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Veröffentlicht am 20.10.2022 19:33

Kommunale Flächen bieten Insekten Nahrung

Karin Bauer vom Ansbacher Stadtentwicklungsamt und Blühpaktberater Wolfgang Endres erläutern auf der Starterkit-Fläche an der Kreuzung Schalkhäuser Straße/Hohenzollernring, welche Bedeutung das neu angelegte Sandarium und der Totholzbereich als Lebensraum für verschiedene Tiere haben.  (Foto: Kristina Schmidl)
Karin Bauer vom Ansbacher Stadtentwicklungsamt und Blühpaktberater Wolfgang Endres erläutern auf der Starterkit-Fläche an der Kreuzung Schalkhäuser Straße/Hohenzollernring, welche Bedeutung das neu angelegte Sandarium und der Totholzbereich als Lebensraum für verschiedene Tiere haben. (Foto: Kristina Schmidl)
Karin Bauer vom Ansbacher Stadtentwicklungsamt und Blühpaktberater Wolfgang Endres erläutern auf der Starterkit-Fläche an der Kreuzung Schalkhäuser Straße/Hohenzollernring, welche Bedeutung das neu angelegte Sandarium und der Totholzbereich als Lebensraum für verschiedene Tiere haben. (Foto: Kristina Schmidl)

Anfang des Jahres hat Wolfgang Endres seine Arbeit als Blühpaktberater für den Bezirk Mittelfranken aufgenommen. Mittlerweile sind Ergebnisse seiner Arbeit sichtbar. Er unterstützt Kommunen im Rahmen eines Projekts namens Starterkit dabei, insektenfreundliche Flächen anzulegen und zu entwickeln.

Insgesamt hatten sich laut dem 30-Jährigen 256 Gemeinden aus ganz Bayern für den Blühpakt-Wettbewerb mit seinen Starterkit-Kommunen beworben. Mit dem Ziel, kommunale Flächen in neue Lebensräume für Insekten umzuwandeln.

100 Kommunen davon bekamen je 5000 Euro Startgeld für ihre Vorhaben. In Westmittelfranken profitieren fünf Gemeinden von dem Förderprogramm: die Stadt Ansbach, Flachslanden und Wolframs-Eschenbach im Landkreis Ansbach sowie Diespeck und Oberscheinfeld im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim.

Artenvielfalt fördern

In der Stadt Ansbach hat Wolfgang Endres auf drei Flächen beratend dabei geholfen, sie dahingehend zu gestalten, dass die Artenvielfalt gefördert wird, indem Nahrungs- und Lebensraum für verschiedene Lebewesen geschaffen wird.

Eine dieser drei Starterkit-Flächen liegt nahe der Kreuzung Schalkhäuser Straße/Hohenzollernring. Wer dort spazieren geht, dem fällt eine Sandfläche auf, die unten am Hang durch eine gewölbte Steinmauer begrenzt ist.

„Es handelt sich um ein Sandarium“, erläutert Karin Bauer vom Ansbacher Stadtentwicklungsamt bei einem Vor-Ort-Termin mit dem Blühpaktberater gegenüber der FLZ. „Wir haben das Erdreich abgetragen und 40 Zentimeter dick ungewaschenen Sand aufgeschüttet“, erklärt Endres. Denn so tief sind Nistgänge von bodenbrütenden Wildbienen, die dort einen Lebensraum finden sollen.

Lesesteinbereich stützt

Damit das Sandarium bei Wind und Wetter nicht den Hang hinunterrutscht, wird es durch einen Lesesteinbereich für Eidechsen, Spinnen und Reptilien gestützt. Daneben ist Totholz aus dem Stadtwald und vom Waldfriedhof aufgehäuft.

„Das ist für viele ein ungewohnter Anblick, weil es nicht aufgeräumt aussieht“, sagt Karin Bauer. „Aber das Holz bleibt tatsächlich so liegen, sofern es keine Beine bekommt, was wir nicht hoffen.“

Eier in alten Fraßhöhlen

Totholz dient vielen Käferarten zum Brüten und Wildbienen nutzen es als Trittbrettfahrer, indem sie ihre Eier in alte Fraßhöhlen von Käfern legen. Auf dem Saum zwischen Sandarium und Gebüsch wurden Blühkräuter als Nahrungsquelle für Schmetterlinge ausgesät.

Eine weitere, verhältnismäßig kleine, Starterkit-Fläche im Ansbacher Stadtgebiet befindet sich an der Kreuzung Uhlandstraße/Rügländer Straße. Dort ist viel Boden ausgehoben worden, um eine Wiesenmischung auszubringen. Das Saatgut wurde in der Region gewonnen.

Glockenblumen und Wiesensalbei

Diese Mischung enthält Kräuter wie Glockenblumen, Schafgarbe, Wiesensalbei und Margariten. Bis sich die Pflanzen entwickeln, dauere es aber, sagt Endres. Gemäht wird dann mit dem Balkenmäher. Für Lebewesen ist das schonender als der Einsatz eines Kreiselmähwerks.

Unter den Baumkronen sollen Frühlingsblüher ausgebracht werden. Etwa Krokusse, Schneeglöckchen, Winterlinge, Traubenhyazinthen, Blausternchen und Buschwindröschen. Sie dienen frühfliegenden Insekten wie Hummeln und Bienen als Nahrungsquelle. „Wir haben die Zwiebeln schon bestellt“, erklärt Karin Bauer. Im November sollen sie gesteckt werden.

Saaten und Gehölze

Auf einer dritten Starterkit-Fläche im Stadtgebiet, nämlich an der Kreuzung Bundesstraße/Philipp-Zorn-Straße, ist ein Streifen gefräst worden, um auch dort eine Blühmischung auszusäen.

In Flachslanden wurde auf einer Fläche am südlichen Ortsrand eine Wiese mit Samen angelegt, der von einer hiesigen Spenderwiese stammt. Man spricht in diesem Fall von autochthonem Saatgut. Es wird eingesetzt, um die genetische Vielfalt zu erhalten.

In Oberscheinfeld ist eine Wiese ausgesät worden und es sollen noch Obst- und Wildgehölze gepflanzt werden.

Laichgewässer für Amphibien

In Diespeck wurden Teile einer großen Fläche, die landwirtschaftlich genutzt worden ist, umgebrochen und Wiesensamen darauf ausgesät. „Außerdem haben wir einen Graben, der nur temporär Wasser führt, verbreitert und vertieft, so dass ihn Amphibien als Laichgewässer nutzen können.

Wie die Starterkit-Flächen am Ende aussehen sollen, davon hätten viele Bürger falsche Vorstellungen, sagt der Blühpaktberater. Bei insektenfreundlichen Blühflächen handle es sich nämlich nicht um Blumenwiesen mit optisch möglichst eindrucksvollen Blüten, wie man sie etwa in Gartenschauen bestaunen kann.

Sondern um Wiesen aus Kräutern und Gräsern, die eher unscheinbar aussehen, aber für Insekten enorm wichtig sind. Als ein Beispiel für eine solche Pflanze nennt der junge Mann die Brennnessel. Sie dient den Raupen vieler Schmetterlingsarten als Nahrung.

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