Sieben Einbrüche in Westmittelfranken von Dezember 2021 bis September 2022 sind aufgeklärt. Am Mittwoch begann am Landgericht Nürnberg-Fürth der Prozess gegen ein Duo, das dafür verantwortlich gemacht wird. Insgesamt geht es sogar um eine Serie mit 26 Einbrüchen in einem Dreivierteljahr. Zum Prozessauftakt gestand die angeklagte Frau; der Mann äußerte sich zu den Vorwürfen noch nicht.
Sie kamen nachts. Und sie bevorzugten Arztpraxen. Immer wieder brachen die 43-jährige Frau und der 38-jährige Mann, beide aus dem oberfränkischen Forchheim, aber ebenso in Einfamilienhäuser ein. Und zwischendurch mal in eine Gaststätte oder in eine Gewerbeimmobilie. So jedenfalls geht es aus dem hervor, was die Staatsanwaltschaft für ihre Anklage zusammengetragen hat, die am Mittwoch zum Prozessauftakt vor der 2. Strafkammer unter Vorsitz von Claas Werner verlesen wurde.
26 Einbrüche in neun Monaten sollen es gewesen sein. Die Rollenverteilung war demnach immer gleich: Die Angeklagte stand außen Schmiere und hielt über Funk Kontakt zu dem Angeklagten. Der öffnete meistens die Türen, in dem er den Schließzylinder anbohrte und dann herauszog, manchmal aber hebelte er einfach Fenster oder Türen auf. Dann stieg er ein und sammelte zusammen, was da war: Schmuck, Münzen, Computerspiele, Sporttaschen, Fotoapparate, Briefmarken, Bargeld. Gemeinsam brachten die beiden alles in ihr Auto und fuhren davon.
Der Wert der Beute: Mal nur ein paar hundert, dann wieder mehrere tausend Euro. Den Gesamtwert in allen 26 Fällen beziffert die Staatsanwaltschaft auf 265.000 Euro. Außerdem entstand an Fenstern, Türen und Möbeln oft großer Schaden. Und: Bei den Bewohnern der Häuser erzeugten die Taten Verunsicherung und Angst. Manche litten an Schlafstörungen, viele rüsteten ihr Zuhause hinterher mit teuren Alarm- und Überwachungsanlagen aus, um sich in ihrem Zuhause wieder sicher zu fühlen.
Als Start der Serie bewertet die Staatsanwaltschaft einen Einbruch in ein Privathaus in Burghaslach (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) am 30. Dezember 2021. Der Angeklagte saß damals wegen anderer Straftaten noch im Gefängnis, nutzte laut den Ermittlungen seinen Hafturlaub für den nächsten Gesetzesbruch. Das Duo ließ Ringe, eine Taschenuhr und eine Münze im Gesamtwert von 1600 Euro mitgehen. Aber vor allem fielen ihm zwei EC-Karten samt PIN in die Hände. Damit hoben die beiden in den nächsten Tagen an Automaten immer wieder Geld ab; bis 4. Januar insgesamt 35.480 Euro.
Am 1. April 2022 – der Angeklagte saß eigentlich immer noch in Haft – soll das Duo in ein Ärztehaus in Burghaslach eingebrochen sein. Aus der Praxis im ersten Stock nahm es demnach Bargeld, Corona-Schnelltests und USB-Sticks mit. Einen Stock höher in der Zahnarztpraxis fand es ebenfalls Bargeld und Briefmarken.
Zur Last legt die Staatsanwaltschaft den beiden auch einen Einbruch am 3. Mai 2022 – der Angeklagte war mittlerweile auf Bewährung aus dem Gefängnis frei gekommen – über ein aufgehebeltes Kellerfenster in eine Arztpraxis in Scheinfeld. Daraus wurden 2200 Euro in bar, Zahngold im Wert von fast 20.000 Euro und diverse Gegenstände im Wert von rund 10.000 Euro gestohlen.
In Muhr am See (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) brachte der Einbruch in eine Arztpraxis am 4. August 2022 gerade mal 27 Euro Bargeld und einen Luftreiniger als Beute, an der Tür entstand allerdings ein Schaden von 1200 Euro. Tags darauf in Wassertrüdingen (Landkreis Ansbach) wurde das Schloss der Tür zu einem Einfamilienhaus aufgebrochen; Gegenstände wie Eheringe, eine Playstation und eine Schlagbohrmaschine im Gesamtwert von rund 1500 Euro wurden entwendet.
Am 10. August 2022 folgte in Burghaslach ein Einbruch in ein Wohnanwesen, bei dem der Sachschaden an der Tür mit 4300 Euro deutlich höher als der Wert der Beute mit etwa 1000 Euro war.
Wenige Tage später scheiterte ein Einbruchs-Versuch in Uehlfeld, weil die Türen mit den vorhandenen Mitteln nicht zu öffnen waren. Die Täter flüchteten, hinterließen auch nur einen Schaden von 66 Euro.
Die weiteren Einbrüche, die auf das Konto des Duos gehen sollen, fanden in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt, Kitzingen, Forchheim, Bamberg und Nürnberger Land statt.
Als Endpunkt der Serie sieht die Staatsanwaltschaft das Eindringen in eine Arztpraxis in Schnaittach im Nürnberger Land am 20. September 2022. Beute etwa 500 Euro, Schaden auch etwa 500 Euro. Tags darauf wurden die beiden geschnappt. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft.
Nach Verlesung der Anklage am ersten Verhandlungstag zogen sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidiger zu einem Rechtsgespräch zurück. Allerdings kam keine Verständigung über die Strafhöhe zur Sprache. Am Nachmittag gestand die angeklagte Frau nach Auskunft der Gerichts-Pressestelle die Taten und auch die Rollenverteilung wie in der Anklageschrift beschrieben. Der Mann äußerte sich nicht. Der Prozess geht am 12. Oktober weiter. Insgesamt sind fünf Verhandlungstage geplant.