Der frühere DGB-Chef Michael Sommer ist im Alter von 73 Jahren gestorben. Dies teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund in Berlin mit. Sommer war von 2002 bis 2014 Vorsitzender. „Wir verlieren einen großen Gewerkschafter“, erklärte der Gewerkschaftsbund. Sommer habe die Geschicke der deutschen Gewerkschaftsbewegung maßgeblich geprägt und sich unermüdlich für Solidarität und Gerechtigkeit eingesetzt. „Michael Sommer war mit Leib und Seele einer von uns“, betonte der DGB.
Unter anderem habe er in seiner Amtszeit gegen die Hartz-Reformen der damaligen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und gegen die Ausweitung prekärer Beschäftigung gekämpft. Sommers größter Erfolg sei die Durchsetzung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns gewesen, erklärte der DGB weiter. Dieser wurde zum 1. Januar 2015 eingeführt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte in seiner Kondolenz über Sommer: „Immer war er klar in seiner Haltung und standhaft in seinem Engagement für eine gerechte und solidarische Gesellschaft. Mit seinem Wirken hat er unserem demokratischen Gemeinwesen einen unschätzbaren Dienst erwiesen.“
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner betonte: „Mit Michael Sommer verlieren wir einen großen Gewerkschafter. Einen, der wie kein Zweiter für die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie für eine starke Stimme der Sozialpartner stand: Klar in seinen Forderungen, aber auch immer bereit zum Kompromiss.“
Sommer wurde am 17. Januar 1952 in Büderich bei Düsseldorf geboren und wuchs zeitweise in einem Waisenhaus auf, wie es weiter hieß. Mit 19 Jahren trat er 1971 in die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) ein. Nach dem Studium der Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin wurde Sommer hauptberuflich Gewerkschafter in der Postgewerkschaft, die später in der Gewerkschaft Verdi aufging. 2002 folgte er dem scheidenden DGB-Vorsitzenden Dieter Schulte im Amt. Zeitweilig war Sommer auch Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbundes mit 168 Millionen Mitgliedern weltweit. 2014 übergab er an seinen Nachfolger Reiner Hoffmann.
Sommer hatte zehn Jahre für den Mindestlohn gekämpft, auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen. Schließlich wurde die gesetzliche Lohnuntergrenze unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Wirklichkeit. Zum Abschied sagte Sommer 2014: „Die deutsche Gewerkschaftsbewegung ist wieder erstarkt. Unsere Solidarität hat manchem Sturm getrotzt.“
Der Gewerkschafter betonte damals, dass er nach zwölf Jahren freiwillig die Spitze abgebe. Zuvor war er nicht nur an Magen und Galle operiert worden, sondern hatte seiner Frau auch eine Niere gespendet. Im Ruhestand trat er seltener in Erscheinung.
Der DGB erinnerte an Sommers Prinzipien und seine Grundüberzeugung: „Wir sind parteipolitisch unabhängig, aber nicht politisch neutral.“ Oft habe er den Appell des Gewerkschafters Wilhelm Leuschners zitiert: „Schafft die Einheit“ - und sich damit gegen ideologische Streitigkeiten in den Reihen der Gewerkschaften gewandt. Sein Leitspruch habe gelautet: „Nicht die Asche müsst ihr weitergeben, sondern das Feuer.“
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