Ein Bach-Jubiläum steht 2025 nicht an. Aber für die Bachwoche Ansbach endet eine Ära. Dr. Andreas Bomba geht als Intendant in den Ruhestand. Grund genug, zu schauen, was Ansbachs großes Bachfest vom 1. bis 10. August bieten wird. Weil das viel ist, hier 14 Vorschläge.
Wer von Bach und seiner Musik wenig weiß, ist in den Bach-Sprechstunden mit Intendant Dr. Andreas Bomba bestens aufgehoben. Der Intendant versteht zu plaudern und erläutert ebenso unterhaltsam wie kundig im Gespräch mit Musikern und Experten Hintergründe zum Werk. Es gibt Sprechstunden von Samstag, 2. August, bis Samstag, 9. August, täglich um 15.30 Uhr. Der Eintritt ist in der Regel frei.
Weil die Orgel in Bachs Schaffen eine zentrale Rolle spielt, empfiehlt sich auch das Wunschkonzert des Intendanten an der rekonstruierten Wiegleb-Orgel, einem prächtigen Instrument der Bach-Zeit. Jörg Halubek interpretiert Stücke, die Andreas Bomba ausgesucht hat. Am 8. August um 11 Uhr in St. Gumbertus.
Der Mittwoch ist seit Jahren der Ansbach-Tag der Bachwoche. Ein Tag, um das Musikfest kennenzulernen und selbst mitzumachen, ist er auch. Bei „Ansbach singt“ wird das Publikum zum Bach-Chor und darf nach Herzenslaune singen. Die Dirigenten sind seit je prominent. Dieses Mal gibt Ludwig Böhme, der Leiter des Windsbacher Knabenchores, den Ton an. Am 6. August, um 11 Uhr in St. Gumbertus.
Nur drei Städtenamen tauchen in Bachs Kantatenwerk auf: Jerusalem, Leipzig – und Ansbach. In der fränkischen Residenzstadt war Johann Sebastian Bach nie, soweit man weiß. Aber er schrieb für jemanden, der Leipzig verließ, um daheim in Ansbach, Karriere zu machen, eine italienische Abschiedskantate: „Non sa che sia dolore“, BWV 209. Die Authentizität des Werks ist nicht absolut gesichert, aber die Bachforschung weiß niemanden, der es sonst hätte komponieren können.
Auf jeden Fall finden sich darin diese Zeilen: „Ma chi gran ti farà più che non fusti/Ansbaca, piena di tanti Augusti“. Was ungefähr heißt: „Aber wer wird dich größer machen, als du warst: Ansbach, voll von so vielen erhabenen Menschen.“ Das freut das lokalpatoriotische Gemüt: Ansbach macht größer – natürlich, wie kann es anders sein.
Die Kantate erklingt gleich im Eröffnungskonzert neben der h-Moll-Suite und der Kantate „Weichet nur, betrübte Schatten“. Rudolf Lutz, einer der beliebtesten Bachwochen-Künstler seit Jahrzehnten, steuert außerdem ein eigenes Concerto bei. Am 1. August: 19.30 Uhr, das Orchesterkonzert 1 in der Orangerie mit der Sopranistin Miriam Feuersinger, dem Orchester der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen und Rudolf Lutz als musikalischen Leiter.
Bachs Musik, das ist immer wieder überraschend, klingt in unterschiedlichster Gestalt, selbst in Besetzungen, für die sie nicht gedacht war. Das Capricornus Consort Basel spielt ein Programm dieser Art: „Präludien, Fugen, Fantasien …“ lautet sein Titel. Das Schweizer Ensemble hat große Orgelwerke von Johann Sebastian Bach für eine kleine Streicherbesetzung bearbeitet. Das erleichtert den Zugang zur Musik. Wer die Originale kennt, hat noch das Vergnügen, die Unterschiede zu entdecken. Am 4. August, 19.30 Uhr, in der St. Johannis.
Immer wieder spannend: Wenn eine Violine allein ein Konzertprogramm füllt. Die Geigerin Antje Weithaas, eine international gefragt Musikerin, gibt ihr lange erwartetes Bachwochen-Debüt am 9. August, um 11 Uhr, in St. Johannis. Bachs berühmteste Solokomposition für Violine, die d-Moll-Chaconne, erklingt auch – ein ikonisches Werk, so wie die Goldberg-Variationen.
Die Goldberg-Variationen sind eines der großartigsten Variationenwerke der Musikgeschichte, vielleicht sogar der Variationenzyklus schlechthin, ikonisch geworden im 20. Jahrhundert ist er auf jeden Fall. Wer am Cembalo oder am Klavier sich einen Namen machen will, muss es spielen.
