Nach Überfällen in Ansbach: Amtsgericht verhängt Haftstrafen gegen Jugendliche | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 18.07.2025 14:52

Nach Überfällen in Ansbach: Amtsgericht verhängt Haftstrafen gegen Jugendliche

Wegen ihrer Beteiligung an zwei Raubüberfällen und drei Einbrüchen hat das Amtsgericht Ansbach Haftstrafen gegen sieben Jugendliche verhängt. Die Dauer liegt zwischen sechseinhalb und zweieinhalb Jahren. Die Angeklagten hatten weitreichende Geständnisse vor dem Jugendschöffengericht abgelegt.

Dessen Vorsitzende Claudia Hofmann verkündete die Urteile mit ausführlichen Begründungen am Freitagmittag. Sie und ihre beiden Schöffen hatten am Dienstag die meisten Plädoyers gehört. Staatsanwaltschaft und Verteidiger unterschieden sich vor allem bei der Dauer der Haftstrafen. Am Freitag folgten das letzte Plädoyer eines Verteidigers sowie die letzten Worte der Angeklagten. Auch die Eltern hatte als gesetzliche Vertreter ihrer Kinder die Möglichkeit, zum Abschluss etwas zu sagen.

Die sieben Jugendlichen waren in unterschiedlicher Besetzung an fünf Straftaten in Ansbach beteiligt.

Raubüberfall am 4. Dezember 2024 auf eine dm-Filiale

Kurz vor 20 Uhr betraten zwei Maskierte eine dm-Filiale in der Ansbacher Welserstraße. Sie griffen eine Mitarbeiterin an, bedrohten sie mit einer Waffe, gaben einen Warnschuss ab und verlangten Geld. Eine Kollegin übergab rund 3200 Euro Bargeld.

Die angegriffene Angestellte kam mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus. Zwei weitere Mittäter übernahmen die Beute vor dem Geschäft, ein fünfter versteckte die Waffe. Dass es sich um eine Schreckschusswaffe handelte, war für die Bedrohten nicht zu erkennen. Deshalb wird ihr Einsatz juristisch gewertet wie die Verwendung einer echten Waffe.

Raubüberfall am 4. Januar 2025 auf den H&M in Ansbach

Gegen 18.50 Uhr kamen vier mit Mützen und Handschuhen bekleidete und maskierte Täter in die Verkaufsräume einer H&M-Niederlassung in der Ansbacher Fußgängerzone. Einer schoss mit einer Schreckschusswaffe in die Luft. Die drei anderen verlangten unter dem Einsatz eines Taschenmessers und eines Schlagstocks Geld.

Da es einem Verkäufer, der dabei tätlich angegriffen wurde, nicht gelang, die Kasse zu öffnen, verließen die Täter das Geschäft ohne Beute. Drei weitere Täter warteten vor dem Geschäft, um die anderen gegebenenfalls zu warnen. Zwei sollten die Beute übernehmen.

Einbruch am 1. Dezember 2024 in einen Discounter

Begonnen hatte die Serie am 1. Dezember. Ebenfalls in der Ansbacher Welserstraße wurde bei einem Lebensmittel-Discounter eine Scheibe eingeschlagen. Zwei Täter drangen durch das Fenster ein und entwendeten einige geringwertige Gegenstände. Die Anklage richtet sich gegen zwei Jugendliche.

Nach Zwischenfällen mit Angeklagten hat das Jugendschöffengericht zusätzliche Polizisten in den Saal beordert.  (Symbolbild: Jens Büttner/zb/dpa)
Nach Zwischenfällen mit Angeklagten hat das Jugendschöffengericht zusätzliche Polizisten in den Saal beordert.  (Symbolbild: Jens Büttner/zb/dpa)

Prozess gegen Teenager in Ansbach: Polizei verhindert Angriff auf Staatsanwältin

Ein Angeklagter hat im Gerichtssaal versucht, eine Staatsanwältin zu attackieren. Polizisten rangen ihn zu Boden. Der Jugendliche muss nun zurück in die U-Haft.

Einbruch am 13. