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Veröffentlicht am 04.10.2022 09:52

Fritz Oberdorfer graviert kunstvolle Messergriffe

Fritz Oberdorfer ist ein Meister im Gravieren von Messergriffen aus Elfenbein.  (Foto: Thomas Schaller )
Fritz Oberdorfer ist ein Meister im Gravieren von Messergriffen aus Elfenbein. (Foto: Thomas Schaller )
Fritz Oberdorfer ist ein Meister im Gravieren von Messergriffen aus Elfenbein. (Foto: Thomas Schaller )

Noch wacht die lebensgroße Ritterrüstung vor dem Laden von Fritz Oberdorfer in der Rothenburger Herrngasse. An Silvester will der Waffengraveur-Meister das Geschäft aber zum letzten Mal abschließen und in Rente gehen.

Der 66-Jährige stammt aus Kärnten in Österreich. In Rothenburg arbeitete er zunächst zwölf Jahre lang als Graveur im „Waffeneck“, das nach den Worten von Oberdorfer im vergangenen Jahr seine Pforten für immer geschlossen hat. Nach der Meisterprüfung, die Fritz Oberdorfer 1986 in Nürnberg ablegte, machte er sich selbstständig. Zeitweise arbeitete er in Diebach. Um die Zeiten, in denen die Gravur-Aufträge nicht so reichlich waren, besser auszugleichen, mietete er sich zunächst einen kleinen Laden in der Kirchgasse, bevor er vor 18 Jahren in die Herrngasse umzog.

„Im Winter habe ich graviert, und im Sommer konnte ich vom Ladenverkauf leben.“ Neben den Gravuren hat er unter anderem selbst gefertigten Silberschmuck und Souvenirs im Programm. Der Sommer 2020 war aber „eine Katastrophe“. Oberdorfer schätzt, dass er zwei Drittel weniger Umsatz gemacht hat. Da habe er eben wieder mehr graviert, meint er mit einem Schulterzucken.

Elfenbein von Mammut-Friedhöfen

„In letzter Zeit mache ich nur noch Messer“, erzählt er in dem Laden, der gleichzeitig eine kleine Werkstatt ist. Ein Kunde, den er nur „Der Amerikaner“ nennt, will 365 Messer aus Mammut-Elfenbein – immer das gleiche Modell, aber jedes Mal ein anderes Motiv. „Elfenbein von Elefanten darf man nicht mehr verwenden, aber in Sibirien haben sie ganze Mammut-Friedhöfe ausgegraben“, weiß der Graveur.

„Der Amerikaner“ hat Fritz Oberdorfer irgendwie im Internet gefunden: „Wahrscheinlich hat er ein Messer von mir gesehen, weil ich jede Arbeit signiere.“ Seitdem schickt er Fotos von wilden Tieren nach Rothenburg, die der Graveur in fein ziselierte Bilder in Elfenbein umsetzt. 20 bis 25 Stunden braucht er für ein Messer, sodass eines von ihnen – nur für die Gravur – 600 Euro kostet. Es muss also ein wohlhabender Messersammler sein, der sich dieses spezielle Hobby leistet.

„In diesem Leben werde ich aber nicht mehr damit fertig“, meint Oberdorfer, der inzwischen etwa 30 solche Messer graviert hat. Als Ruheständler will er aber ohne Druck damit weitermachen, so lange er Freude an dieser kreativen Tätigkeit hat. Mit der Corona-Pandemie habe die Ladenschließung übrigens nichts zu tun, erläutert Oberdorfer. Vielmehr habe er diesen Schritt langfristig geplant, betont er.

Leer stehen wird der Laden in der Herrngasse nach seinem Auszug wohl nicht, meint der Graveur. Nach seinen Worten wird ein anderes Rothenburger Geschäft aus der Nachbarschaft, das Porzellan und Geschenkartikel anbietet, als Nachfolger einziehen.

Thomas Schaller


Thomas Schaller
Thomas Schaller
Redaktion Westmittelfranken/Landkreis Ansbach
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