Immer wieder ist zu lesen, dass Bach die Variationen für den Grafen Hermann Carl von Keyserlingk geschrieben. Der Graf habe an Schlaflosigkeit gelitten und Bachs Musik hätte dagegen helfen sollen. Ein Wiegenlied für Anspruchsvolle? Eher nicht. Selbst wenn es nur eine Anekdote ist, so ist sie anders zu verstehen: Die Goldberg-Variationen machen nicht müde, sondern wach. Sie vertreiben die Zeit in ruhelosen Nächten, sammeln den Geist und heitern auf. Es interpretiert sie die Pianistin Angela Hewitt. Am 5. August um 19.30 Uhr in der Orangerie.
Nur Präludien und Fugen durch alles 24 Tonarten: Das ist nicht leicht zu hören, aber wer sich darauf einlässt, die Stücke kennt, sie vielleicht selbst am Klavier versucht hat, der macht beim „Wohltemperierten Klavier“ immer wieder beglückende Entdeckungen. Den ersten Band dieser Sammlung spielt Angela Hewitt am 7. August um 11 Uhr in der Orangerie.
Bach hat keine einzige Oper geschrieben. Aber genug Arien, Chöre und Orchesterstücke, die voller Emotionen und Dramatik stecken. Man findet sie in den Kantaten. 2025 stehen unter anderem Kantaten auf dem Programm, die dem Erzengel Michael und seinem Kampf gegen den Drachen gelten. Da ist mächtig was los. Zu erleben ist das beim Konzert „Kantaten 1“ mit dem Windsbacher Knabenchor am 2. und 3. August, um 19.30 Uhr in St. Gumbertus. Am selben Ort ein paar Tage später widmet sich Solomon’s Knot dem Thema und auch Traueroden. Die englische Formation hat 2023 mit einer fiktiven Geburtstagsfestmusik und seiner enormen Präsenz das Bachwochen-Publikum hingerissen. Am 6. und 7. August tritt sie um 19.30 Uhr in St. Gumbertus auf.
Spielerisch dem riesigen Werk eines musikalischen Riesen nahekommen: Die Workshops der Bachwoche Ansbach haben dazu ein breitgefächertes Angebot während der Konzerttage. Für Kinder im Kindergartenalter ist genauso etwas dabei wie für Jugendliche, für Kinder ohne musikalische Vorbildung genauso wie für Jugendliche, die ein Instrument beherrschen. Petra Mengeringhausen und ihr Team bieten Workshops vom 4. bis 9. August.
Wem Bach leicht zu viel wird, wer glaubt alles schon gehört zu haben und sich daher langweilt, findet Programme, bei denen es ziemlich bunt zu geht und die mit Besetzungen aufwarten, die nicht aller Tage im Konzertbetrieb zu hören sind. Da sind zunächst die jungen Cellistinnen und Cellisten der Kronberg Academy. Die spielen Bach, natürlich, und dann natürlich auch Solo-Suiten von ihm, aber auch Musik seines brasilianischen Bewunderers Heitor Villa-Lobos und auch welche von Burt Bacharach. Das Programm heißt dementsprechend: „Bach – Bachiana – Bacharach“. Am 2. August um 11 Uhr in St. Johannis.
40 Blockflöten, Marimba und allerlei Perkussioninstrumente bringen die vier Musikerinnen und der Schlagwerker von Flautando Köln mit, um ihr Programm „Groove, Sounds an Silence“ aufzuführen. Das Spektrum reicht von türkischen Traditionals über Folk bis hin zur Dreigroschenoper und zu Jazz. Bach fehlt selbstverständlich auch nicht. Am 10. August, 11 Uhr in der Orangerie.
Es ist ja nicht so, dass traurige Musik traurig macht. Im Gegenteil, sie tröstet, weil sie Belastendes in Ausdruck und Schönheit verwandelt. Ob das beim Konzert „Kantaten 2“ glückt, steht noch in den Sternen. Aber der Name des Chores ist wie ein Versprechen: Gli Angeli Genève, die Engel von Genf. Ein Chor, der so heißt, darf sich an einem Programm versuchen, in dem viel von Schmerz und Leid, von Lebensüberdruss und von der Hoffnung auf ein himmlisches Jenseits die Rede ist. Stephan MacLeod kommt mit den Angeli Genève nach Heilsbronn und gibt am 5. August zwei Konzerte im Münster, um 11 Uhr und um 15.30 Uhr.
