„2016 ist der Wahnsinn losgegangen.“ So blickte Wolfgang Grebenhof stellvertretend für den Verein KulturKino Feuchtwangen auf den Beginn der „Kinoreanimierung“ zurück. Nach sechs Jahren sind die Feuchtwanger Regina-Lichtspiele nun fertig saniert. Das feierte der Verein mit einem facettenreichen Eröffnungswochenende.
„Uns war klar: Die Stadt wird kein Geld für ein paar Kinofreaks ausgeben“, erinnerte sich Grebenhof am Eröffnungsabend. Statt Wolkenschlösser legten die Kinoretter ein solides Reanimationskonzept vor und überzeugten damit die Stadt. Denn ohne deren Unterstützung, betonte auch Vereinsvorstand Hans Heinrich Unger, hätte man die Pläne nicht realisieren können. Bürgermeister Patrick Ruh betonte das bürgerschaftliche Engagement, das nun nötig sei, um den Verein zu stärken und zu einem langfristigen Erfolg zu führen. Denn das Konzept basiert auf viel ehrenamtlicher Arbeit.
Der Verein ist zuversichtlich, dafür weitere Mitstreiter gewinnen zu können. „Die Menschen hängen an ihrem Kino“, davon ist Wolfgang Grebenhof überzeugt. „Und sie verbinden damit große Gefühle, nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf den Sitzen.“
Reinhold Michael zum Beispiel erzählt, wie er als 16-Jähriger im Freibad ein Mädchen kennenlernte, das ihn dann ins Feuchtwanger Kino einlud. Was sie nicht wusste: Er arbeitete dort als Filmvorführer und musste – als sie zusammen am Balkon saßen – erst daran erinnert werden, den Film zu starten. Dieser Abend mündete nicht nur in eine heute schon 43 Jahre lange Ehe. Das Ehepaar Michael eröffnete in der Folgezeit auch selbst drei Kinos. Heute betreiben die beiden eine Druckerei in Schnelldorf und spendeten kurzerhand die erste Lieferung an Programm-Flyern.
Als einen „Ort mit Herz und Seele, der Kino und Theater verbindet“, bezeichnete Kulturamtsleiterin Dr. Maria Wüstenhagen die neuen Räume. Denn auch für Kulturveranstaltungen, beispielsweise aus der Reihe „Kreuzgangspiele extra“, sollen sie genutzt werden. Für die musikalische Gestaltung des Eröffnungsabends hatte sie die beiden Kreuzgangmusiker Bernd Meyer und Markus Fritsch eingeladen, die an Klavier und Kontrabass bekannte Filmmusiken spielten – von Indiana Jones bis Schindlers Liste. Dass die Verbindung Kino und Kultur einwandfrei funktioniert, bewies der Samstag: Wo am frühen Abend Schauspieler Alexander Ourth mit seiner Lesung über die mächtige weibliche Vampirin Carmilla auf der Bühne für schaurig-erotische Stimmung sorgte, ermittelte nur wenig später Kommissar Kreuzeder auf der Leinwand – mit schwarzem Humor und viel Weißbier im Blut.
Die Gelegenheit, „nur mal einen kleinen Blick reinzuwerfen“, nutzten am Wochenende viele Besucher. Wolfgang Grebenhof erklärte unter anderem die neue Technik: „Per Mausklick lässt sich der Kinofilm starten.“
Das war damals mit den großen Projektoren viel komplizierter, berichtet Jens Setzer schmunzelnd. Er war schon in den früheren Regina-Lichtspielen als Filmvorführer aktiv und erinnert sich an manche Missgeschicke. Da wurde schon mal die Reihenfolge der Filmrollen vertauscht oder der Filmstreifen ist verschmort. Und manchmal, erinnert er sich, hat ein Vorführer sogar den Rollenwechsel verschlafen.
Begeistert nahm auch das junge Publikum das neue Kino an: „Die Schule der magischen Tiere“ am Sonntagnachmittag war ausverkauft; man versuche, am kommenden Wochenende eine weitere Vorstellung anzubieten, hieß es.
Einen Film mit vielen Parallelen zum Feuchtwanger Haus zeigte das KulturKino am ersten Abend: „Cinema Paradiso“, ein Film über ein sizilianisches Provinzkino. Einen wichtigen Unterschied jedoch gibt es: Das Cinema Paradiso muss am Ende einem Parkhaus weichen. Das Feuchtwanger Kino hingegen wurde mit neuem Leben gefüllt.
Simone Hedler