Kinderzeche Dinkelsbühl 2025: Das historische Kinder- und Heimatfest | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 18.07.2025 06:00

Kinderzeche Dinkelsbühl 2025: Das historische Kinder- und Heimatfest

Retteten die Stadt vor Plünderung und Brandschatzung durch die Schweden: die Kinderlore samt Kinder Dinkelsbühls.  (Foto: Peter Tippl)
Retteten die Stadt vor Plünderung und Brandschatzung durch die Schweden: die Kinderlore samt Kinder Dinkelsbühls. (Foto: Peter Tippl)
Retteten die Stadt vor Plünderung und Brandschatzung durch die Schweden: die Kinderlore samt Kinder Dinkelsbühls. (Foto: Peter Tippl)

„A scheene Kinderzech“ schallt es ab Freitag, 18. Juli, bis Sonntag, 27. Juli, wieder in den Straßen und Gassen der einstigen Reichsstadt Dinkelsbühl.

Das historische Kinder- und Heimatfest mit dem Festspiel mit Orchesterbegleitung in der Schranne, der Stadtübergabe durch die Ratsherrn an die schwedischen Truppen am Wörnitztor und die Rettung der Stadt durch den mutigen und beherzten Einsatz der Kinderlore und ihrer Kinderschar ist jährlicher Besuchermagnet und zentrales Kinder- und Heimatfest der Dinkelsbühler.

„Schallet heute Jubellieder“ fängt die Dinkelsbühler Heimathymne an und beschreibt auf sechs Strophen die Freude über die Rettung der Stadt. Dieses Lied wird an der zehntägigen Kinderzeche oft und oft von einem vielstimmigen Chor der Dinkelsbühler Bevölkerung zu hören sein.

Die „fünfte Jahreszeit“ vereint alle Generationen in und um Dinkelsbühl und wird berechtigterweise als mutmachende Geschichte für den Frieden, für Verständigung, für Heimat und das Gefühl der Verbundenheit beschrieben. Begründet wurde die Kinderzeche durch ein im 17. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähntes Schulfest und gefestigt im historischen Bewusstsein durch das seit 1897 aufgeführte Festspiel.

Besetzung Kallert

Sieben Aufführungen dieses historischen Festspiels mit anschließender Stadtübergabe können die Gäste erleben. Auftakt ist am Samstag, 19. Juli, um 15 Uhr, weitere Festspiele finden am Sonntag, 20. Juli, um 9.15 Uhr und um 11.45 Uhr, am Montag, 21. Juli, um 9.45 Uhr, am Samstag, 26. Juli, um 15 Uhr und am Sonntag, 27. Juli, um 9.15 Uhr und 11.45 Uhr statt. In diesem Jahr wird die Besetzung „Kallert“ spielen, benannt nach dem Darsteller Dr. Burkhard Kallert, der in die Rolle des damaligen Bürgermeisters Leonhard Wigerlein schlüpft. Rund 25 Akteure sind auf der Bühne in der Schranne hautnah und live zu erleben und dazu kommt die Kinderlore, in diesem Jahr übernehmen Magdalena Pfoser und Pia Lechler die Rolle abwechselnd, mit rund 130 Kindern. Sie sind es, die die Stadt vor der Plünderung und Brandschatzung durch die Schweden retten.

Hauptakteur der Schweden ist Obrist von Sperreuth, der in dieser Besetzung von Peter Ernst Kober verkörpert wird. Einblicke in das Lagerleben der Schweden können Interessierte am Sonntag, 20. Juli, und Montag, 21. Juli, ab 8.30 Uhr erleben sowie am Sonntag, 27. Juli ab 8.30 Uhr, danach wird jeweils um 10 Uhr getanzt im Schwedenlager.

