Als Faschingshochburg gilt Ansbach nicht. Umso erstaunlicher, dass die junge Fränkin Liana Wolf acht Mal den Titel der Deutschen Meisterin im karnevalistischen Tanzsport errang. Die 21-Jährige wurde dafür mit dem Jugendkulturpreis der Stadt Ansbach ausgezeichnet. Ein weiterer Jugendkulturpreis ging an den 23-jährigen Organisten Acar Kraut, der nicht nur in den hiesigen Gotteshäusern mit Filmmusik und Improvisationen von sich reden macht.
Überreicht wurden die mit je 1000 Euro dotierten Preise gestern im Onoldiasaal. Eine weitere Auszeichnung in Form der mit 500 Euro verbundenen „Talentförderung Kultur“ erhielt die Geigerin Lena Uebelhör; die 17-jährige konnte wegen eines auswärtigen Konzerts nicht an der Feierstunde teilnehmen.
Alle drei Auszeichnungen hätten bereits 2020 verliehen werden sollen, doch die Pandemie und die damit verbundenen Auflagen führten zum Aufschub. „Gerade in unserer Zeit, in den vergangenen Coronajahren und seit dem 24. Februar im Krieg, hat die Kultur weniger Aufmerksamkeit als sonst bekommen“, erklärte Oberbürgermeister Thomas Deffner in seinem Grußwort. „Daher ist es mir eine ganz besondere Freude, dass bei dieser Veranstaltung die schönen Künste im Mittelpunkt stehen.“
In der Stadt Ansbach würden Kulturschaffende gern unterstützt, betonte Deffner. Im Haushalt 2022 seien 1,3 Millionen Euro dafür vorgesehen, davon 272.000 Euro für kleinere Kulturvereine. „Ich darf Sie ermutigen, die breite Kulturszene in Ansbach wieder zu entdecken und zu nutzen“, appellierte der OB an die Bürger.
Stadträtin Meike Erbguth-Feldner sprach die Laudatio für Lena Uebelhör, deren virtuoses Geigenspiel in einem Video präsentiert wurde. Sie blickte in die Kindheit der jungen Künstlerin zurück und stellte wichtige Stationen der musikalischen Bildung sowie Erfolge zum Beispiel bei „Jugend musiziert“ heraus. Obwohl noch Schülerin am Gymnasium Carolinum, studiert Lena Uebelhör ab diesem Semester bereits an der Musikhochschule Würzburg.
Über den bisherigen Werdegang des Organisten und Pianisten Acar Kraut sprach Kirchenmusikdirektor Carl Friedrich Meyer. Der junge Musiker sei zielstrebig, diszipliniert und bei der Umsetzung seiner Konzepte auch hartnäckig. Mit seinen Filmmusik-Programmen habe er hunderte Menschen in die Kirchen gelockt und „in Gumbertus das Tor aufgemacht für moderne Musik“. Auch im Wiener Stephansdom und im Passauer Dom gab der Ansbacher Jugendkulturpreisträger schon Konzerte.
Die Erfolge von Liana Wolf im karnevalistischen Tanzsport seien durchaus der Sparte Kultur zuzuordnen, erklärte Stadträtin Elke Homm-Vogel in ihrer Laudatio. Denn Faschingsveranstaltungen mit den Auftritten der Tanzmariechen vor großem Publikum seien „eher eine kulturelle denn sportliche Angelegenheit“.
2018 erreichte Liana Wolf 499 von 500 möglichen Punkten bei der Deutschen Meisterschaft in ihrer Nischensportart – „ein neuer und immer noch bestehender Rekord“. Acar Kraut umrahmte die Feierstunde musikalisch, und Liana Wolf schilderte in wenigen Worten, wie viel „Schweiß und Tränen“ in ihrem besonderen Leistungssport steckten.