Ohne den Glauben, ohne Bibel, ohne Luther ist Bachs Musik nicht zu denken. Wer einfach nur schöne Musik hören will, Musik, die unterhält, die berührt und die Sinne befeuert, findet bei ihm aber auch genug. Bei der Bachwoche zum Beispiel in den Orchesterkonzerten. Jörg Halubek und Mitglieder von il Gusto Barocco widmen sich Bach und Händel, darunter Orgelkonzerten, am 3. August, 11 Uhr, in der Orangerie im Orchesterkonzert 2. Am 8. August, 19.30 Uhr, beim Orchesterkonzert 3 bringt das Kammerorchester Basel in der Orangerie Johann Sebastian Bach mit seinen Konkurrenten zusammen, oder besser: mit Kollegen, die er geschätzt haben muss, mit Georg Philipp Telemann und Johann Friedrich Fasch. Und bei Marsyas Baroque trifft Bach am 7. August in St. Johannis um 19.30 Uhr auf französische Zeitgenossen.
Ein Traditionstermin bei der Bachwoche und immer zu später Stunde ist die Jazztime. Am 8. August tritt das Frank Dupree Trio um 22 Uhr im Onoldiasaal auf. Dass das Trio sehr inspiriert und inspirierend mit klassischen Vorbildern umgeht, ist längst kein Insiderwissen mehr. Bei der Bachwoche stehen „Preludes von Bach bis Duke Ellington“ auf dem Programm.
Es gibt nicht viele Klavierduos, die so spielen wie Yaara Tal und Andreas Groethuysen. Nach Ansbach bringen sie lauter beliebte und berühmte Werke von Bach mit, die freilich für Orchester oder Orgel sind. Mit 20 Fingern gespielt, verfehlen die auch auf dem Flügel ihre Wirkung nicht. Die Pointe in diesem Programm sind die Klavierstücke von Wolfgang Amadeus Mozart. Die sind eigentlich für Klavier solo gedacht. Josef Rheinberger und Edvard Grieg haben aber noch Stimmen dazu erfunden, woran auch Bach seinen Spaß gehabt hätte, um daraus Stücke für ein Klavierduo zu machen. Am 3. August um19.30 Uhr in der Orangerie.
Ein Gipfelwerk sowieso. Ein Muss für alle, die Bach lieben oder lieben lernen wollen: die Messe h-Moll. Für seine letzte Bachwoche hat Intendant Andreas Bomba ein Ensemble engagiert, von dem er in den höchsten Tönen schwärm: den Tenebrae Choir, den Nigel Short leitet. Das Kammerorchester Basel begleitet den Chor. Am 9. August: 19.30 Uhr und am 10. März um 18 Uhr in St. Gumbertus.
Das waren die Vorschläge. Was muss man noch wissen. Die Bachwoche gibt es nur alle zwei Jahre. Immer in den ungeraden. Immer Ende Juli, Anfang August. An ihrem Anfang steht, untypisch für ein Musikfestival, kein Konzert, sondern ein Eröffnungsgottesdienst, freilich musikalisch reicht gestaltet.
Dass Bachs Musik nicht ohne Voraussetzungen und erst recht nicht ohne Folgen in der Musikgeschichte war, spiegelt sich in den Programmen wider. Sie reichen bis in die Gegenwart. Die Jazztime zur Bachwoche kommt also nicht von ungefähr. Auch eine Besonderheit: Es gibt Workshops für Kinder und das Helferkonzert. In dem singen und spielen am letzten Tag die musikalischen Helferinnen und Helfer des Festivals mit.
Die erste Bachwoche fand 1947 auf Schloss Weißenstein in Pommersfelden statt. Die Begeisterung war groß, das Schloss für eine Fortsetzung zu klein. Schon 1948 war sie nach Ansbach umgezogen. Seitdem ist sie in der ehemaligen Residenzstadt daheim. Deren barocke Anmutung passt genau zu Bachs Musik.
Vielfalt wird groß geschrieben. Chöre, Orchester, Kammerensembles und Solisten von internationalem Rang kommen nach Ansbach. Wer tritt 2025 auf?
Dicht auf dicht folgen bei der Bachwoche die Konzerte und Begleitveranstaltungen. Drei an einem Tag sind es mindestens. Ein Überblick über die Termine:
Der freie Vorverkauf hat begonnen. Zuvor werden die Bestellungen der Mitglieder des Vereins der Freunde der Bachwoche und die Wünsche von früheren Kunden abgearbeitet. So kommt es, dass bereits zu Beginn des Vorverkaufs etliche Plätze vergeben sind. Tickets sind auf der Website des Musikfestes erhältlich.