Nicht immer ist es sinnvoll, richtig Druck zu machen. Im Autoreifen aber schon. Denn der richtige Druck hat „entscheidenden Einfluss“ auf die Lebensdauer der Reifen und auf die Fahreigenschaften des Autos, erläutert die Prüforganisation Dekra.
Schon 0,5 bar zu wenig führt demnach unter anderem zu einem instabilen Fahrverhalten. Das macht sich besonders in Kurven bemerkbar. Bei längerer und schnellerer Autofahrt steigt die Gefahr, dass der Reifen versagt.
Denn die Verbindung zwischen Reifen und Straße ist nur etwa postkartengroß. Und beim Gas geben, Bremsen oder in Kurven sowie bei hohen Geschwindigkeiten müssen enorme Kräfte übertragen werden. Das kann nur optimal gelingen, wenn nicht nur Größe, Gummimischung und Profiltiefe stimmen und der Zustand des Reifens gut ist, sondern eben auch der Luftdruck korrekt ist.
Denn bei zu wenig Druck liegt die Außenkante der Lauffläche stärker auf als gewünscht und nutzt sich so schneller ab als die Mitte. Zudem kann sich das Gummi verformen, die Gewebeeinlagen reiben aneinander. Dieses sogenannte Walken heizt das Gummi laut Dekra übermäßig auf. Im Extremfall können sich Schichten ablösen oder der Reifen kann sogar platzen.
Bereits 0,4 bar unter dem Sollwert bedeuten beispielsweise nicht nur mehr Verschleiß, sondern auch einen Mehrverbrauch von bis zu 0,3 Liter auf 100 Kilometern wegen des höheren Rollwiderstands der Reifen, erklärt der ADAC.
Aber auch viel zu viel Luftdruck ist Fahrsicherheit oder Lebensdauer nicht zuträglich. Im Extremfall kann sich die Mitte der Lauffläche wölben. Das wiederum verkleinert die Auflagefläche. Ergebnis: die Bodenhaftung sinkt, der Bremsweg wird länger und die Lauffläche nutzt sich schneller ab.
Allerdings: Aus Gründen des Komforts würden die Hersteller meist nur einen Mindestdruck angeben. Eine Erhöhung um 0,2 bar ist dem ADAC zufolge beim Komfort kaum zu spüren, reduziere aber den Spritverbrauch ohne Sicherheitseinbußen.
Die Werte für den richtigen Reifendruck gibt der Autohersteller in der Bedienungsanleitung vor. Auch finden sich die Werte unter anderem noch auf entsprechenden Aufklebern an der B-Säule an der Fahrerseite, in der Tankklappe oder im Handschuhfach. Sonst im Internet recherchieren.
Die regelmäßige Kontrolle des Drucks ist also wichtig. Als Faustregel wird oft etwa alle zwei Wochen genannt - spätestens aber vor längeren Fahrten oder eben bei starken Änderungen an der Beladung. Denn der richtige Druck hängt von Anzahl der Mitfahrer und Gepäck - eben der Beladung - ab. Dafür werden stets unterschiedliche Werte genannt.
Idealerweise prüft man den Reifendruck vor dem Losfahren. Der Reifen sollte aber auf keinen Fall zu warm sein. Die nächste Tankstelle wäre ein gutes Ziel. Dort stehen in der Regel Messgeräte und Kompressoren kostenlos parat, so der ADAC. Damit lässt sich der Druck dann messen und bei Bedarf anpassen. Es gibt aber auch Reifendruckprüfer für zu Hause. Sie seien „für kleines Geld“ etwa in Baumärkten zu haben.
Neuwagen müssen in der EU übrigens seit Ende 2014 mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein. Je nach Ausführung warnen sie den Fahrer. Experten raten aber auch mit RDKS dazu, die regelmäßige Kontrolle durch den Autofahrer selbst nicht aufzugeben. Zumal ja auch das Profil und der generelle Zustand der Pneus geprüft sein wollen.
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