Hennen in Schlachthof gequält: So steht es um die Ermittlungen in Wassertrüdingen | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 22.05.2025 11:03, aktualisiert am 04.06.2025 19:22

Hennen in Schlachthof gequält: So steht es um die Ermittlungen in Wassertrüdingen

Mehr als 700 Übergriffe an Hennen hat die Tierrechtsorganisation Aninova laut eigenen Auskünften in heimlichen Videoaufnahmen im Wassertrüdinger Schlachthof festgestellt.  (Foto: Aninova e.V.)
Mehr als 700 Übergriffe an Hennen hat die Tierrechtsorganisation Aninova laut eigenen Auskünften in heimlichen Videoaufnahmen im Wassertrüdinger Schlachthof festgestellt. (Foto: Aninova e.V.)
Mehr als 700 Übergriffe an Hennen hat die Tierrechtsorganisation Aninova laut eigenen Auskünften in heimlichen Videoaufnahmen im Wassertrüdinger Schlachthof festgestellt. (Foto: Aninova e.V.)

Über 500 Stunden Videomaterial hat die Tierrechtsorganisation Aninova in einem Hennenschlachthof in Wassertrüdingen heimlich aufgenommen. Mehrfache brutale Tierquälerei war in nur zwei Minuten Videomaterial erkennbar, die der Verein Ende April veröffentlichte. Hennen wurden mit der Faust und Eisenstangen geschlagen, gejagt, getreten und gewürgt.

Vor zwei Wochen teilte Aninova dann mit, das gesamte Videomaterial ausgewertet zu haben. „Es wurden über 700 Übergriffe an den Hennen dokumentiert, davon über 500 eindeutig Straftaten”, heißt es auf der Internetseite der Tierrechtler. Die insgesamt 728 Übergriffe teilte Aninova in Kategorien ein. Der Verein habe 228 schwere Übergriffe an Hennen festgestellt, 311 mittelschwere und 189 „leichte”.

Der Schlachthof in Wassertrüdingen ist weiterhin geschlossen, nachdem eine Tierrechtsgruppe massive Verstöße aufgedeckt hatte. (Foto: Aninova, Albert Schülein)
Der Schlachthof in Wassertrüdingen ist weiterhin geschlossen, nachdem eine Tierrechtsgruppe massive Verstöße aufgedeckt hatte. (Foto: Aninova, Albert Schülein)

Skandal-Schlachthof in Wassertrüdingen: Das geschieht, seit der Betrieb still steht

Hühnerhalter müssen umplanen, aus dem Rathaus dringt die Hoffnung, „dass der Betrieb weitergeht”. Derweil legen Aninova und der Anwalt des Unternehmens nach.

Auswertung läuft: Welche Übergriffe sind echte Straftaten?

Ob die Vorfälle tatsächlich rechtlich als Straftaten zu werten sind, ist allerdings noch nicht beurteilt.

Von der zuständigen Staatsanwaltschaft Ansbach kommt diese Bewertung jedenfalls nicht, sagte Oberstaatsanwalt Jonas Heinzlmeier. Auf erneute FLZ-Anfrage teilte er Anfang Juni mit, dass die juristische Auswertung voranschreite, aber noch dauere. „Das Material ist umfangreich”, sagte er. Die rund 500 Stunden Videoaufnahmen liegen seit knapp vier Wochen auch der Staatsanwaltschaft Ansbach vor. Die beteiligten Personen würden jedenfalls mutmaßlich über das Video zu identifizieren sein.

Zudem steht weiterhin das Gutachten eines Experten aus, der die Schlachtanlage bewertet. Denn angeblich soll das Schlachtband wegen seiner Bauweise den Hühnern den Kopf abreißen. Der Schlachtbetrieb ist weiterhin eingestellt.

Staatsanwaltschaft Ansbach sichtet Videomaterial

Der Wassertrüdinger Schlachthof nahm Stellung zu den schweren Vorwürfen. Aninova übermittelte dem Betrieb 25 Minuten an Videomaterial, das dort aufgenommen wurde. Über einen Anwalt ließ der Schlachthof bestätigen, dass es sich in diesem Zusammenschnitt tatsächlich um seine Mitarbeiter handelt, die offensichtlich Hennen quälten. Zu dieser Zeit war von vier verantwortlichen Mitarbeitern die Rede. Diese wurden mittlerweile gekündigt. Laut neuen Informationen von Aninova seien jedoch neun von 16 Beschäftigten an Übergriffen beteiligt gewesen. Dies sei der Auswertung aller Videos zu entnehmen.

Der Anwalt der Geschäftsführung des Schlachthofs zieht auf FLZ-Anfrage die Ergebnisse von Aninova in Zweifel. Die Mitglieder der Organisation seien nicht „ausreichend qualifiziert”, um fachliche, juristische und veterinärmedizinische Einordnungen abgeben zu können. Das gelte auch für die Einschätzung von Aninova, bestimmte Personen auf dem Video identifiziert zu haben. Er weist darauf hin, nicht das vollständige Material zur Verfügung gestellt bekommen zu haben. Der Rechtsanwalt prangert die Tierrechtsgruppe an. Diese würde versuchen, mit Skandalbildern Spenden zu generieren, kritisiert er.

Bei dem Geflügelschlachthof in Wassertrüdingen gab es offenbar schon früher Mängel beim Tierschutz. (Foto: Albert Schülein)
Bei dem Geflügelschlachthof in Wassertrüdingen gab es offenbar schon früher Mängel beim Tierschutz. (Foto: Albert Schülein)

Hennen-Schlachthof in Wassertrüdingen: Hinweise auf frühere Missstände

Die Kontrollbehörde in Kulmbach hatte schon in den vergangenen Jahren Verstöße bemängelt. Das führte zu rechtlichen Auseinandersetzungen.

Anfang Mai wurde der Schlachthof in Wassertrüdingen von der Staatsanwaltschaft, der Polizei, der zuständigen Kontrollbehörde und Gutachtern durchsucht.

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