Mahnwachen für Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg: 4000 Menschen protestieren | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 09.02.2025 17:52

Mahnwachen für Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg: 4000 Menschen protestieren

So sah das Schirmemeer in Rothenburg von oben aus - das Foto wurde per Drohne aufgenommen. (Foto: Thomas Hörber)
So sah das Schirmemeer in Rothenburg von oben aus - das Foto wurde per Drohne aufgenommen. (Foto: Thomas Hörber)
So sah das Schirmemeer in Rothenburg von oben aus - das Foto wurde per Drohne aufgenommen. (Foto: Thomas Hörber)

Ein starkes Zeichen für den Erhalt der Krankenhäuser in Rothenburg und Dinkelsbühl haben am Sonntagnachmittag Bürgerinnen und Bürger gesetzt. Nach Angaben der Polizei kamen zur Mahnwache auf den Rothenburger Marktplatz rund 1500 und auf den Dinkelsbühler Weinmarkt gut 2500 Menschen.

Aufgerufen dazu hatten die Krankenhaus-Fördervereine Mediroth und Dinkelsbühl, um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig wohnortnahe, „echte“ Krankenhäuser für die Gesundheit und Sicherheit der Menschen in der Region sind. Verbunden damit war die Forderung die Stroke-Unit in Dinkelsbühl und die Kardiologie in Rothenburg zu erhalten.

Regenschirme sollten den Schutzschirm demonstrieren

Um die Dringlichkeit der Forderung zu unterstreichen, waren die Teilnehmenden gebeten worden, Regenschirme mitzubringen. Diese sollten symbolisch für den Schutzschirm stehen, den die Krankenhäuser in Rothenburg und Dinkelsbühl der Bevölkerung in Notsituationen bieten.

Von einem „historischen Moment“ sprach Dr. Petra Ziegler, die Vorsitzende des Krankenhaus-Fördervereins Dinkelsbühl, als sie auf das Meer an Regenschirmen vor sich blickte. Sie betonte, dass die Verantwortlichen vor Ort die „folgenschwere“ Entscheidung treffen, wie es mit den beiden Kliniken weitergehe. Aber nicht, weil sie es müssten. Es gebe keine entsprechenden Vorgaben aus Berlin oder München. Ohne eventuell neue Gesetzgebungen abzuwarten, sollen offensichtlich schnelle Schnitte gemacht werden.

Klinikvorstand Dr. Gerhard Sontheimer verteidigt die Situation von ANregiomed in Ansbach. (Archivfoto: Jim Albright)
Klinikvorstand Dr. Gerhard Sontheimer verteidigt die Situation von ANregiomed in Ansbach. (Archivfoto: Jim Albright)

Sontheimer widerspricht Zahlen zu ANregiomed: „Defizit verteilt sich gleich“

Der Klinikvorstand weist die Darstellung aus Dinkelsbühl und Rothenburg zurück, dass vor allem Ansbach für die Miesen verantwortlich sei.

Ziegler wünschte den Entscheidungsträgern eine Portion Hirn und Herz – „also Stroke und Kardio“. Geld könne nicht das Maß für Menschenleben sein. Es dürfe keine Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse bei der Gesundheitsversorgung geben.

Rothenburgs OB zeigt sich überwältigt

„Wer übernimmt die Verantwortung für all die Menschen, die keinen rechtzeitigen Zugang zu adäquater Gesundheitsversorgung mehr bekommen?“, fragte Michaela Ebner, Vorsitzende von Mediroth, in die Rothenburger Menge. Sie appellierte an die Verantwortlichen, keine unumkehrbaren Tatsachen zu schaffen. Es bestehe eine realistische Chance auf eine Ausnahmegenehmigung für die Häuser in Rothenburg und Dinkelsbühl, weil ihr Wegfall „ein massives Versorgungsdefizit hinterlassen würde“. Diese Möglichkeiten müssten genutzt werden.

Von Landrat Dr. Jürgen Ludwig und den Mitgliedern des Verwaltungsrates von ANregiomed forderte sie: „Denken Sie an Ihre Aufgabe und Ihr Gewissen. Ihre Entscheidungen betreffen Menschenleben, nicht nur Bilanzen.“

Rothenburgs Oberbürgermeister Dr. Markus Naser zeigte sich „überwältigt von der Menge der Menschen, die gemeinsam um das Krankenhaus kämpfen wollen“. Er formulierte drei Forderungen: den Erhalt drei vollwertiger Krankenhäuser in Ansbach, Rothenburg und Dinkelsbühl. Eine echte 24-Stunden-Notfallversorgung in allen drei Häusern. Und den vollumfänglichen Erhalt der Kardiologie in Rothenburg.

Zwei ANregiomed-Häuser opfern? „Nicht okay”

Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer – CSU-Kreisrat und Mitglied des ANregiomed-Verwaltungsrats – hob hervor, dass die Entscheidungsträger vor Ort sitzen. Er ging auf das 30-Millionen-Euro-Defizit von ANregiomed ein. Wenn die beiden „hervorragenden“ und „dringend erforderlichen“ Krankenhäuser in Dinkelsbühl und Rothenburg geschlossen werden würden, könnten acht bis zehn Millionen Euro eingespart werden. Dafür zwei „gut funktionierende“ Häuser zu opfern, sei „nicht okay“.

Zum Gesang von Carmen Underwater, die gemeinsam mit der Blechbläsergruppe Coro Festivo die Veranstaltung in Rothenburg umrahmte, spannten die Teilnehmenden ihre Schirme auf. Für die musikalische Umrahmung der Mahnwache in Dinkelsbühl sorgte Marco Kronenwetter mit dem Dudelsack.


Von Simone Hedler und Jasmin Kiendl
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