Die Scheinwerfer-Technik hat in den vergangenen Jahrzehnten gewaltige Entwicklungsschritte gemacht. Nachdem lange Zeit Halogenglühbirnen das Maß der Dinge waren, brachten Anfang der 1990er-Jahre Xenon-Scheinwerfer schon deutlich mehr Licht auf die Straße.
Mittlerweile ist das noch hellere LED-Licht Standard, das durch seine hohe Farbtemperatur dem Tageslicht sehr nahekommt. Und immer mehr Fahrzeughersteller bieten inzwischen die intelligente LED-Matrixbeleuchtung an, die sich der Umgebung automatisch anpasst.
Hier müssen Autofahrer nicht mehr zwischen Abblend- und Fernlicht umschalten. Doch was einfach und komfortabel klingt, hat in der Praxis durchaus seine Tücken. Warum, zeigt ein Blick in die Funktionsweise der Matrixscheinwerfer. Fragen und Antworten zum Thema:
LED-Licht besteht aus einzelnen Lichtpunkten. Bei einem Matrixlicht, das in der Regel als Fernlicht eingesetzt wird, werden nun sehr viele LEDs zu einer Art „Lichtteppich“ zusammengefasst. Je nach Hersteller sind das mehr als 100 LEDs pro Scheinwerfer. Wann einzelne Lichtpunkte eingeschaltet werden, wird über Kamerasensoren gesteuert. „Matrixlicht funktioniert im Grunde wie ein Beamer“, erklärt Burkhard Böttcher vom ADAC-Technikzentrum. „Dort, wo der Kamerasensor ein Objekt erkennt, wird das Licht ausgespart.“
Im Ergebnis haben Autofahrende dadurch eine wesentlich besser ausgeleuchtete Straße. Matrixscheinwerfer werden auch als adaptive Scheinwerfer bezeichnet, weil sie das Licht automatisch an die aktuelle Fahrsituation anpassen.
„Wird ein Hindernis erkannt, schaltet das System die Lichtpunkte in diesem Bereich in Sekundenbruchteilen ab“, sagt Philipp Mathey vom Automobil-Club Verkehr (ACV). „Je mehr Leuchtpunkte vorhanden sind, desto präziser kann das Licht gesteuert werden, was zu einer maximalen Lichtausbeute führt.“
Der größte Vorteil der Matrixleuchten ist eine deutlich besser ausgeleuchtete Straße. Denn: „Entgegenkommende Fahrzeuge oder Fußgänger können vom Scheinwerfer quasi umfahren werden, während die Straße weiterhin optimal ausgeleuchtet bleibt“, erklärt Mathey.
Im Gegensatz zum klassischen Fernlicht, das immer vollständig abgeschaltet werden muss, bleibe die Matrixbeleuchtung aktiv und flexibel. Viele Matrixscheinwerfer verfügen auch über eine Kurvenlicht-Funktion. Selbst wenn das Matrixlicht ein entgegenkommendes Fahrzeug in einer Kurve ausspart, wird die Fahrbahn rechts und links davon dann weiter voll ausgeleuchtet.
Noch nicht optimal sind nach Meinung von Burkhard Böttcher die Reaktionszeiten der Matrix-Systeme: „Eine Studie von Porsche hierzu hat festgestellt, dass die Reaktionszeit der Lichtsysteme um 1 bis 2 Sekunden über der menschlichen Reaktionszeit liegt.“ Das sorge dafür, dass viele Verkehrsteilnehmer oft unnötig geblendet werden, wenn sie einem Fahrzeug mit Matrixbeleuchtung entgegenfahren.
Vor allem Lkw-Fahrer sehen sich durch Matrix-Lichtsystem häufig geblendet. „Dies liegt an ihrer erhöhten Sitzposition, die von den Kamerasensoren nicht erfasst und ausgespart wird“, erklärt Böttcher.
Theoretisch ja, allerdings ist der Aufwand extrem groß. „Es sind ja nicht nur die Scheinwerfer, zusätzlich wird auch eine Kamera und die gesamte Steuertechnik benötigt“, sagt Böttcher. Dies alles nachträglich einzubauen, würde Kosten von vermutlich mehreren Tausend Euro mit sich bringen. Zum Vergleich: Wer Matrixscheinwerfer als Extra beim Neuwagenkauf ordert, wird mit Kosten ab rund 1.800 Euro rechnen müssen – je nach Hersteller und Fahrzeugmodell.
Wesentlich unproblematischer ist es, normale Scheinwerfer von Halogen- auf LED-Leuchtmittel umzurüsten. Dazu gibt es im Handel sogenannte LED-Retrofits oder LED-Replacement-Lamps.
Wichtig: Die müssen für das jeweilige Fahrzeugmodell zugelassen sein und eine Freigabe haben. Entsprechende Kompatibilitätslisten lassen sich auf den Internetseiten der Leuchtmittel-Hersteller finden.
Wer eine LED-Lampe in ein nicht dafür freigegebenes Fahrzeug einbaut, riskiert nicht nur Bußgelder. Sondern die Hauptuntersuchung kann verwehrt werden und im schlimmsten Fall bei Gefährdung die Betriebserlaubnis erlöschen.
Die Leuchtmittel zum Nachrüsten kosten laut ADAC etwa 100 Euro. Und selbst einbaubar seien sie auch - zumindest von „versierten Laien“. Ansonsten führt der Weg in eine Werkstatt.
Auch in diesem Punkt ist die LED-Matrixbeleuchtung teurer als herkömmliche Scheinwerfer. „Reparaturen sind kostspielig, da defekte LEDs nicht einzeln ausgetauscht werden können und häufig die gesamte Scheinwerfereinheit ersetzt werden muss“, sagt Philipp Mathey.
Grundsätzlich aber gelten LED-Scheinwerfer als sehr langlebig und haben laut dem Experten damit auch eine höhere Energieeffizienz im Vergleich zu Halogen- oder Xenon-Scheinwerfern. „Das reduziert die Ausfallwahrscheinlichkeit und senkt die Wartungskosten, was die Technologie zu einer nachhaltigeren Option in der Fahrzeugbeleuchtung macht“, sagt Mathey.
Mit ihrem taghellen Licht bewegen sich LED-Scheinwerfer an und über dem Limit des Erträglichen, sind sich Experten einig. „Es reicht oft schon, wenn ein Fahrzeug beschleunigt, dann gerät durch das leichte Einknicken des Hecks das LED-Licht ins Sichtfeld des Gegenverkehrs und blendet“, sagt Burkhard Böttcher.
Im Rahmen einer europaweiten Umfrage von zehn Verkehrsclubs, an der sich auch der ADAC beteiligt hat, kam der ADAC für Deutschland zu dem Ergebnis, dass 67 Prozent der Autofahrer die Blendungen im Straßenverkehr als untragbar oder störend empfinden.
Helfen kann eine automatische Leuchtweitenregulierung, die die Scheinwerfer auf dem richtigen Niveau hält. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) fordert diese Technik verpflichtend für alle Frontscheinwerfer, unabhängig von der Lichtleistung.
Strengere Vorschriften für die dynamische Leuchtweitenregulierung und eine Verbreitung dieser Technologie könnten helfen, das Blendproblem zu reduzieren, sagt auch Philipp Mathey. Daneben müssten aber auch in Werkstätten die gesetzlich vorgeschriebenen Vorgaben zur Scheinwerfereinstellung beachtet werden.
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