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Veröffentlicht am 08.01.2024 12:20, aktualisiert am 08.01.2024 13:11

Kaffee und Wut: Die Reaktionen auf die Bauern-Blockaden

Wut, Frust, Verständnis und Unterstützung: Die Reaktionen auf den massierten Protest der Landwirte in der Region fallen unterschiedlich aus. Während die einen zu unflätigen Gesten greifen, schenken die anderen Kaffee aus.

Bei Herrieden flog den Demonstrierenden aus einem Autofenster ein Stinkefinger zu, in Ansbach fuhren Pendler, denen der Geduldsfaden gerissen war, über Gehwege.

Odyssee auf der B470 nach Neustadt

Wie stark die Nerven der Autofahrer sein mussten, brachte Karl Heinz Wissmann auf den Punkt. Der Monteur, der auf der B470 nach Forchheim wollte, brauchte für acht Kilometer von Dottenheim nach Neustadt mehr als 100 Minuten. „Ich verstehe schon, dass die Bauern wütend sind, aber so ein Protest geht halt auf dem Rücken von Leuten, die wirklich nichts dafür können”, kritisiert er. „Keine Ahnung, ob ich heute noch ankomme.”

„Sie haben ja recht“, meint dagegen Nico Weikart. Er arbeitet in der Nähe der Feuchtwanger Straße und ist ebenfalls stehengeblieben. Für die Situation der Landwirte hat er absolut Verständnis. „Eigentlich hätten wir aus der Corona-Zeit lernen müssen, mehr im Inland zu produzieren.“ Er bezieht sich dabei auch auf die Lebensmittel aus landwirtschaftlichem Anbau. „Wenn ich überlege, dass hier alles teurer wird – wo kaufe ich dann ein? Im Ausland?“

Am Hohenzollernring in Ansbach hupten ausgebremste Autofahrer pausenlos. Hier und da wurde ein Fluch aus dem Wagenfenster gebrüllt, und ein Autofahrer stieg aus und knallte die Wagentür wutentbrannt mit Wucht zu. „Dass wir so ein Waterloo erleben, damit hatten wir nicht gerechnet”, sagte Michael Maul, Abschnittsleiter Verkehr bei dem Einsatz, der mit seinen Kollegen von der Polizei mit zwei Fahrzeugen mittags am Hohenzollernring stand.

Heftige Diskussionen auf Facebook

Bei Uffenheim wiederum reagierte eine Anwohnerin auf die Proteste mit einem kleinen Getränke-Ausschank für die Demonstrierenden. Auch „Daumen hoch” wurden immer wieder gesichtet.

Auf den Sozialen Netzwerken schwanken die Nutzer aus Westmittelfranken zwischen „Richtig so” und Ablehnung. „Ohne Landwirtschaft keine Lebensmittel mehr”, bringt eine Person etwa ihre Unterstützung zum Ausdruck. Etliche kommentieren mit: „So soll es sein”. Aber: „Für mich gehen die nicht auf die Straße”, hält eine Userin dagegen. „Etz langts? Mir reicht´s auch, dass ich seit Jahrzehnten die Subventionen mitfinanziere!”, findet ein anderer.

Landwirte sehen sich in „einer Art Kulturkampf”

Die Landwirte wiederum sind hocherfreut über den bisherigen Verlauf des Tages: Jürgen Dierauff, Neustädter Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, erklärt, die Landwirte hätten - so wörtlich - „eine Art Kulturkampf” losgetreten und seien erfreut über die „Schützenhilfe” von Spediteuren und Handwerkern.

Der Insinger Landwirt Michael Weiß (Mitorganisator der Aktion in Rothenburg) beschreibt: „Blockieren war nicht unser Ziel. Wir wollten gesehen werden. Jeder Autofahrer im Berufsverkehr sollte mindestens einen Traktor sehen.”

Dem entgegen kam es dennoch neben Staus und Verzögerungen auch immer wieder zu Blockaden, etwa der Autobahn-Auffahrt Bad Windsheim zur A7.

Nicht alle Autofahrer nahmen die Sperren mit ruhigem Gemüt hin. (Foto: Tizian Gerbing)
Nicht alle Autofahrer nahmen die Sperren mit ruhigem Gemüt hin. (Foto: Tizian Gerbing)
Nicht alle Autofahrer nahmen die Sperren mit ruhigem Gemüt hin. (Foto: Tizian Gerbing)

Von Johannes Hirschlach, Lara Hausleitner und Andrea Walke
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