Finn, der eigentlich anders heißt, ist 19 Jahre alt. Er ist vielseitig interessiert und ziemlich kreativ. Zum Beispiel schreibt er Bücher, macht Karate und spielt Keyboard. Das alles hat er sich hart erarbeitet. Sein Leben war nicht immer so leicht.
Mit 15 Monaten hat das örtliche Jugendamt Finn in Obhut genommen, er kam in einer Pflegefamilie unter. Dort wuchs er behütet auf, Finn spricht sehr liebevoll über seine Pflegeeltern. Mit 13 Jahren hat er dann aber den nächsten Schicksalsschlag erlitten: Seine Pflegemutter starb. „Es war leer”, sagt Finn über diese Zeit.
Drei Jahre lang sei seine Mutter zu dem Zeitpunkt schon chronisch krank gewesen, später auch bettlägerig, „und trotzdem so aufopferungsvoll. Sie hat immer gute Laune im Haus verbreitet”. Gestorben ist sie letztendlich an einer Lungenembolie. Finn war dabei. „Ich hab den Notarzt gerufen, mein Vater hat Wiederbelebungsmaßnahmen versucht. Für das, was da passiert ist, war es viel zu still in dem Moment.”
Dieses traumatische Erlebnis hat ihn geprägt. Etwa ein Jahr hat Finn noch bei seinem Pflegevater gelebt, bis dieser (er ist fast blind) es körperlich und psychisch nicht mehr leisten konnte. Finn zog in eine heilpädagogische Einrichtung ein. Doch das passte nicht. Also fand er den Weg in eine andere Wohngruppe in der Region, eine Einrichtung der jungen Erwachsenenhilfe. Hier wohnt er bis heute. Solch ein Schritt ist eine große Umstellung. Auf einmal fehlt vom einen auf den nächsten Tag der Familienbezug. Plötzlich musste er zum Beispiel alleine kochen, „früher haben wir das immer zu zweit gemacht”.
Finn fühlt sich mittlerweile aber sehr wohl. Vor Kurzem hat er eine Sozialpflegeausbildung angefangen. Später will er Heilerziehungspfleger werden; genau wie sein Betreuer in der Einrichtung. „Das ist mein größtes Ziel.” Das Problem: Er verdient während seiner Ausbildung kein Geld, muss im Gegenteil sogar Schulgeld zahlen. Das Taschengeld in seiner Einrichtung reicht aber meist nur für die Einkäufe der Lebensmittel.
Eine Hürde ist auch die fehlende technische Ausstattung. Finn hat zwar ein Smartphone („mit der Rechenleistung von einer Avocado”), aber keinen Laptop. Die zunehmende Digitalisierung in seiner Ausbildung macht ihm zu schaffen. „Nur zwei Leute in der Klasse schreiben noch auf Papier, ich bin einer davon.” Mit dem Geld von „FLZ-Leser helfen” würde Finn sich deshalb einen geeigneten Laptop kaufen, der ihm sowohl privat als auch für seine Ausbildung zur Organisation helfen würde.
Schon früher in der Schule hatte er damit oft Schwierigkeiten. „Die Lehrer haben gefragt, ob alles okay ist und ob ich nach der Stunde mit ihnen sprechen will und ob ich mir etwas nicht leisten kann.” Bei Projekten konnte er dadurch auch oft nicht richtig teilnehmen. „Die Motivation wird gebremst”, findet auch sein Betreuer, der beim Gespräch mit der FLZ dabei ist. „Ich hänge mich rein, will alles aufarbeiten. Aber wenn man einmal fällt, muss man wieder von vorne anfangen”, sagt Finn.
In der Schule fielen damals auch immer wieder böse Kommentare. „Ha ha, der Mutterlose”, zum Beispiel, sagt Finn. Der 19-Jährige hat aber einen intakten Freundeskreis, der ihn unterstützt. „Meine Freunde halten zu mir, sie sind ausgewählt.”
Finn schreibt außerdem Bücher. „Die reale Welt trifft auf Fantasy”, sagt er. In seiner mittlerweile elfteiligen Geschichte macht ein Junge eine Ausbildung zum Agenten. Er kämpft gegen Gefährliches, bewahrt Freundliches. Alles übernatürlich, natürlich. Oft geht es auch um moralische Fragen. „Es ist die Reise eines kleinen Jungen durch ein kaputtes System hin zur Vollendung seines Potenzials”, fasst der 19-Jährige es zusammen.
Gibt es da vielleicht zufällig Parallelen zu seinem eigenen Leben? „Ja!”, sagt er direkt. Genau wie der Junge in seiner Geschichte wurde auch Finn lange unterdrückt und erkennt jetzt sein Potenzial, so beschreibt er es selbst. Er hat sein Leben lang viele ADHS-Medikamente genommen, die er aktuell ärztlich begleitet absetzt. „Dann habe ich bemerkt: Ich bin eigentlich ein wunderbarer Mensch.”
Nach dem Tod der Pflegemutter ist Finns Verbindung zu seinem Pflegevater noch enger geworden. Er nennt ihn auch seinen Vater. „Ich habe mehr von ihm als von meinem leiblichen”, sagt Finn. Auf lange Sicht könnte er sich vorstellen, bei ihm im Haus einzuziehen, dort zu wohnen und ihn zu pflegen. „Wie ein Generationenvertrag. Er hat mich gepflegt, jetzt pflege ich ihn. Und ich war kein einfaches Kind.”
Aber bis dahin will er jetzt erstmal seine Ausbildung abschließen und längerfristig vielleicht einen Führerschein machen.
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