Weltladen Neustadt: Vom Jutebeutel zum schicken Leder-Shopper | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 21.10.2025 11:41

Weltladen Neustadt: Vom Jutebeutel zum schicken Leder-Shopper

Gabi Wald-Hauf (mit der Uhr) und Barbara Schwörer, die erste und zweite Vorsitzende des Weltladens, präsentierten Bürgermeister Klaus Meier (rechts) und Rüdiger Eisen von der städtischen Wirtschaftsförderung das Geschäft und erläuterten das Konzept dahinter.  (Foto: Stadt Neustadt)
Gabi Wald-Hauf (mit der Uhr) und Barbara Schwörer, die erste und zweite Vorsitzende des Weltladens, präsentierten Bürgermeister Klaus Meier (rechts) und Rüdiger Eisen von der städtischen Wirtschaftsförderung das Geschäft und erläuterten das Konzept dahinter. (Foto: Stadt Neustadt)
Gabi Wald-Hauf (mit der Uhr) und Barbara Schwörer, die erste und zweite Vorsitzende des Weltladens, präsentierten Bürgermeister Klaus Meier (rechts) und Rüdiger Eisen von der städtischen Wirtschaftsförderung das Geschäft und erläuterten das Konzept dahinter. (Foto: Stadt Neustadt)

Seit 1990 gibt es in der Wilhelmstraße ein Geschäft, das nicht nur darauf setzt, Geschäfte zu machen. Beide Seiten sollen vom Handel profitieren – vor allem die Partner und Partnerinnen in ärmeren Ländern, die oft ausgebeutet werden. Den Weltladen besuchten nun Bürgermeister Klaus Meier und Wirtschaftsreferent Rüdiger Eisen.

Über die vergangenen 35 Jahre berichtete die Vorsitzende Gabi Wald-Hauf den beiden Besuchern live und der breiten Öffentlichkeit in einer Pressemitteilung. Die blickt zurück auf den 18. Oktober 1990: Im Gasthof „Roter Adler“ in Riedfeld treffen sich seinerzeit 13 Frauen und Männer. Sie haben eine gemeinsame Mission: Neustadt soll fair werden.

Dafür planen sie die Eröffnung eines Ladengeschäfts, das faire Produkte anbietet. Sie wollen darüber informieren, wie fairer Handel wirkt, welche Chancen auf ein menschenwürdiges Leben die Handelspartner im Süden dadurch bekommen. Und wie politische Veränderungen für einen gerechteren Welthandel angestoßen werden können. All diese Ziele werden in einer Vereinssatzung verankert. Schon drei Wochen später ist der Weltladen Neustadt/Aisch ins Vereinsregister eingetragen, die Gemeinnützigkeit folgt 1991.

Dezember 1990: Der Verkauf in den Ladenräumen am Plärrer 2 beginnt. In den schlichten Holz-Regalen stehen neben dem fairen „Urprodukt“ Kaffee auch Tee, Kakao, Schokolade und andere Süßigkeiten sowie allerlei Kunsthandwerkliches aus aller Welt. Das ehrenamtliche Helferinnen-Team in Neustadt ist jetzt Teil eines Netzwerks von über 500 Läden und zahllosen Gruppen in ganz Deutschland, das seit 1975 beständig gewachsen ist. Sie alle garantieren, dass die fairen Produkte von Kleinbauern und Kooperativen geliefert werden, in denen Kinderarbeit tabu ist, die Beschäftigten gerecht entlohnt werden und gute Arbeitsbedingungen herrschen.

Gerechte Preise für die Hersteller

Die Importeure des fairen Handels sind ihre verlässlichen Partner, die nicht nur deutlich höhere Preise zahlen als die marktüblichen, sondern auch Entwicklungsprojekten zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen unterstützen. Getreu dem Motto des verstorbenen Bischofs Dom Helter Camara: „Eure Almosen könnt ihr behalten, wenn ihr gerechte Preise zahlt.“

November 2025: Das Zitat des brasilianischen Befreiungstheologen Dom Helter steht noch immer über der Arbeit des Weltladens. Der hat sich in dreieinhalb Jahrzehnten zum festen Bestandteil der Kreisstadt entwickelt, ist mit Vereinen, Gruppen und Kirchengemeinden vernetzt. Zahlreiche Schulklassen und Konfirmandenjahrgänge haben den Weltladen besucht, faire Schokolade verkostet und dabei gelernt, was Fairness im Welthandel bedeutet.

Das Ladengeschäft am Plärrer ist über die Jahre von den gut 60 Vereinsmitgliedern mit großem Engagement um- und ausgebaut worden, hat sich stets verändert, so wie auch das Sortiment. Wo vor drei Jahrzehnten noch Jutebeutel und Makramee-Blumenampeln hingen, liegen jetzt hochwertige Ledertaschen und edle Seidentücher aus Indien in den Regalen. Die Ehrenamtlichen bringen ihr Anliegen auch auf die Straßen, sind mit Info- und Verkaufsständen bei Märkten und Festen dabei oder gestalten Gottesdienste zum Thema mit. Ausstellungen, Vorträge, Konzerte, faire Modenschau, faires Frühstück – die Liste der Aktionen ist lang.

Auch dadurch ist fairer Handel in Neustadt längst kein Nischenbereich mehr. In Supermärkten, Cafés oder Kirchengemeinden sind faire Produkte heute eine Selbstverständlichkeit. Immerhin trägt Neustadt seit 2022 den Titel Fairtrade-Stadt und das Friedrich-Alexander-Gymnasium ist eine von über 1000 Fairtrade-Schulen in Deutschland.

Wer an der „fairen Erfolgsgeschichte” mitarbeiten möchte, ist als Vereinsmitglied oder als ehrenamtlich Beschäftigte des Weltladens willkommen. Informationen gibt es unter wlnea@gmx.de


Von ug
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