Vergebliches Warten

Die Schweden waren gar nicht willkommen im Jahr 1632 vor den Toren der Stadt. Nach der Historie lagerten Truppen des schwedischen Obristen Claus-Dietrich von Sperreuth vor den Stadttoren, auf der heutigen Schwedenwiese. Bedingungslose Kapitulation auf „Gnad und Ungnad“ war deren Forderung. Der katholisch-protestantische Religionskrieg war in Dinkelsbühl angekommen. Auf des Kaisers Hilfe warteten die Ratsherren vergeblich, obwohl ihnen Schutz für die geleisteten Steuern und Abgaben zugesichert wurden. Eine Zwickmühle für den Rat katholischen Glaubens, zumal drei Viertel der Bevölkerung mittlerweile evangelischen Glaubens waren. Diese dramatischsten Stunden in der Geschichte der Reichsstadt Dinkelsbühl werden in der Kinderzeche dargestellt.

Geschrieben wurde das Festspiel vom Münchner Hofrat Ludwig Stark im Jahr 1896 und ein Jahr später uraufgeführt. Seitdem ist es fast unverändert geblieben und deshalb gilt die Kinderzeche als echtes Heimatfest und gehört zur Identität von Dinkelsbühl. Weithin anerkannt, denn seit rund zehn Jahren gehört die Kinderzeche zum Immateriellen Kulturerbe.

Ursprünge des Heimatfestes

Ursprünglich war das Heimatfest unter dem Begriff „Schulzeche“ bekannt und war ein von Stadt und Kirche bezahlter Ausflug der katholischen Lateinschüler zum Schuljahresende, so Aufzeichnungen aus dem 15. Jahrhundert, verbrieft im Jahr 1629 als „Zechgeld“ für die katholischen Schüler. Eine evangelische Lateinschule wurde vom rein katholischen Magistrat verboten. Erst um das Jahr 1654 wurde eine evangelische Lateinschule gegründet und damit gab es eine „Evangelische Kinderzeche“, bei der die Kinder der evangelischen Deutschen Schule mitfeiern durften.

Jeweils vier Gulden wurden an die Kinder ausbezahlt und beide Schulfeiern wurden bis zum Reichsstadtende im Jahr 1802 zeitlich und konfessionell getrennt abgehalten. Die katholischen Schüler feierten mit Tänzen in der Schule und das Fest der evangelischen Schüler weitete sich zu einem städtischen Volksfest auf dem Schießwasen aus. In der Rückerinnerung ein wunderbares Zeichen, denn in der Altstadt finden die Tänze der unterschiedlichsten Gruppen statt und auf dem Schießwasen das Volksfest. Ein „Kinderauszug“ in Fantasieuniformen samt Festlichkeiten wurde erst im Jahr 1788 chronologisch festgehalten. Ab dem Jahr 1848 wurde die Kinderzeche mit den historischen Ereignissen des 30-jährigen Krieges verknüpft. Die Kinder wurden in Schweden-Uniformen gesteckt, der Spruch des Kleinen Obristen erdacht und ab dem Jahr 1897 hatten evangelische und katholische Kinder ihr gemeinsames Fest.

Die Hymne

Schon etliche Jahre zuvor, 1826, dichtete der Dinkelsbühler Lehrer Elias Nottnagel die Hymne für die Kinderzeche: Schallet heute Jubellieder, tönt von Süd, Nord, Ost und West! Freudespendend kehret wieder, dieses frohe Jubelfest, lautet der erste von sechs Versen. Die Freude über die Kinderzeche steigert sich in jedem Vers. „Um uns her ist alles Freude“ heißt es oder „Freunde, Eltern, Schwestern, Brüder stimmt in unser’n Festgesang“ und dass das Freundschaftsband kräftiger umschlinge und „Segne Gott das Vaterland“.

Gesungen wird dieses Lied nach dem Spruch des Kleinen Obristen von allen Beteiligten und Zuschauern im großen Chor und nahezu jeder Dinkelsbühler braucht hierzu nicht das offizielle Programmheft der Kinderzeche mit dem abgedruckten Text. Die „Dinkelsbühler Hymne“ drückt alles aus, was die Kinderzeche bedeutet. Für Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer bedeutet die Kinderzeche ein Gefühl der Verbundenheit, dass jeder willkommen ist und keiner allein sei. Alle feiern gemeinsam. Den Kindern der Stadt ist die Rettung der Stadt zu verdanken und dem Mut einer jungen Frau, der Kinderlore. Sie zog mit ihren „Engeln“ dem schwedischen Obristen Claus-Dietrich von Sperreuth entgegen und gewannen dessen Herz, sodass die Stadt vor der Plünderung und Zerstörung gerettet wurde.

