Hunde, Natur und Sport – das sind die Leidenschaften von Barbara Werner, die sie auch im Rahmen ihrer Ehrenämter pflegt. Die 45-Jährige aus dem Gutenstettener Ortsteil Pahres engagiert sich beim Roten Kreuz, dem Handballclub sowie dem Skiclub Neustadt/Aisch. Die Jury hat sie als FLZ-Ehrenamtspreisträgerin für den Monat August ausgewählt.
Schon in ihrer Jugend war der Vereinssport für die gebürtige Neustädterin Barbara Werner, ihre Zwillingsschwester und den älteren Bruder wahnsinnig wichtig. „Wir hatten eine super Kindheit, weil man einfach mit Sport und den Vereinen aufgewachsen ist.“ Aufs Kinderturnen folgten Basketball, dann Schwimmen bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft und schließlich der Skiclub.
„Ich finde es wichtig, dass Kinder einen festen Anlaufpunkt haben“, bekundet Barbara Werner. Gerade beim Mannschaftssport werden Freundschaften geschlossen. „Und man lernt Verantwortung den anderen gegenüber. Man muss zum Training, man muss zum Spiel – denn sonst lässt man seine Mannschaft im Stich.“ Dieses Bewusstsein will sie dem Vereinsnachwuchs heute selbst vermitteln.
Im Skiclub war sie von 2002 bis 2005 Vereinsjugendleitung – ihr erstes Ehrenamt. Sie half auch bei der Ski-Ausbildung der Kinder. Einmal war sie mit zwei Mädchen im Alter von fünf, sechs Jahren auf der Piste. Für die Kinder war es erst der dritte oder vierte Tag auf Skiern. Wegen Schneeverwehungen waren die Markierungen der Abfahrten nicht gut zu erkennen. „Wir sind aus dem Lift ausgestiegen, und ich konnte gar nicht so schnell schauen, da hat es mir die zwei Mädels in die schwarze Abfahrt geweht. Heraufsteigen ging nicht, weil es völlig vereist war. Also musste ich mit denen irgendwie runterkommen.“
Sie nahm das erste Mädchen zwischen die Beine und versuchte, auf der Eispiste vorsichtig nach unten zu fahren. „Ein Fremder hat die Not gesehen, hat das andere Mädel unter den Arm geklemmt und ist mit ihm hinterher gefahren“, erinnert sie sich. „Es gibt nicht nur Rowdys auf der Piste, sondern auch viele, die helfen.“ Die Mädchen haben ihr ungeplantes Abenteuer gut überstanden. „Nachdem der erste Schreck überwunden war, waren sie wirklich stolz.“
Mit Anfang 20 absolvierte Barbara Werner die Grundausbildung beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und ging zur Bereitschaft. „Das hab ich gemacht, weil ich helfen wollte.“ Als Bereitschaftsleiterin für Neustadt übernahm sie später Führungsverantwortung.
Nach der Schulzeit trat die junge Frau außerdem dem Handballclub bei. „Ich spiele jetzt ungefähr drei Jahrzehnte“, berichtet sie stolz. Ihre aktive Karriere hat sie nach ihrem zweiten Kreuzbandriss mittlerweile beendet. Bis vorletztes Jahr trainierte sie aber die weibliche B-Jugend und war insbesondere für das Torwart-Training verantwortlich.
Zwei ihrer Schützlinge schafften es in die mittelfränkische Bezirksauswahl. Ein Mädchen wechselte zum HC Erlangen und hielt bei seinem ersten kurzen Einsatz in der dritten Liga gleich mal den Ball. „Da ist man natürlich mega-stolz. Man weiß, dass man den Grundstein mitgelegt hat.“
Während der Corona-Pandemie ging ein lang gehegter Wunsch von Barbara Werners Ehemann Matthias in Erfüllung: Nacheinander holte sich das Paar zwei Hunde. Als erstes zog 2021 der Australian Shepherd Pudel Mix Ludwig ein. „Das Suchen hat ihm so viel Spaß gemacht, dass wir mit der Ausbildung angefangen haben.“
Inzwischen ist Ludwig ein ausgebildeter Flächensuchhund und unterstützt die Hundestaffel des BRK-Kreisverbands Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Flächensuchhunde kommen zum Einsatz, wenn man nicht weiß, wo man mit der Suche ansetzen soll – zum Beispiel, wenn ein Pilzsammler aus dem Wald nicht zurückgekehrt oder ein Kind in den Bergen verloren gegangen ist. Große Gebiete und unwegsames Gelände sind ihre Spezialität.
