Esel, Professor und Kettengeist: Silvia Bolay spielt seit 26 Jahren Theater | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 03.12.2022 07:44

Esel, Professor und Kettengeist: Silvia Bolay spielt seit 26 Jahren Theater

„Ich hab’ mich schon als Kind immer verkleidet“, verrät die Burgoberbacherin, die hauptberuflich am Familiengericht in Ansbach arbeitet. „Daheim hab’ ich immer Spaß gemacht und alle zum Lachen gebracht.“Als 1996 in Burgoberbach einige Kindergarteneltern beschlossen, gemeinsam Theater zu spielen und einen Verein zu gründen, war sie gleich mit dabei. Das erste Märchen – „Aschenputtel“ – führte die Truppe in einem Kuhstall in Sommersdorf auf. „Das Stück hat mindestens vier Stunden gedauert, da sind die Leute schon gegangen“, erinnert sich Bolay mit einem Schmunzeln.

Kein Vergleich zu heute: Mit dem 2021 bezogenen Theaterhaus auf dem Gelände der Rangauklinik in Strüth hat der Verein einen neuen Grad der Professionalität erreicht. Vor acht Jahren übernahm Silvia Bolay das Amt der Vorsitzenden. Sie freut sich über die ungebrochene Beliebtheit des Vereins: Aus den etwa 20 Gründungsmitgliedern sind längst um die 250 Theaterbegeisterte geworden, und jedes Jahr kommen neue dazu.

„Auf der Bühne kann man einfach loslassen.“

Wenn man einmal auf Bühnenbrettern gestanden hat, „dann will man nicht mehr runter“, ist sie überzeugt. Sie habe einmal eine Zeit gehabt, in der es ihr seelisch nicht so gut gegangen sei. „Die Bühne hat mir geholfen“, meint sie. „Auf der Bühne kann man einfach loslassen.“

Unter den Musicals, die der Verein inszeniert hat, ist Silvia Bolays absoluter Favorit „Tanz der Vampire“. Sie verkörperte darin den etwas schrulligen Professor Abronsius auf Vampirjagd. Ihr Lieblingsmärchen ist „Die Bremer Stadtmusikanten“. „Da war ich der Esel, diese Rolle fand ich mega“, schwärmt sie. Überhaupt liegen ihr Tier- und toughe Männerrollen am meisten, vor allem aus dem komischen Fach. Denn sie liebt es, das Publikum zum Lachen zu bringen. Den Boandlkramer aus dem „Brandner Kaspar“ würde sie gern mal spielen.

Frauen verkörpert sie – außer im Bauerntheater – dagegen nicht so gern. „Das passt nicht so zu mir“, findet sie. „Ich war einmal das Schneewittchen, ganz am Anfang. Da durften wir sogar auf einem Pferd reiten. Aber es war furchtbar für mich.“ Wenn sie das damals gedrehte Video heute ansieht, findet sie sich „ganz schlimm“.

„Oft ist der Text gar nicht so wichtig – man muss es fühlen.“

Ob sie ein schauspielerisches Vorbild habe? „Louis de Funès find ich witzig“, sagt sie. Auch der französische Filmstar wurde seinerzeit vor allem mit komischen Rollen bekannt. Ein guter Schauspieler braucht Herzblut für seine Rolle, glaubt Bolay. „Er muss aus sich herausgehen können. Oft ist der Text gar nicht so wichtig – man muss es fühlen.“

Silvia Bolay macht es nichts aus, auch mal einen kleineren Part zu übernehmen. „Eigentlich mach’ ich – egal, welche Rolle ich krieg’ – das Beste draus.“ So wie in der jüngsten Produktion, dem Weihnachtsmusical „Scrooge“. Als mit Ketten behangener Geist gab sie eine imposante Erscheinung ab. Denn auch mit einer gut gespielten Nebenrolle kann man sein Publikum begeistern, weiß Bolay. „Selbst wenn ich die kleinste Rolle hab’“, erklärt sie mit einem Augenzwinkern, „schau ich, dass ich am Größten rauskomm.“

Und auf der Bühne gibt sie tatsächlich alles, wie Tochter Vivian aus Erfahrung berichten kann: „Mama geht runter von der Bühne, knickt mit dem Fuß um – Bänderriss – und spielt weiter.“

Im Musical "Scrooge" verkörperte Silvia Bolay einen mit Ketten behangenen Geist. (Foto: Sarina Schwinn)
Im Musical "Scrooge" verkörperte Silvia Bolay einen mit Ketten behangenen Geist. (Foto: Sarina Schwinn)
Im Musical "Scrooge" verkörperte Silvia Bolay einen mit Ketten behangenen Geist. (Foto: Sarina Schwinn)

Andrea Walke
Andrea Walke
... ist Redakteurin in der Lokalredaktion Ansbach und seit Dezember 2012 bei der FLZ. Sie fühlt sich in Rathäusern genauso wohl wie in Gerichtssälen und trifft am liebsten Menschen, die eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Seit 2017 betreut sie redaktionell die Aktion "FLZ-Leser helfen".
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