Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung ist in Bayern massiv gestiegen. Auch die Arbeitslosenquote ging in dieser Bevölkerungsgruppe im vergangenen Jahr deutlich nach oben, wie aus einer aktuellen Studie der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes hervorgeht.
Zugleich sank die gesetzlich vorgeschriebene Beschäftigungsquote auf den niedrigsten Wert seit zehn Jahren. Alles zusammen belege „eine drastische Verschlechterung der Lage in Bayern – mit düsterem Ausblick, denn die Anzahl an arbeitslosen Menschen mit Behinderung steigt im laufenden Jahr weiter an“.
Die Arbeitslosenquote unter Menschen mit Behinderung stieg demnach im vergangenen Jahr auf nunmehr fast zehn Prozent. Ebenso erhöhte sich im Freistaat die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung um mehr als neun Prozent auf einen Jahresdurchschnitt von 25.677, wie aus der Studie hervorgeht. „Und der Scheitelpunkt ist längst nicht erreicht: Im Oktober des laufenden Jahres waren bereits rund 28.540 Menschen mit Behinderung ohne Anstellung, nahezu neun Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat.“
Christina Marx von der Aktion Mensch warnte deshalb: „Der Missstand verfestigt sich weiter; wir sehen uns mit einem drastischen Rückschlag für die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert. Es ist zu befürchten, dass es viele Jahre dauern und massive Anstrengungen erfordern wird, um diese Krise zu überwinden.“
Denn Menschen mit Behinderung finden auch deutlich schwerer wieder aus der Arbeitslosigkeit heraus. Die sogenannte Abgangsrate sank in Bayern im Jahr 2024 auf unter vier Prozent, während sie bei Menschen ohne Behinderung rund neun Prozent betrug. Somit haben Nichtbehinderte eine mehr als doppelt so hohe Chance, einen neuen Arbeitsplatz zu finden als ihre Mitbewerberinnen und Mitbewerber mit Besonderheiten.
Zumal die Beschäftigungsquote in den Unternehmen in Bayern zugleich auf 4,5 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken ist. Dabei stieg zugleich die Anzahl an Firmen, die unter die Beschäftigungspflicht fallen – und damit auch die Anzahl an Arbeitsplätzen, die es qua Gesetz mit Beschäftigten mit Behinderung zu besetzen gilt. „Konkret bedeutet dies: Trotz Verpflichtung beschäftigt in Bayern mehr als jedes vierte Unternehmen keinerlei Menschen mit Behinderung, weitere 35 Prozent tun dies nur in Teilen“, schilderten die Fachleute.
Insgesamt hat in Bayern die Bereitschaft der Unternehmen, Menschen mit Behinderung einzustellen und dauerhaft zu beschäftigen, also weiter nachgelassen. Zum Hintergrund: Eigentlich ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern zu fünf Prozent Menschen mit Handicap beschäftigen müssen. Tun sie dies nicht, müssen sie eine Ausgleichsabgabe zahlen, die die Integration am Arbeitsmarkt fördern soll.
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