in Heilsbronn hat sich für die Deutsche Bahn (DB) zu einem Nervenkrimi entwickelt. Inzwischen ist das Bauwerk an der richtigen Stelle angelangt. Doch der Weg dorthin war mit reichlich Hürden und mehreren Schreckmomenten gepflastert.
Nach wie vor steht hinter dem Plan der Bahn, die Bauarbeiten am Montagmorgen abschließen zu können, ein Fragezeichen. Und der Zeitdruck ist immens: Immerhin wurde extra für die Arbeiten die Bahnstrecke Nürnberg–Ansbach komplett gesperrt. Kommen die Bauarbeiten bis Sonntag nicht zum Abschluss, könnte die Totalsperrung noch länger andauern.
Doch was ist überhaupt geschehen? Fest steht: Am Mittwochvormittag hätte der Einschub der Stahlbetonbrücke an der Caspar-Othmayr-Straße beginnen sollen. Das 21 Meter lange Bauwerk war in den vergangenen Monaten nördlich der Bahnstrecke errichtet worden. Nach Beginn der Totalsperrung bauten Arbeiter die Gleise zurück und trugen den Bahndamm ab. Die Brücke sollte dann in die entstandene Baugrube wandern und die Lücke füllen.
Dabei ereignete sich das erste Malheur: Beim Verschub der tonnenschweren Last am Mittwoch „kam es auf einer Seite der Verschubbahn zu einer geringen Untergrundsetzung”, teilt die DB auf FLZ-Anfrage mit. Augenzeugen berichteten von deutlich sichtbaren Verwerfungen. „Das Fundament ist komplett abgesackt”, erzählt etwa Beobachter Rudolf Eger, Stadtrat in Heilsbronn. Eine Verschubbahn sei „im Boden versunken”.
Inwieweit das den Bauprozess lähmte, war da noch unklar. „Unser Bauteam arbeitet derzeit daran, den Untergrund zu verdichten, um den Einschub baldmöglichst fortsetzen zu können”, hieß es noch am Mittwoch aus der Pressestelle der Bahn. „Das Ziel ist, die entstandene Verzögerung im Bauablauf auszugleichen.”
Unter Hochdruck versuchten die Arbeiter noch am Mittwoch, den Boden standfester zu gestalten. In der Nacht auf Donnerstag startete das Team den nächsten Versuch, die Brücke an ihre Zielposition zu schieben. Gegen 2 Uhr nachts kam es dabei zum nächsten Unglück.
Auch das konnte Rudolf Eger beobachten: Beim Verdichten mit einer Rüttelmaschine seien Teile des Bahndamms instabil geworden. Ein Erdrutsch erfasste einen danebenstehenden Bagger. Dessen Fahrer habe gerade die Tür offen gehabt, sonst wäre er in der Maschine von den Massen eingeschlossen worden. Bilder zeigen den halb verschütteten Bagger. Und das sei noch Glück gewesen, sagt Eger. „Wäre der Bagger da nicht gestanden, hätte es die Arbeiter erwischt, die dahinter die Erde verdichtet haben.“
Die Bahn berichtet dazu, ein Baufahrzeug sei durch heruntergerutschtes Geröll „geringfügig beschädigt“ worden. Es sei niemand zu Schaden gekommen. Im Zuge der Bauarbeiten sei allerdings noch ein nicht in Betrieb befindliches Stromkabel beschädigt worden. Das sei aber unkritisch, die Reparatur erfolge in Abstimmung mit der Stadt.
Immerhin: Der Verschub konnte weitergehen. Seit Donnerstagmorgen steht die Brücke an ihrer Zielposition. „Das Bauteam kann nach aktuellem Stand die Verzögerungen im Bauablauf bis zum regulären Ende der Sperrpause wieder aufholen“, berichtete die DB-Pressestelle am Freitag.
Im Zuge der Bauarbeiten erreichten die FLZ zudem Beschwerden über den Schienenersatzverkehr mit Bussen. So wunderte sich ein Leser, weshalb für die punktuelle Maßnahme die gesamten Strecken Nürnberg–Ansbach und Wicklesgreuth–Windsbach gesperrt wurde. Er hätte sich einen Pendelverkehr zwischen Nürnberg und Roßtal sowie Ansbach und Wicklesgreuth gewünscht. Die Bahn verweist hierzu auf FLZ-Anfrage auf zahlreiche weitere Bauarbeiten entlang der Hauptstrecke, die „im Windschatten“ des Brückeneinschubs erfolgen.