Ein paar Sätze genügen, und es ist klar, dass Maria A. (Name geändert) eine extrem starke Frau sein muss. In Deutschland hatte sie sich mit ihrem Mann und den drei Kindern ein neues Leben aufgebaut. Für viele Jahre lief alles nach Plan, ehe Maria A. nun alleine für die fünfköpfige Familie sorgen muss.
Für ein paar kurze Augenblicke kann die 36 Jahre alte Frau in schönen Erinnerungen schwelgen. Nach der Entscheidung, die alte Heimat zu verlassen und stattdessen in Deutschland das Glück zu suchen, konnte sich die Familie dank harter Arbeit ein kleines Häuschen in Ansbach leisten. Jeder Groschen wurde zurückgelegt, man fand neue Freunde und fühlte sich wohl. Die Augen von Maria A. glänzen, als sie von den unbeschwerten Anfangsjahren in Ansbach erzählt.
„Über mein Leben könnte man ein Buch schreiben“, setzt sie hinterher, und schnell wird deutlich, warum da᠆raus wohl kein rosaroter Rosamunde-Pilcher-Roman werden würde.
Im Dezember 2022 wurde die Hand ihres Mannes bei einem Arbeitsunfall eingequetscht. In der Folge entwickelte sich eine starke Entzündung, die sich auf den ganzen Körper ausbreitete. Von heute auf morgen war er auf den Rollstuhl angewiesen und fiel als Hauptverdiener aus. Schlimm – aber das sollte längst nicht alles bleiben.
Maria A. musste ihren Job als Verkäuferin aufgeben, um ihren Mann pflegen zu können. Es vergingen Monate der Ungewissheit, ehe die Odyssee von Arzt zu Arzt zu einer Diagnose führte: Ihr Mann wird von Arthritis und Gicht geplagt, er hat Entzündungen im ganzen Körper. Doch selbst nach einer zwölfmonatigen Cortison-Therapie geht es ihm heute noch immer nicht entscheidend besser. Als allergische Reaktionen kamen Asthma und Schuppenflechte hinzu.
Inzwischen ist er zu 60 Prozent schwerbehindert – eine Rückkehr in den Arbeitsalltag scheint nicht ganz ausgeschlossen, in diesen Tagen aber doch noch sehr weit weg. Die Familie erhält Unterstützung vom Staat, dennoch ist finanziell alles auf Kante genäht, die Ersparnisse sind längst aufgebraucht. Auch für teure Medikamente, die die Kasse nicht zahlt, Besuche bei Spezialisten sowie regelmäßige Termine in der Erlanger Uni-Klinik. „Und wenn ich nur einen Cent im Geldbeutel habe, das Haus will ich unbedingt halten“, sagt Maria A., die nebenbei im Supermarkt ein paar Euro dazuverdient.
Andere wären in ihrer Situation womöglich verzweifelt, zumal die Hiobsbotschaften in der Folge nicht abreisen wollten. Vor Antritt der Ausbildung wurde bei der ältesten Tochter der Familie ein 17 Zentimeter großes Karzinom zwischen Niere und Wirbelsäule entdeckt. „Diesen Tag vergesse ich nie“, sagt Maria A. heute.
Das Geschwür stellte sich bei der Operation zwar als gutartig heraus – dennoch muss die Tochter nun regelmäßig für Nachuntersuchungen nach Erlangen in die dortige Uni-Klinik. Zudem ist die Niere angegriffen, ein Schmerzsyndrom ist die Folge.
Als Maria A. die schlecht verheilte, langgezogene Narbe beschreibt, die ihre Tochter wohl ein Leben lang an diesen Eingriff erinnern wird, muss sie doch schlucken. „Es war nicht genug mit meinem Mann, jetzt auch noch das.“
Doch Maria A. will stark bleiben und sich die stete Belastung nicht anmerken lassen. Ihr Aufgabengebiet in der Familie reicht dabei von der Krankenschwester bis zur Psychologin. „Ich bin alles“, sagt sie und muss lächeln. Für einen kurzen Moment. Denn wenn ihr Mann und ihre älteste Tochter ihre Fürsorge nicht benötigen, brauchen noch zwei andere „Sorgenkinder“ Unterstützung.
Ihr Nesthäkchen kam gehörlos zur Welt und ist zu einhundert Prozent schwerbeschädigt. Die mittlere Tochter zog sich bei einem Sturz in der Schule einen komplizierten Schlüsselbeinbruch zu, bei dem noch offen ist, ob er operiert werden kann.
„Ich verliere meinen Optimismus aber nicht. Ich muss für alle stark sein“, sagt Maria A. und lässt das wie ein Versprechen klingen: „Wir geben nicht auf. Wir kämpfen, kämpfen, kämpfen.“
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