Diese Art von Spürhunden verfolgt beim Suchen jeden menschlichen Geruch, statt sich – wie ein Mantrailer – jeweils auf den Duft von einer Person zu konzentrieren. „Prinzipiell kann das jeder Hund lernen“, sagt Barbara Werner. Er muss allerdings eine gute Kondition haben. Einmal zum Beispiel durchsuchte Ludwig bei Hagenbüchach im Wald innerhalb von einer Stunde 130.000 Quadratmeter, um einen Vermissten zu finden.
Eineinhalb Jahre nach Ludwig holte das Ehepaar Werner noch Gretchen dazu, einen bayerischen Gebirgsschweißhund. Die Hündin ist mitten in der Ausbildung zum Mantrailer. Das sind Personenspürhunde, die zum Beispiel eingesetzt werden, wenn die Oma aus dem Pflegeheim verschwunden ist. Benötigt wird eine Geruchsprobe von der Person.
Diesen Individualgeruch „kriegt sie vor die Nase und dann folgt sie der frischesten Spur, die sie findet“, erklärt Werner. „Im Unterschied zum Flächensuchhund wird sie an der Leine geführt.“ Wenn sie nicht im Arbeitsmodus ist, lässt Gretchen sich auch gern mal kraulen. „Deine zweite Beschäftigung ist schmusen, nicht?“, stellt Barbara Werner mit einem Schmunzeln fest.
Hauptberuflich ist Werner bei Siemens im IT-Bereich tätig. Sie ist dankbar, dass sie im Homeoffice arbeiten kann und der Arbeitgeber ihr Freiraum für die Arbeit mit den Hunden ermöglicht. Denn auch tagsüber finden manchmal Einsätze statt. „Da braucht man einen toleranten Chef.“ Sie hat einmal überschlagen, dass sie pro Woche knapp 20 Stunden für ihre diversen Ehrenämter aufwendet. Allein dreimal pro Woche trainiert sie mit den Hunden. „Es ist wie ein Teilzeit-Job.“
Ein Ehrenamt dem anderen vorziehen mag Barbara Werner nicht: „Ich finde es schön, die Erfahrungen im Handball weiterzugeben und den Kindern etwas beizubringen.“ Ihre Fortschritte zu sehen, bedeutet für sie immer wieder ein Erfolgserlebnis. Dass sie bei der Hundestaffel gleichzeitig helfen, sich mit ihren Vierbeinern beschäftigen und Zeit in der Natur verbringen kann, findet sie aber mindestens genauso schön. „Und ich gehe für mein Leben gern Skifahren.“
Auch wenn die Kassenführung im Verein, die seit 2016 in ihren Händen liegt, im Allgemeinen als eher unbeliebter Job gilt, tut sie es für ihren Skiclub gerne. „Das sind alles Vereine, die mir in der Kindheit, in der Jugend etwas gegeben haben“, stellt sie fest. Als Erwachsene will sie etwas zurückgeben.
„Man merkt, dass die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, zurückgeht“, bedauert sie. Ihrer Meinung nach will kaum jemand mehr eine feste Verpflichtung eingehen. „Sport ist schön – aber bitte ohne Verpflichtung.“ Die Begeisterung fürs Engagement und die Lust, positive Erfahrungen weiterzugeben, müsse schon in jungen Jahren geweckt werden. „Ich denke, der Grundstein wird bei Kindern gelegt.“
Ihren Vereinen und dem BRK ist Barbara Werner nun schon seit vielen Jahren treu – ihre Aufgaben haben über die Jahre immer wieder gewechselt. Neben der Kassier-Tätigkeit im Skiclub ist sie heute dritte Vorsitzende des Handballclubs und trainiert die Kleinen zwischen fünf und sieben Jahren. Außerdem organisiert sie jedes Jahr die Weihnachtsmarktbude der Handballer.
Im Oktober steht ihre Prüfung zur Rettungshundeführerin an, und dann kann sie in der BRK-Hundestaffel so richtig loslegen. Ehemann Matthias hat die Prüfung bereits bestanden. „Wir gehen immer als Team raus“, freut sie sich. „Wenn man gemeinsam unterwegs ist, verbringt man auch seine Freizeit miteinander.“
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