Mit dem Ehrenamtspreis für den Monat September würdigt die Jury den 67-jährigen Harald Trabert aus Gollhofen für seinen langjährigen Einsatz im Umweltschutz und in kirchlichen Einrichtungen.
Es war im Jahr 1984, als ein junger Mann aus Gollhofen bei der evangelischen Landjugend eine Botschaft hörte: „Das Jahresthema hieß: Gottes gutes Schöpfung - und unser Lebensstil.“ Harald Trabert fehlte der Glaube. „Dieses Thema kann man nicht in einem Jahr bearbeiten. Darum ist unser Arbeitskreis gegründet worden.“ Er bekam den Namen „Arbeitskreis Umwelt (AKU) der Evangelischen Landjugend“.
Die Initiative wurde bundesweit bekannt und mit ihr Vorsitzender Harald Trabert, der als Jugendlicher erst einmal rund um Gollhofen seine Kreise gezogen hatte. „Ich bin jeden Früh nach Uffenheim getrampt und abends wieder zurück.“ Von Gollhofen ging es per Anhalter unter der Woche zur Christian-von-Bomhard-Schule, am Wochenende bei weiteren Touren zum Tanzvergnügen. „Ich war immer einer, der gern rausgegangen ist.“
Mit 26 Jahren wurde er jüngster Gemeinderat, Kreis- und Bezirksvorsitzender der evangelischen Landjugend und Motor des AKU. In Zeiten, als noch alles auf großen Müllhaufen landete, wurde der Arbeitskreis Umwelt mit der Sammlung von Folien populär, die unter anderem in der Landwirtschaft in großen Mengen anfielen. „Wir haben dafür eine Strohpresse verwendet. Das ist gut angekommen.“ Das öffentliche Pressen erregte in den Orten viel Aufmerksamkeit.
Dann wurden Plastik, Styropor, Streuobst, Kerzen, Altfett gesammelt. Bei einem Weinfest entstand die Idee, die Korken zum Dämmen zu zerkleinern. Dafür bauten Jugendliche aus verschiedenen Ländern in einem internationalen Workcamp eine Trocknungsanlage.
In der AKU-Geschäftsstelle in Gollhofen liefen viele Fäden zusammen. In ganz Bayern wuchs der Wunsch, die Müllberge zu verringern. „Wegen des Volksbegehrens für ein besseres Müllkonzept von 1990 war ich in ganz Bayern unterwegs“, erinnert sich Harald Trabert. „Wenn die Leute mitmachen sollen, muss man es erklären.“ Seine Vorträge führten ihn bis zu evangelischen Kirchentagen in Berlin, München und Hamburg. „Wir haben mit einem sehenswerten Stand über die AKU-Arbeit informiert.“ Zuletzt waren Trabert und seine Mitstreiter im Jahr 2001 auf dem „Markt der Möglichkeiten” beim Kirchentag in Frankfurt.
Glaubwürdigkeit war für ihn die zentrale Frage. „Die Leute haben gesehen, da ist nicht einer, der nur fordert, sondern handelt.“ Begleitend zu Hunderten von Info-Abenden gab es eine Hausmüllfibel, die mit über 12.000 Exemplaren bundesweit verkauft wurde. Der weithin erste Verleih für Porzellangeschirr machte Plastik bei Festen überflüssig. Der AKU sammelte jetzt auch Preise, auf bayerischer, deutscher und europäischer Ebene. In der Frankfurter Paulskirche gehörte der hessische Umweltminister Joschka Fischer zu den Gratulanten.
Die Pioniere aus Uffenheim setzten Maßstäbe, die Zug um Zug von den Behörden übernommen wurden. „Nach Gollhofen sind die bayerischen Umweltminister gekommen“, erinnert der 67-Jährige an die Zeiten, als die Aktiven im Raum Uffenheim ökologische Maßstäbe für den gesamten Freistaat entwickelten. Und manchmal machten auch die sich auf den Weg, wie zu einer Präsentation ihrer Arbeit vor Bundesumweltminister Klaus Töpfer und seinem bayerischen Amtskollegen Armin Dick bei einem „Tag der Umwelt” in Garmisch-Partenkirchen. Dazu gab es soziale und kulturelle Aktionen, von der Arbeit mit jugendlichen Straftätern bis zu Konzerten mit Künstlern wie Gerhard Polt und der Biermösl Blosn der Well-Brüder, von denen einer anschließend sein neues Haus mit Kork aus Uffenheim dämmte.
