ANSBACH – Nach der Ernte ist vor der Ernte. Nach diesem alten Spruch kann sich der Ackerbauer nach der Getreideernte kaum eine Pause gönnen, bevor es an die Herbstbestellung geht. Zumal jetzt die Maisbestände zu silieren sind.
Bei der Frage, was im nächsten Wirtschaftsjahr angebaut werden soll, stellt sich neben der Auswahl richtiger Sorten und Fruchtarten immer wieder die Thematik der richtigen Zeitpunkte für die Aussaat. Zu den aktuellen Trends befragte die Redaktion Jürgen Hufnagel vom Sachgebiet Landnutzung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Ansbach.
Für Wintergerste (WG) galt lange Zeit der „Stichtag” 20. September, um den herum die Saat erfolgen sollte. Dass Winterweizen (WW) auch deutlich später (gesamter Oktober) noch gesät werden kann, weiß aber jeder Landwirt. Dennoch war in den letzten Jahrzehnten eher ein Trend hin zu September-Saaten beim Weizen erkennbar. Gründe dafür sind die meist hohe maschinelle Schlagkraft der Betriebe, sodass die Saat im September zu schaffen war.
Ein Grund dafür wäre, dass Bestände mit guter Vorwinter-Entwicklung die Winterfeuchtigkeit besser ausnutzen können und im Frühjahr schon weit entwickelt in die Vegetation starten, sodass sie auch höhere Erträge liefern können. Hinzu kam, dass Probleme, die durch diese frühen Saattermine entstehen können, sich bis vor wenigen Jahren chemisch relativ einfach lösen ließen.
Durch den Klimawandel ist jedoch eine deutliche Verlängerung der Vegetation im Herbst zu beobachten. Die Bestände wachsen nahezu jedes Jahr noch bis weit in den November hinein. In manchen besonders milden Wintern kommt es gar nicht mehr zu einer echten Vegetationsruhe. Dadurch besteht keine Notwendigkeit mehr, durch eine sehr frühe Saat die Vorwinterentwicklung zu fördern.
Bestände können im Extremfall „überwachsen”. Das heißt, dass sich besonders bei sehr langer Vegetation bis weit in den November hinein oder gar bei Ausbleiben einer echten Vegetationsruhe über den Winter die Bestände so weit entwickeln, dass die Gefahr einer „Auswinterung” steigt. Denn sehr weit entwickelte Pflanzen können, insbesondere bei Frösten im Februar/März, leichter erfrieren als „normal” entwickelte Bestände.
Ferner könne es passieren, dass Feldstücke, die schon im Herbst mit Pilzkrankheiten befallen werden, im Extremfall bereits im Herbst mit Fungiziden bekämpft werden müssen, macht Jürgen Hufnagel aufmerksam. Bei normal entwickelten Beständen sei dies erst im Frühjahr nötig.
Ein warmer Herbst kann zur Folge haben, dass Blattläuse und Zikaden Viren auf junges Getreide (vorwiegend auf Wintergerste) übertragen. Dies zeigt sich dann im Frühjahr in Form von gelben, „verzwergten” Pflanzen. Dadurch können hohe Ertragsausfälle bis hin zum Totalausfall des Bestandes entstehen, warnt der Pflanzenbaufachmann. Je früher ein Bestand im Herbst aufläuft, desto größer ist diese Gefahr. Es ist regelmäßig zu beobachten, dass die als erste gesäten Bestände im Frühjahr dann die stärksten Virus-Symptome zeigen, während spät gesäte Bestände meist komplett befallsfrei sind.
Unkräuter, vor allem aber Ungräser, werden bei der Aussaat des Getreides durch die Bodenbearbeitung mechanisch bekämpft. Ab der Aussaat ist jedoch keine weitere Bodenbearbeitung mehr möglich. Die Ungräser können dann bei früher Aussaat früh auflaufen und sich im Herbst noch gut entwickeln. Beispielsweise Ackerfuchsschwanz und Weidelgras müssen dann unbedingt schon im Herbst mit Herbiziden bekämpft werden. Wenn dann im Laufe des Winters oder des Frühjahrs nochmal neue Ungräser auflaufen, ist eine zweite Behandlung nötig. Durch wiederholte Anwendung von Herbiziden werden solche Ungräser aber resistent und können dann nur noch schwer oder gar nicht mehr bekämpft werden.
Im sehr feuchten Herbst 2024 waren sehr viele Landwirte unfreiwillig zu Spätsaaten gezwungen. Im Frühjahr 2025 gab es deshalb viel weniger Ungräser als in anderen Jahren. Auch Virusbefall war im Frühjahr 2025 kein Thema.
Die Wintergerste brachte im Jahr 2025 dennoch eine gut durchschnittliche und der Weizen zumeist eine durchschnittliche Ernte. Dass es keine „Spitzenernte” gab, lag dabei sicher nicht an den oft späten Saatterminen, sondern eher an der extremen Trockenheit im Frühjahr 2025.
Die amtliche Empfehlung lautet daher eindeutig: Die Wintergerste möglichst nicht vor dem 25. September säen. Keine Scheu vor Saatterminen Anfang Oktober! „Ruhig bleiben”, wenn es (wie im Herbst 2024) auch mal noch später wird, sagte Jürgen Hufnagel. Winterweizen sollte nach den bisherigen Erfahrungen grundsätzlich erst im Oktober gesät werden.