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Veröffentlicht am 25.07.2024 00:08

Darf's denn ein „Frühstückswein“ sein? Darauf einen Toast

Nicht nur zum Aperitif eignen sich leichte Weine und Schaumweine. Ein Frühstückswein passt hervorragend zum Brunch. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)
Nicht nur zum Aperitif eignen sich leichte Weine und Schaumweine. Ein Frühstückswein passt hervorragend zum Brunch. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)
Nicht nur zum Aperitif eignen sich leichte Weine und Schaumweine. Ein Frühstückswein passt hervorragend zum Brunch. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Bei einem guten Abendessen ist die Weinbegleitung das i-Tüpfelchen. Doch kann man auch mit einem Wein in den Tag starten? Während jetzt der eine oder die andere heftig mit dem Kopf schüttelt, weil Alkohol vor 17 Uhr verpönt ist, sehen das andere gelassener.

Lassen wir mal den berühmten Konterdrink zum Katerfrühstück außen vor und denken eher in die Richtung Brunch. Oder an einen ausgelassenen bayerischen Frühschoppen - ohne Promille undenkbar. Auch bei einem zünftigen hessischen Marktfrühstück darf ein „Woi“ nicht fehlen. 

Ganz stilvoll bieten renommierte Hotels Schaumweine am Frühstücksbuffet oder zu morgendlichen à la carte-Gerichten. Das ist übrigens keine moderne Erscheinung. Schon 1859 standen etwa im New Yorker Metropolitan Hotel „Breakfast Wines“ auf der Frühstückskarte. 

Wer sich zum besonderen Frühstück im heimischen Kreis ebenfalls ein beschwingtes Gläschen gönnen möchte, fragt sich vielleicht: Welche Tropfen taugen denn zum „Frühstückswein“? 

Meist scherzhafte Bezeichnung für schlanke Weine

„Die Bezeichnung Frühstückswein ist mir – meist scherzhaft – geläufig für besonders schlanke aber feine Weine, häufig mit Restsüße“, sagt Mark Barth vom Wein- und Sektgut Barth in Eltville-Hattenheim. Er ist da sofort bei einem Kabinett, in der Branche auch „Kabbi“ genannt. 

Barths erste Wahl bei einem Frühstückswein wäre jedoch ganz klar ein Schaumwein: „Genauer gesagt ein hochwertiger Sekt nach traditioneller Methode. Der im Sekt erhaltenen Kohlensäure wird schließlich eine belebende Wirkung zugesagt. Gerade am Morgen kann sie den müden Kreislauf in Schwung bringen“, sagt der „Riesling-Meister“ aus dem Rheingau. 

Das Familienweingut liebt die Tradition des Sektfrühstücks, die auf die Zeit zurückzuführen ist, als das Wochenend-Frühstück zu einem festlichen Anlass wurde und der Brunch in Mode kam. Für Mark Barth darf dabei ein festliches Getränk wie ein hochwertiger Sekt, nicht fehlen - allerdings sehr trocken: „Ich würde dafür einen Brut Sekt empfehlen, der besonders ausgewogen und harmonisch ist.“ 

So sei ein Pinot Blanc Brut, der aus der Weißburgundertraube gekeltert wird, perfekt für ein Frühstück. Ist er zart, mit feiner Frucht und einer eher weicheren Säure, passe er zu vielen Speisen, die bei einem Frühstück auf dem Tisch stehen und das Spektrum von würzigen bis zu süßliche Köstlichkeiten abdeckt.

Frische-Kick für Porridge, Prickelndes zur Hollandaise 

Dass Weine zu einem reichhaltigen Frühstück gut passen, stellt auch „Wein am Limit“-Podcaster Hendrik Thoma auf YouTube fest. Beim Besuch im Bootshaus in der Hamburger Hafencity testet er sich durch: Ein leichter Riesling Kabinett mit 9,5 Prozent „verpasst mit seiner Säure dem knusprigen Amarant-Quinoa-Porridge eine schöne Frische“, schwärmt der Master Sommelier. 

Der Weinexperte schätzt noch eine schöne Kombi: Thoma findet zu Eggs Benedict mit Lachs und Sauce hollandaise einen Pinot Noir-Champagner wie gemacht. Nach jedem Bissen mit der cremigen Hollandaise und dem fettigen Lachs mache der Schampus „die Palette wieder frei“. Man schaffe, davon sogar mehr zu essen, wenn man dazwischen den Champagner auf der Zunge hat, so sein Fazit. 

Ein Wein, der nicht müde macht

Für Patrick Jacklin vom Weingut Heitlinger in Östringen-Tiefenbach muss ein Frühstückswein frisch und animierend sein. „So ein Wein, der nicht müde macht und Spaß ins Glas bringt“, sagt der Winzer aus dem Kraichgau. Ihm kommt da sofort ein Riesling Kabinett mit einer belebenden Säure oder ein frischer Auxerrois mit einer spannenden Frucht in den Sinn. Für Patrick Jacklin müssten es Weine ganz ohne „Trinkwiderstand“ sein. Auch die Burgundertraube Pinot Meunier könne in Form eines Schaumweins oder sogar als gekühlter Rotwein spannend sein, wenn er die richtige Balance aus Frucht, Säure und Spannung aufweist.

Insbesondere am Vormittag ist nach Meinung Jacklins die Rebsorte zweitrangig. Ihm sei dann die Emotion, die der Inhalt des Glases übermittelt, wichtiger. Denn in den wenigsten Restaurants stünden einem bereits morgens Sommeliers mit kompetenten Empfehlungen zur Seite: „Da ist es umso wichtiger, den Wein zur Stimmung zu paaren und weniger zu den Gewürzen des Frühstücksomelettes.“

Ein „Kabbi“ passt immer 

Bei der kleinen Umfrage zu Frühstücksweinen ist auch Shahzad Talukder sofort bei einem Riesling Kabinett. „Er ist zum Frühstück perfekt – idealerweise von der Mosel. Wem die Mosel Rieslinge zu salzig und mineralisch sind, der weicht einfach auf einen Rheingauer Kabinett aus“, rät der Vizepräsident der Sommeliers-Union und Chef Sommelier vom Bayerischen Hof in München. 

Eine schöne Fruchtsüße und geringer Alkohol machten einen Kabinett zum idealen Frühstückswein. „Hier kann man sich auch wunderbar ein zweites Glas gönnen ohne gleich „beschwipst” zu sein“, so Talukder. Für ihn gehen „Kabbi's“ eigentlich immer, „egal welche Frühstücksgewohnheiten jemand hat – süß oder salzig, kalt oder warm, ein Kabbi steht für alles bereit.“ Anspruchsvoller sei dagegen ist Champagner. Zum Frühstück empfiehlt der Kenner gerne einen etwas fruchtigeren Stil. Legt ein sehr trockener „Brut Nature“ eine großartige Performance beim abendlichen Aperitif hin, könne dagegen ein halbtrockener „Demi-Sec“ zum Frühstück glänzen. Shahzad Talukder schließt mit einer Frage: „Ein cremig-buttrig, briochig-fruchtiger Champagner zum klassischen französischen Buttercroissant? Wer braucht da schon Kaffee?“

© dpa-infocom, dpa:240724-930-183548/1


Von dpa
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