Mehrere Totalsperrungen, komplizierter Ersatzverkehr, kurzfristige Planänderungen: Die kommenden Wochen werden für Bahnreisende zwischen Würzburg, Ansbach und Treuchtlingen zur ultimativen Geduldsprobe. Selbst aus Bahnkreisen ist Ärger zu spüren. Was ist da schiefgelaufen?
„Die Sanierung der Bahninfrastruktur ist ein Marathon“, verkündete die neue Bahnchefin Evelyn Palla jüngst bei ihrer Vorstellung in der Bundespressekonferenz. Damit bezog sie sich eigentlich auf die großen Generalsanierungen von Hauptstrecken in den kommenden Jahren. Doch schon die in diesem Herbst bevorstehenden Arbeiten in Westmittelfranken dürften Fahrgästen wie ein anstrengender Dauerlauf vorkommen. Einer allerdings, bei dem sich der Weg ständig ändert.
Um es zusammenzufassen: Auf die Fahrgäste kommt eine mehrmonatige Vollsperrung des Abschnitts Würzburg–Marktbreit zu. Parallel dazu wird in Ansbach gebaut, was eineinhalb Wochen Totalsperrung der Gesamtstrecke bedeutet. Es folgen Tage mit weiteren Baustellen, in denen zwischen Marktbreit und Treuchtlingen nur jeder zweite Regionalzug (RE80) fährt. Anschließend erneut eine Komplettsperrung für ein Wochenende. Dann wiederum Halbierung der Zugfahrten für Wochen. Für Reisende bedeutet das einen ständigen Wechsel, wie, wann und wo Züge fahren oder durch Busse ersetzt werden.
Als wäre dies nicht genug, plante die Deutsche Bahn (DB) die Brückenbaustelle zwischen Würzburg und Marktbreit kurzerhand um: Dort soll es jetzt erst eine Woche später losgehen – mit dem Effekt, dass der Regionalzugbetreiber Arverio seinen Schienenersatzverkehr so kurzfristig nach eigener Darstellung nicht mehr stornieren kann. Damit kommt es zu der Situation, dass auf der Bahnstrecke der Verkehr noch munter rollt – bis auf die Nahverkehrszüge. Die werden wie geplant zum 10. Oktober durch Busse ersetzt.
Hinzu kommen weitere Komplikationen – etwa eine Kommune, die spontan eine Straßenbaustelle eröffnet und damit die Route für die Ersatzbusse torpediert. Außerdem startet in Gunzenhausen der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs, was zu Behinderungen auf der Hesselbergbahn führt.
Nutzerinnen und Nutzer blicken entnervt und verunsichert auf das bevorstehende Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel. „Fährt in Treuchtlingen überhaupt noch ein Zug irgendwohin?“, fragt ein User auf Facebook. Gegenüber der FLZ klagt ein Leser über ausbleibende Informationen seitens der Bahn. Selbst der Privatbahn Arverio ist der Unmut deutlich anzumerken: Intensiv wird in einer Pressemitteilung betont, dass die Bahn „sehr kurzfristig“ Pläne geändert habe, an denen seit Monaten gearbeitet wurde.
Auf FLZ-Anfrage erklärt eine Sprecherin der DB dies mit einer „hohen Bauspitze im Oktober“, um vor dem Winter fertig zu werden. Und weil zwischen München und Ingolstadt spontan Gleise erneuert werden müssten, wolle man die Bahnstrecke über Augsburg und Ansbach als Ausweichroute offen halten – deshalb der hinausgezögerte Sperrbeginn.
Die Sprecherin versichert dabei, dass die Bauarbeiten dennoch pünktlich abgeschlossen sein sollen. Zieldatum ist der 13. Dezember.
Zwischen Würzburg und Treuchtlingen werkelt die Deutsche Bahn im Herbst parallel an mehreren Baustellen. Diese Orte werden genannt:
Leidtragende sind außerdem die Fahrgäste einer ganz anderen Strecke, nämlich zwischen Nürnberg und Neustadt/Aisch. Hier streicht die Bahn bis zum Fahrplanwechsel etliche S-Bahnen der Linie S6. Regionalzüge aus Markt Erlbach (RB12) enden zum Teil in Siegelsdorf. Hintergrund dürfte sein, dass auf der Hauptstrecke Nürnberg–Würzburg Platz geschaffen werden soll, um die vielen umgeleiteten Züge aufnehmen zu können. Die Strecke trage dabei „die Hauptlast“, erklärt die Bahnsprecherin.
Insgesamt liefert das einen Vorgeschmack auf die kommenden Jahre. Denn mit Beginn der Generalsanierungen in Bayern dürfte diese Praxis zur Regel werden: also die Totalsperrung bestimmter Routen für Monate – und gleichzeitig ausgedünnte Fahrpläne auf den Umleiterstrecken. Die Strecke Würzburg–Treuchtlingen ist für 2029 terminiert, Nürnberg–Würzburg zwei Jahre später.
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