Tennet-Leitung bleibt: Bayernwerk übernimmt Stromtrasse | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 01.12.2022 09:32

Tennet-Leitung bleibt: Bayernwerk übernimmt Stromtrasse

90 Kilometer lang ist die Leitung von Raitersaich nach Grafenrheinfeld. Sie führt über weite Strecken durch Gemeinden im Landkreis, die allerdings außer Oberscheinfeld alle im N-Ergie-Gebiet liegen.⋌Quelle: Tennet (Foto: Tennet)
90 Kilometer lang ist die Leitung von Raitersaich nach Grafenrheinfeld. Sie führt über weite Strecken durch Gemeinden im Landkreis, die allerdings außer Oberscheinfeld alle im N-Ergie-Gebiet liegen.⋌Quelle: Tennet (Foto: Tennet)
90 Kilometer lang ist die Leitung von Raitersaich nach Grafenrheinfeld. Sie führt über weite Strecken durch Gemeinden im Landkreis, die allerdings außer Oberscheinfeld alle im N-Ergie-Gebiet liegen.⋌Quelle: Tennet (Foto: Tennet)

Das war knapp. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet arbeitet bereits an seinen Strommasten im Landkreis und wollte in dem Zug auch eine der bestehenden Leitungen abbauen. Jetzt kauft aber doch Bayernwerk diesen Stromkreis und wird ihn künftig für erneuerbare Energie zur Verfügung stellen.

So heißt es zumindest in einer gemeinsamen Presseerklärung von Bayernwerk Netz und Tennet. Zunächst rund 100 Megawatt für grünen Strom und auf längere Sicht sogar mehrere 100 Megawatt könnten dadurch transportiert werden, heißt es dort weiter.

Jeden Menschen, der in der Erzeugung erneuerbarer und regionaler Energie mehr Chancen als Nachteile sieht, dürfte das freuen. Einer davon ist der Oberscheinfelder Bürgermeister Peter Sendner. Er hat sich sehr dafür stark gemacht, dass die Kapazitäten auf den vorhandenen Strommasten ausgeschöpft werden. Denn allein in seinem Gemeindegebiet gibt es mehrere Projekte, die nach momentanem Stand nicht umgesetzt werden können, da sehr weit entfernte Einspeisepunkte ins Energienetz sie uninteressant machen.

„Eine super Nachricht für unsere Gemeinde und die Region“, jubelt er deshalb. Jetzt passiere das, was „wir Mandatsträger und Pragmatiker uns gewünscht haben: Die Wirtschaft reagiert auf die Herausforderungen.“

Was letztlich zum Umdenken bei den beteiligten Energieunternehmen geführt hat – seien es eigene Gewinninteressen oder der Druck durch Bürgermeister und Projektiererinnen – sei egal. „Es zählt das Ergebnis.“

„Jetzt sind wir gefordert, die Leitungen zusammen mit Projektentwicklern, Genehmigungsbehörden und Netzbetreiberinnen zum Glühen zu bekommen.“ Anfang Dezember komme es zum nächsten Treffen der Regierung von Mittelfranken mit Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen. Dann geht es um eine Weiterentwicklung des Regionalplans zur Ausweisung von Vorranggebieten für erneuerbare Energien, informiert Sendner.

Peter Sendner: „Erneuerbare Energie ist große Chance.“

In alle Freude mischt sich beim Oberscheinfelder Bürgermeister die Sorge, dass große Investoren (mit oder ohne Beteiligung der Netzbetreiber) die neuen Kapazitäten schnell besetzen. „Ich hoffe natürlich, dass für die ’Kleinen’ – sprich Bürgerwindparks und Bürger-PV-Anlagen – ausreichend Platz vorgehalten wird.“ Er sieht auf den Hochspannungsmasten aber noch viel Platz für weitere Leitungen.

Für Oberscheinfeld bedeute die erneuerbare Energie eine große Chance. Der bestehende Windpark sorge seit dem ersten Jahr für hohe Gewerbesteuereinnahmen, die beteiligten Bürgerinnen und Bürger seien mit den Ausschüttungen sehr zufrieden (was auch das Finanzamt freue) und die Gemeinde bekam einen Weg mit einem Wert von mehr als 100.000 Euro geschenkt. Bei neuen Anlagen kommt dazu noch eine Direktbeteiligung von 0,2 Cent pro Kilowattstunde.

Zuvor hatte mit N-Ergie bereits der andere Verteilnetzbetreiber in der Region angekündigt, die angekündigte Außerbetriebnahme einer Leitung zwischen Zirndorf und Marktsteft durch den Landkreis zumindest aufzuschieben.

Die Höchstspannungstrasse, um die es aktuell geht, verläuft zwischen Grafenrheinfeld (Landkreis Schweinfurt) und dem Umspannwerk Raitersaich (Landkreis Fürth) durch viele Landkreisgemeinden.

In das Höchstspannungsnetz von Tennet mit Spannungen ab 220 kV können die Erzeugerinnen erneuerbarer Energien ihren Strom nicht direkt einspeisen. Für sie ist das Verteilnetz wichtig, das im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim vor allem von N-Ergie, in Oberscheinfeld aber vom Bayernwerk betrieben wird.

Bayernwerk kauft nun die 220kV-Leitung von Tennet, wobei in der Presseerklärung auf den Druck aus den Kommunen verwiesen wird. Die Leitung wird dann in den kommenden zwei Jahren erneuert und auf einen 110-kV-Betrieb umgestellt. In dieses Netz können größere Anlagen für erneuerbare Energien ihren Strom problemlos einspeisen.

Das spart viel Zeit beim Ausbau erneuerbarer Energien, weil die Installation neuer Leitungen ein aufwendiges Genehmigungsverfahren mit sich bringt, das schnell mal zehn Jahre dauern kann. Hinzu kommt: Ein zweites 110-kV-System auf den Masten wird „perspektivisch“ ins Auge gefasst, wie Bayernwerk erklärt.

Der Pressesprecher von Bayernwerk Netz teilte auf Anfrage mit, dass die Leitung für alle Anlagen in der Umgebung verwendet werden kann (also auch dort, wo bisher N-Ergie der Ansprechpartner war). Unter Umständen ist ein Umspannwerk nötig. Allerdings ist die Hochspannungsebene von 110 Kilovolt vor allem für größere Anlagen geeignet.

north