Die Stadtwerke arbeiten mit Hochdruck an der Reparatur des Versorgungsnetzes. Die Versorgung wird bis Freitagmittag bei 90 Prozent liegen.
Nach den jüngsten Angaben der Stadtwerke waren am Freitagmorgen 85 Prozent der Häuser wieder am Netz. Bis zum Freitagmittag sollen 90 Prozent die gewohnte Versorgung haben. Die Störungshotline 09851/5720-0 ist auch am Samstag und Sonntag jeweils von 8 bis 16 Uhr zu erreichen.
Am Mittwoch um 15.30 Uhr ging alles ganz schnell, als ein Arbeiter bei Bauarbeiten in der Nördlinger Straße eine Gasleitung erwischt hatte. „Dabei ist ein Gas-Hausanschluss abgerissen“, schildert Andreas Karl der Fränkischen Landeszeitung den Vorfall. Wegen des hohen Drucks in der Gasleitung sei es zu einem „sehr erhöhten Gasaustritt“ gekommen, erklärt der technische Werkeleiter den Vorfall. Eine Reparatur vor Ort sei nicht möglich gewesen.
Innerhalb von Minuten ist die Routine angelaufen, die es für solche Fälle gibt: Die Altstadt wurde sofort vom Gasnetz genommen. Damit gab es in 600 Häusern keine Warmwasser- und Wärmeversorgung mehr. Sofort wurde der Bereich, in dem es zu dem Vorfall kam, für den gesamten Verkehr gesperrt. Zunächst übernahmen Mitarbeiter der Stadtwerke diese Aufgabe. Weil aber auch sofort Feuerwehr und Polizei alarmiert worden waren, kümmerten sich deren Einsatzkräfte darum.
Laut Karl gibt es für solche Fälle ein striktes Protokoll, um Gefahren abzuwenden. „Alles, was erforderlich ist, ist aufgefahren“, berichtet er. Die Mitarbeitenden der Stadtwerke seien „extrem gebrieft“, um richtig auf solche Unfälle reagieren zu können. Weil alles wie am Schnürchen geklappt habe, sei kein Mensch zu Schaden gekommen, meint er erleichtert. Und: „Auch eine Explosion wurde abgewandt.“
Nachdem die Gasversorgung abgestellt war, lief sofort eine weitere Routine an: Weil in jedem Gebäude ein Absperrschieber ist, der zugedreht werden muss, machte sich ein 20-köpfiges Team der Stadtwerke unverzüglich auf dem Weg, um bei den Leuten, die in der Altstadt wohnen, an den Haustüren zu klingen. Gestartet haben sie ihre Tour in der südlichen Altstadt, wo sich der Vorfall ereignet hat. Bis gegen Mitternacht waren sie unterwegs, erläutert Steffen Fensterer, der kaufmännische Leiter der Stadtwerke.
Gleichzeitig wurden die Telefonleitungen im Stadtwerke-Gebäude besetzt und ein Krisenstab eingerichtet. Anhand von Karten, Plänen, Dateien und anderen Informationsquellen wurde das Vorgehen organisiert. Karl: „Wir haben die Altstadt in zwei Zonen eingeteilt: das Nördlinger Viertel einschließlich des Bereiches südlich der Segringer Straße in Richtung Föhrenberggasse und die nördliche Altstadt, in der auch das städtische Pflegeheim liegt.” Aus „technischen Gründen“ habe das Nördlinger Viertel Vorrang gehabt.
Der Krisenstab war am Donnerstag bis 3 Uhr im Einsatz. Um 6 Uhr kam er zu einer ersten Lagebesprechung des Tages wieder zusammen. Die vorläufige Bilanz: Im südlichen Altstadtbereich konnten so gut wie alle Menschen angetroffen werden, die verbleibenden 30 bis 40 Leute seien dann am Morgen abtelefoniert worden. „Dinkelsbühl ist gut vernetzt“, schildert Karl das Ergebnis, denn zügig seien auch die noch fehlenden Gaskunden ermittelt worden.
Weil das alles so reibungslos geklappt hat, wurde am Donnerstag ab 9.30 Uhr das erste Teilstück im Nördlinger Viertel wieder „begast“, wie Karl das formuliert. Jetzt müssten die Stadtwerke-Mitarbeitenden dort aber noch einmal ausrücken, um die Hausanschlüsse wieder zu aktivieren. Dabei geht es nicht nur um das Aufdrehen der Leitungen. Die Stadtwerke prüfen auch die Heizanlagen, um bei der Wiederinbetriebnahme Verpuffungen oder andere kritische Vorkommnisse zu vermeiden.
Gleichzeitig wurden in der nördlichen Altstadt ab Donnerstagmorgen die Gebäude mit Gasanschluss aufgesucht, um hier das gleiche Prozedere in Gang zu setzen wie im südlichen Bereich. „Unser Ziel ist es, bis Donnerstagabend auch hier die Hauptleitung wieder in Betrieb zu nehmen“, so Karl. Anschließend muss sich auch in diesem Viertel das Werke-Team erneut auf den Weg machen, um die Hausanschlüsse fachgerecht wieder freizugeben. „Das soll natürlich alles ziemlich zügig gehen“, hofft Karl. Ohne die personelle Unterstützung von den Stadtwerken in Crailsheim und Feuchtwangen wäre das ohnehin nicht so schnell zu stemmen, richtet er seinen Dank an die Kolleginnen und Kollegen in den Nachbarstädten. „Man hilft sich in solchen Fällen, das ist selbstverständlich“, stellt er fest.
Die betroffenen Menschen in Dinkelsbühl nehmen die Situation scheinbar gelassen hin: Böse Anrufe oder Beschimpfungen habe es bislang so gut wie nicht gegeben, berichtet Karl. Ganz im Gegenteil: „Die meisten waren verständnisvoll.“