Johannes Walter hat schon früh gewusst, was er will. „Mit 14 war ich zum letzten Mal als Teilnehmer dabei. Mit 15 als Mitarbeiter.“ Das alljährliche Zeltlager der Evangelischen Jugend Uffenheim brachte ihn zu einem bis heute anhaltenden Engagement. Der 27-Jährige wird dafür mit dem Ehrenamtspreis der FLZ für den Monat März ausgezeichnet.
„Mir hat es schon als Kind so gut gefallen, dass für mich klar war, dass ich weiter mitmachen will.“ Mit sechs Jahren war er das erste Mal in der eigenen Welt, die in den Sommerferien auf einer Wiese neben dem Dorf Herper entsteht. Der kleine Ortsteil der Gemeinde Oberscheinfeld (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) hat im Dekanat Uffenheim einen magischen Klang. Er ist der Namensgeber für ein einmaliges Zeltlager, das im Jahr 1963 eher zufällig begann. Seitdem haben über 8000 Teilnehmer den Geist eines engen Miteinanders unter freiem Himmel in ihre Familien und Freundeskreise getragen.
Johannes Walter war von Anfang an beeindruckt. „Allein von den Charakteren, die entspannt mitfahren und für uns tolle Sachen organisiert haben. Das waren für mich Vorbilder. Da kam die Motivation her, das selbst einmal für nachfolgende Kinder zu machen.“ Erst sind die Kleineren von sechs bis zehn Jahren für zehn Tage dabei, dann folgt eine zweite Runde für die Größeren von elf bis 14 Jahren. Die jeweils 72 Plätze sind schon Monate vorher ausgebucht.
„Die Tage beginnen mit dem Morgensport, dann kommt das Frühstück und die Bibelarbeit. Sie muss nicht fest an eine Bibelgeschichte gebunden sein. Es geht um Werte wie Nächstenliebe“, sagt Johannes Walter. „Nachmittags folgen Spiele im Wald, auf einer Wiese oder auf dem Platz, damit sich die Kinder austoben können. Abends gibt es Showabende, bei denen Kinder etwas vorstellen können, vom Tanzen bis zum Turnen, und Runden am Lagerfeuer.“
Ein Bekenntnis zum evangelischen Glauben ist keine Bedingung. „Als Kind darf jeder mit“, betont Johannes Walter. Jahr um Jahr wuchs er in den Stamm der Mitarbeiter. „Das Team macht sehr viel aus. Das schweißt zusammen. Man kommt als Einheit wieder nach Hause. Dadurch sind Freundschaften entstanden, die bis heute anhalten.“
Für ihn war das Zeltlager in Herper der Start in andere Aktivitäten. Er leitete Grundkurse für Mitarbeiter und sorgte acht Jahre lang mit dafür, dass der Betrieb in der S-Bar in Uffenheim lief, einem Jugendcafé am Freitagabend. Dazu kamen Feiern in der Stadthalle, Stände am Weihnachtsmarkt und dreitägige Neujahrsfreizeiten für Mitarbeitende aus dem Dekanat.
Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten wiesen ihm den Weg nach dem Abitur. „Das hat für mich die Weichen in den Beruf gestellt.“ Johannes Walter wusste rasch, dass er gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen kann. „Die beste Rückmeldung geben einem die Kinder. Direkt nach Herper ist die Kirchweih. Da trifft man sofort viele Kinder wieder. Wenn die sich freuen, einen zu sehen, weiß man, dass man es ganz gut gemacht hat.“ Weitere Rückmeldungen gibt es beim Nachtreffen im November, mit Kindern und Eltern. „Darüber bekommt man auch positive Rückmeldungen.“
Die gewonnene Sicherheit als Betreuer junger Menschen verband er mit seinem großen Interesse an historischen Entwicklungen. Johannes Walter studierte Geschichte und Deutsch für das Lehramt an Realschulen in Würzburg. „Diese Entscheidung ging von meiner Aktivität in der Evangelischen Jugend aus. Dadurch ist auch meine Heimatverbundenheit gewachsen. Ich war immer sehr gerne hier, auch während des Studiums in Würzburg.“
Sein Engagement in der Jugendarbeit in Uffenheim wurde erst weniger, als er sein Studium beendet hatte und für das Referendariat nach Nürnberg ziehen musste. Die Freude am pädagogischen Arbeiten blieb, wenn auch mit ganz anderen Herausforderungen. „Schule ist ein großer Unterschied, vor allem, wie man wahrgenommen wird. Hier ist man der lustige Betreuer auf dem Zeltlager, dort steht man vor der Klasse, verteilt Hausaufgaben und muss Noten machen. Da verhalten sich die Kinder und Jugendlichen ganz anders einem gegenüber. Aber das Gefühl, Situationen mit Kindern und Jugendlichen einschätzen zu können, hat sich durch die Jugendarbeit entwickelt. Das hat mir sehr geholfen.“
Jetzt ist er Lehrer in Hösbach bei Aschaffenburg, pendelt von Würzburg aus und hofft auf einen baldigen Wechsel Richtung Heimat. Die Wochenenden in Uffenheim sind gesetzt, unter anderem mit Besuchen bei Heimspielen des FV Uffenheim. Dort hat Johannes Walter das Ehrenamt aus einer anderen Perspektive kennengelernt. „Ich war immer nur Spieler. In einer Fußballmannschaft herrscht ein anderer Umgangston als in der Jugendarbeit, aber auch beim FVU sind einige, die extrem viel für den Verein machen und unangenehme Jobs übernehmen.“
Wenn nach Training und Spiel über sein Engagement beim Zeltlager geredet wurde, hörte er oft die Frage, ob er dafür Geld bekommt. „Wenn ich Nein sage, können viele nicht nachvollziehen, wie man sich zehn Tage so einen Aufwand machen kann und dafür kein Geld erhält. Dann erkläre ich, dass es da nicht ums Geld geht. Es ist sehr erfüllend, wenn man Kindern etwas bieten kann und dafür die Rückmeldung von ihnen bekommt. Es geht darum, Erinnerungen zu schaffen, die sie sehr lang behalten oder nie vergessen werden. Das löst den Antrieb aus.“
Für den 27-Jährigen sind die Tage im August purer Spaß. „Man macht sich über Alltagsprobleme keine Gedanken, ist körperlich erschöpft, weil es anstrengend ist, aber vom Kopf her sehr erholt. Das ist eine der größten Sachen, die man mitnehmen kann.“
Der Lehrer weiß, wo er auch in diesem Jahr im August sein wird. „Das Zeltlager in Herper will ich auf jeden Fall noch ein paar Jahre machen. Dann wird der Moment kommen, zu übergeben. Ob sich dann ein neues Feld für mich auftut, habe ich noch nicht im Blick.“
Für sein Engagement wird der 27-Jährige bei der Aktion „Mein Ehrenamt” mit dem Preis für den Monat März ausgezeichnet. Sie kennen auch eine Person aus der Region, deren ehrenamtliches Engagement einen Preis verdient hätte? Dann schlagen Sie sie über unser Bewerbungsformular vor. Hier finden Sie alles zur Aktion.