Fest voll Tradition und Gemeinschaft

Für Dinkelsbühl ist die Kinderzeche ein Fest voll Tradition und Geschichte, von Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit und Heimat. Keine andere Veranstaltung zieht die Menschen so in den Bann, lockt Einheimische wie Gäste Mitte Juli in die „schönste Altstadt Deutschlands“ und wird von über 1000 Akteuren in historischen Kostümen authentisch in die Straßen Dinkelsbühls gebracht. Start ist am Freitag, 18. Juli, um 17.30 Uhr mit dem Konzert der Dinkelsbühler Stadtkapelle auf dem Weinmarkt und anschließendem Ausmarsch zum Festzelt auf dem Schießwasen, Eröffnung des Volksfests und Bieranstich im Festzelt gegen 18.30 Uhr durch Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer. Das Volksfest auf dem Schießwasen mit Fahrgeschäften, Festzelt, Biergärten und Marktständen geht bis Mittwoch, 23. Juli, und klingt abends mit dem Feuerwerk aus.

Große Schlussveranstaltung

Die Kinderzeche geht bis zum Sonntag, 27. Juli, mit der großen Schlussveranstaltung der Kinderzech-Festwoche ab 20.30 Uhr am Weinmarkt vor der Schranne. Verschiedene Tänze werden präsentiert, Aufmarsch und Konzert der Knabenkapelle, Schwertertanz und Fahnenschwingen, der Nachtwächter kommt und abgeschlossen wird die Kinderzeche traditionell mit großem Zapfenstreich bei festlicher Beleuchtung des Marktplatzes und Weinmarkts.

Die Gastronomie freut sich auf viele Gäste und dazu wird ein umfangreiches Rahmenprogramm rund um die Kinderzeche geboten. Am Freitag, 18. Juli, wird mit dem Bieranstich gegen 18.30 Uhr das Volksfest auf dem Schießwasen eröffnet und geht bis Mittwoch, 23. Juli. Am Samstag, 19. Juli, findet ab 19 Uhr ein musikalischer Dämmerschoppen mit der Blaskapelle Eigner auf dem Weinmarkt statt, ebenso am Sonntag, 20. Juli, ab 19 Uhr. Meiser Altstadt Brasserie und Gasthaus Zur Sonne laden hier ebenfalls ein. Am Dienstag, 22. Juli, wird ab 10 Uhr im Gasthaus Stern Frühschoppen und ab 16 Uhr Dämmerschoppen mit Musik im Gasthaus Sonne angeboten und am Mittwoch, 23. Juli, ab 10 Uhr Frühschoppen bei Meiser’s.

Kinderfestzug am 22. Juli

Wichtiger Termin für die Kinder ist am Dienstag, 22. Juli, mit dem großen Kinderfestzug ab 9 Uhr, begleitet von der Knabenkapelle. Dem Festzug schließen sich Tänze der Jugend an und anschließend werden die Kinderzechgucken an die Kinder verteilt. Am Mittwoch, 23. Juli, ist ab 12 Uhr Kindertag beim Volksfest am Schießwasen mit ermäßigten Preisen bei den Schaustellergeschäften.

„Dinkelsbühl war, ist und bleibt die Stadt der Kinder“ gilt für Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer – damals wie heute. Die Kinderzeche verbindet die Dinkelsbühler, miteinander feiern, lachen, essen, trinken und Gemeinschaft pflegen. Der Mut und Leidenschaft neue Wege zu gehen, unkompliziert und ohne lange Bedenken, das können die Menschen von den Kindern und dem Beispiel der Kinderlore lernen.

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Heute Abend um 18.30 Uhr wird das Volksfest mit dem Bieranstich eröffnet.  (Foto: Peter Tippl)
Heute Abend um 18.30 Uhr wird das Volksfest mit dem Bieranstich eröffnet.  (Foto: Peter Tippl)

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Von Peter Tippl
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