Im Jahr 2001 löste sich der AKU auf. Seine Ideen waren Allgemeingut geworden. Harald Trabert fand neue Ziele. „Es hat mir extrem viel Spaß gemacht, auch mit anderen Gruppen zu arbeiten. Man lernt, sich immer wieder neu auf Menschen einzustellen.“
Diese Erfahrungen kamen dem gelernten Industriekaufmann auf vielen Ebenen zugute. Im Einkauf eines Uffenheimer Möbelherstellers und anschließend bei einem führenden deutschen Hersteller von Speziallacken in Gerhardshofen stand er täglich in Verhandlungen um Rohstoffe und Preise. „Mir ist es auch im Beruf nie darum gegangen, jemanden über den Tisch zu ziehen.“
Lieber überzeugt der Landwirtssohn mit Argumenten und als Vorbild, unter anderem mit einer bereits 1993 entstandenen Photovoltaikanlage auf seinem Eigenheim. Etliche Nachbarn ließen sich von seiner Begeisterung für die ökologische Stromerzeugung anstecken. „Es war Aufbruchstimmung. Wir hatten einen eigenen Solarstammtisch.“ Im Jahr 2006 gewann das kleine Gollhofen die Solarbundesliga mit 900 teilnehmenden Gemeinden, weil im Verhältnis zu seinen knapp 900 Einwohnern die erzielte Solarstromleistung nicht zu übertreffen war.
Längst ist der zweifache Vater nicht nur im Umweltbereich, sondern auf vielen anderen Ebenen aktiv, unter anderem als Kreisrat der Freien Wähler, Kirchenvorstand, Verwaltungsrat der Diakonie, Mitglied im Dekanatsausschuss, Verwaltungsrat der Christian-von-Bomhard-Schule, gefragter Experte im Klimaforum des Landkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und als örtlicher Beauftragter der Dorferneuerung in Gollhofen.
Das gemeinsame Ringen um gerechte Lösungen reizt ihn auch als ehrenamtlicher Richter. Zunächst am Verwaltungsgericht Ansbach und am Amtsgericht Neustadt, inzwischen als Schöffe am Landgericht Nürnberg-Fürth.
Früher sei er skeptisch gewesen, wenn einer mehrere Ämter gleichzeitig hatte, sagt der 67-Jährige. Das sieht er heute anders. „Man muss nicht immer der erste Vorstand sein, um das geht es nicht. Sondern darum, dabei zu sein und zu versuchen, das Netzwerk zu nutzen. Diese Vernetzung macht extrem viel aus.“ Alle, denen etwas nicht passt, fordert er zur Mitarbeit auf. „Nur kritisieren geht gar nicht. Ich kann nicht immer nur fordern, sondern ich muss in ein Gremium rein, um etwas zu verändern. So einfach ist das.“
Rückschläge gebe es bei jedem Projekt, hat Harald Traberts Erfahrung gezeigt. „Aber ich lasse mich nicht leicht unterkriegen.“ Aufhören mit seiner ehrenamtlichen Arbeit ist für den Rentner keine Option. „Nur noch joggen und Rad fahren? Das wäre mir zu langweilig.“ Da kandidiert er jetzt lieber für die Synode der bayerischen Landeskirche, für die er schon als Umweltbeirat aktiv war.
Seine Anfangsjahre in der evangelischen Landjugend haben ihn geprägt. „Werte zu vermitteln, die Schöpfung zu bewahren, das ist unsere Aufgabe.“ Sie steckt für ihn voller persönlicher Belohnungen. „In der Landjugend ist meine Lebensqualität durch die Menschlichkeit, die ich dort erlebt habe, gestiegen. Ich hatte dort so viele tolle Erlebnisse.“
Für sein Engagement wird Harald Trabert bei der Aktion „Mein Ehrenamt” mit dem Preis für den Monat September ausgezeichnet. Sie kennen auch eine Person aus der Region, deren ehrenamtliches Engagement einen Preis verdient hätte? Dann schlagen Sie sie über unser Bewerbungsformular vor. Hier finden Sie alles zur Aktion.