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Veröffentlicht am 08.10.2023 18:00, aktualisiert am 09.10.2023 10:12

So lief die Juniorwahl im Stimmkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim

Nach der Stimmabgabe zur Juniorwahl ging es auch an der Bad Windsheimer Berufsschule ans Auszählen. (Foto: Susanne Landgraf)
Nach der Stimmabgabe zur Juniorwahl ging es auch an der Bad Windsheimer Berufsschule ans Auszählen. (Foto: Susanne Landgraf)
Nach der Stimmabgabe zur Juniorwahl ging es auch an der Bad Windsheimer Berufsschule ans Auszählen. (Foto: Susanne Landgraf)

Wie die Alten so die Jungen? Diese Gleichung stimmt zumindest beim Direktkandidaten bei den Landtagswahlen. Bei den Juniorwahlen hat Werner Stieglitz im Stimmkreis 510 (Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) das Rennen gemacht, und zwar deutlich. Seine Partei, die CSU, liegt bei den Gesamtstimmen ebenfalls klar an der Spitze.

Erkennbar ist auch ein Rechtsruck unter den Schülerinnen und Schülern. Über ein Sechstel der gut 1600 jungen Leute (von knapp 2000 Stimmberechtigten), die diesmal mit abstimmten, wählten die in Bayern unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes stehende AfD. Diese eroberte damit im Stimmkreis 510 den zweiten Platz unter den im Wahlkreis Mittelfranken angetretenen zwölf Parteien.

CSU normalerweise in der Jugend nicht so dominant

Der Erfolg von Stieglitz, der mit knapp 30 Prozent gut elf Prozentpunkte Vorsprung hatte, war in dieser Form nicht unbedingt zu erwarten. Denn bei den Juniorwahlen, die diesmal im hiesigen Stimmkreis an über einem Dutzend Schulen stattfanden, ist die CSU üblicherweise nicht ganz so dominant wie bei den tatsächlichen Wahlen. Vor fünf Jahren hatten die Christsozialen bei den Juniorwahlen im hiesigen Landkreis nur einen hauchdünnen Vorsprung. Der Direktkandidat Hans Herold – bei den Erwachsenen klarer Sieger – hatte in der Schülerschaft sogar das Nachsehen hinter dem Bündnisgrünen André Höftmann.

Während Herold diesmal aus Altersgründen nicht mehr antrat, ging der inzwischen 27-jährige Höftmann erneut ins Rennen und musste sich mit nurmehr unter zehn Prozent der Stimmen mit Platz fünf zufriedengeben. Denn nach Stieglitz wählten die Schüler die 74-jährige Rentnerin Anni Benedikt (AfD) mit fast doppelt so vielen Stimmen wie Höftmann auf Platz zwei. Auch der SPD-Mann Harry Scheuenstuhl (14,3 Prozent) und die Freie-Wähler-Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt (10,2 Prozent) – beide vor fünf Jahren noch klar von Höftmann distanziert – schoben sich nun vor den Grünen-Kandidaten.

Über die Fünf-Prozent-Marke schafften es bei den Jugendlichen auch Johannes Loesch (FDP) und Christian Löbel (Linke). Die weiteren Kandidaten erhielten nur vereinzelte Stimmen: Jürgen Osterlänger (Die Basis) kam auf 2,2 Prozent, Tristan Billmann (ÖDP) und Stephan Pühler (Humanisten) jeweils auf knapp 1,9 Prozent und Michael Brendecke (Bayernpartei) auf 1,3 Prozent.

Sieben Parteien über fünf Prozent

Bei den Gesamtstimmen sieht es ähnlich aus: Sieben Parteien brachten es auf über fünf Prozent und wären damit im Parlament vertreten: CSU, AfD, SPD, Grüne, Freie Wähler, FDP und Linke. Die Linke pendelte dabei zwischen 0,6 Prozent an der Aischgrundschule in Bad Windsheim und 8,2 Prozent an der Neustädter Dietrich-Bonhoeffer-Realschule. In nur zwei Schulen – den Schwarzenberger Schlossschulen und dem Berufsschulzentrum (BSZ) Scheinfeld – waren es jedoch dieselben sieben Parteien wie im Stimmkreis-Gesamtergebnis. Bei den Juniorwahlen lässt sich oft eine breitere Streuung der Stimmen bilanzieren. Dafür spricht diesmal auch, dass es keine einzige Null vorm Komma gab, weder bei den Erst- noch bei den Zweitstimmen.

Als großteils resistent gegen die ganz Rechten erwiesen sich die Gymnasien. In Scheinfeld erhielt die AfD gerade einmal 5,2 Prozent – ihr schlechtestes Ergebnis – und am Friedrich-Alexander-Gymnasium in Neustadt knapp unter sechs Prozent. An der Uffenheimer Christian-von-Bomhard-Schule, wo die drei Schularten Realschule, Fachoberschule und Gymnasium gemeinsam wählten, kam die AfD ebenfalls über ein einstelliges Ergebnis – knapp acht Prozent – nicht hinaus. Am Georg-Wilhelm-Steller-Gymnasium in Bad Windsheim fand keine Juniorwahl statt; dort hatte man Ende September an der U-18-Wahl teilgenommen, zu der keine Detailergebnisse aus den Schulen veröffentlicht wurden.

An drei Schulen landete die AfD gar auf Platz eins: im BSZ Bad Windsheim und in den Mittelschulen Diespeck und Emskirchen. In allen anderen lag die CSU an der Spitze. Trotz der Auffälligkeit bei den Gymnasien: Die Resultate auf den Schultyp zurückzuführen, griffe wohl zu kurz. Denn zum Beispiel steht dem hohen AfD-Ergebnis am BSZ Bad Windsheim ein niedriges am BSZ Scheinfeld (10,6 Prozent) gegenüber.

Tops und Flops der Juniorwahl

Eine absolute Mehrheit an einer der 14 ausgewerteten Schulen errang einzig die CSU: in Markt Erlbach, dem Wohnort ihres Kandidaten Werner Stieglitz. Sowohl bei der Erst- wie auch bei der Zweitstimme lagen die Christsozialen bei 51,1 Prozent. Ihr schlechtestes Ergebnis hatte die CSU an der Berufsschule in Bad Windsheim mit knapp unter 20 Prozent.

Über die Fünf-Prozent-Hürde schafften es in allen Schulen nur die CSU und die AfD. Die SPD scheiterte daran in der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule in Neustadt. Bündnisgrüne und Freie Wähler blieben jeweils fünf Mal darunter, FDP und Linke jeweils sieben Mal. In zwei Fällen kamen auch Kleinstparteien über die Hürde: die Partei der Humanisten am Friedrich-Alexander-Gymnasium Neustadt und die Bayernpartei an der Emskirchener Mittelschule.

Die Fünf-Prozent-Marke schafften in der Neustädter Mittelschule Am Turm drei Parteien: CSU, AfD und SPD. Für die Parlamentszusammensetzung hätte dies bedeutet, dass die CSU mit 41,6 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit der Sitze errungen hätte. In den anderen Schulen waren jeweils vier bis sieben Parteien über der Hürde.

Keine einzige Stimme erhielten die Grünen in der Caspar-Löhner-Mittelschule Markt Erlbach. Das war das einzige Null-Votum für eine im Landtag vertretene Partei; allerdings war die Löhner-Schule mit jeweils abgegebenen 45 Erst- und Zweitstimmen die kleinste Teilnehmerschule im Stimmkreis. Die Null stand weitere 16-mal als Wahllokal-Resultat, davon fünf Mal bei den Humanisten und je vier Mal bei Bayernpartei und ÖDP.

Die meisten Extremwerte gab es in der Markt Erlbacher Schule. Dort erzielten sowohl die CSU (51,1 Prozent) als auch die Freien Wähler (24,4) ihr Top-Ergebnis. Zusammen hat Bayerns amtierende Regierungskoalition dort eine Dreiviertel-Mehrheit. Gleich vier Parteien (Grüne, FDP, Tierschutzpartei und Humanisten) erhielten gar keine Stimme, mussten also jeweils ihr schlechtestes Ergebnis hinnehmen.

Keine Extremwerte (für keine der zwölf Parteien) verzeichneten nur die Christian-von-Bomhard-Schule in Uffenheim und die Staatliche Realschule in Langenzenn (die im Stimmbezirk 510 als einzige Schule aus dem Fürther Landkreis an den Juniorwahlen teilnahm).

Die FDP als Überraschungssieger im Neustädter Landkreis bei den Juniorwahlen zur Bundestagswahl 2021 kam diesmal nur in einer Schule, der Wirtschaftsschule Bad Windsheim, mit knapp zwölf Prozent auf ein zweistelliges Ergebnis.


Andreas Reum
Andreas Reum
Redakteur
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