Heilsbronn: Die „Gegenwelten” von Faxe Müller und Gisela Krohn | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 03.10.2025 18:16

Heilsbronn: Die „Gegenwelten” von Faxe Müller und Gisela Krohn

Zum ersten Mal präsentiert der KunstRaumHeilsbronn eine große Herbstausstellung an drei unterschiedlichen Orten. Die Werke des Bildhauers Faxe Müller und der Malerin Gisela Krohn sind im Münster, dem Religionspädagogischen Zentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (RPZ) und der KunstRaum-Galerie in der Hauptstraße zu sehen.

„Gegenwelten“ begegnen die Besuchenden in dieser bemerkenswerten Kunstschau, in der Ölmalerei und Stahlobjekte in einem reizvollen Spannungsverhältnis stehen. Beide Künstler hätten sich zuvor nicht gekannt und sich unabhängig in Heilsbronn gemeldet, sagte Kurator Jens Knaudt bei seiner Laudatio zur Eröffnung. In gewisser Weise ein Experiment, das sich jedoch als äußerst glücklich herausgestellt habe.

Auseinandersetzung mit Natur

In ihrer eingehenden Kunstbetrachtung näherte sich die Expertin Ingrid Schloegl aus Frankfurt den Werken von Krohn und Müller. Sehr unterschiedlich und doch in gewisser Weise verbindend seien ihre Arbeiten, eingebettet in den historischen Raum des Münsters. Hier würden sich Kunst und Architektur gegenseitig befruchten. Ebenfalls gemeinsam sei die Auseinandersetzung mit der Natur, wenn auch diese in gänzlich unterschiedlicher Weise zum Ausdruck käme.

Faxe Müller präsentiert in dieser Ausstellung Stahl-Objekte, deren Besonderheit darin liegt, dass das eigentlich schwere, massive Material in geradezu leichtfüßiger Weise zur Geltung kommt. Geschwungene, dynamische Formen in unterschiedlich großen Formaten bewegen sich fast spielerisch im sakral-statischen Raum. Beides ergänzt sich in reizvoller Weise, verändert Objektkunst und Architektur im angeregten Zusammenspiel.

Flora und Fauna effektvoll in Szene

Ähnliches kann man an den Gemälden Gisela Krohns feststellen. Ihre Bilder thematisieren die Natur noch in direkterer Form als Müllers Objekte. Flora und Fauna setzt sie effektvoll in Szene, von der Technik her dem Impressionismus angenähert, da die Betrachtung ihrer Bilder mit größerer Distanz an Ausdruck zunimmt. Ihre Farben sind kräftig, lebhaft, aufmunternd, der Strich beschwingt und selbstbewusst. Einige Tiere kommen öfter vor, ein besonderer Liebling ist der Schmetterling, der geradezu emblematisch ihr Werk begleitet. Als weiterer Favorit zeigt sich der Wolf, der durch den Wald streift, nicht gefährlich, sondern eher scheu, aber wissbegierig.

Krohn malt gerne in großem Format. Das kommt auch daher, dass die in Berlin und Tutzing am Starnbergersee lebende Künstlerin gelernte Theatermalerin ist. Als solche war sie an der Deutschen Oper in Berlin tätig. Überdies studierte Krohn an der Fachoberschule für Gestalten in Köln und Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißenseee.

Faxe Müller, der heute wieder in seinem Elternhaus in Burgjoß im Spessart lebt, ist einen ganz anderen Weg gegangen. Zunächst hat er Industriemechaniker in der Kurstadt Bad Orb gelernt, bevor er sich 1984 als Autodidakt auf die künstlerische Reise begab. Zunächst noch gegenständlich unterwegs, wechselte er später zu immer abstrakteren Objekten aus Holz und Metall. Sein bevorzugter Werkstoff ist heute Corten-Stahl, ein wetterfester Baustahl mit besonderem Korrosionsverhalten, der sich hervorragend für Gartenprojekte eignet.

Raffinierte Lichteffekte

Gisela Krohns hier gezeigte Bilder sind ausschließlich aus Ölfarben hergestellt, zahlreiche Lasuren erzeugen räumliche Wirkung. Dennoch erlaubt sie sich Leerstellen, die raffinierte Lichteffekte hervorrufen. Ebenso wirkungsvoll mit dem Licht- und Schattenwurf spielen Müllers Werke. Hinzu kommt, dass auch das Münster besonders in dieser Jahreszeit höchst unterschiedliche Lichtszenarien durch seine großen Fenster erlaubt. Daraus ergibt sich ein sich ständig wandelnder Ausdruck, der sich hervorragend mit den Kunstwerken verbindet.

Auch wenn die Ausstellung im Münster zentrale Stellung einnimmt, so sind doch auch im RPZ und der Galerie weitere interessante Arbeiten von Krohn und Müller zu sehen: Eine umfassende Werkschau, die viel Überraschendes bietet.

Die Herbstausstellung des Vereins KunstRaumHeilsbronn geht bis zum 9. November, geöffnet ist sie: Münster: Montag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr, Religionspädagogisches Zentrum: Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr, Galerie: Samstag und Sonntag von 14 bis 16 Uhr


Thomas Wirth
Thomas Wirth
Redakteur im Ressort „Kultur“
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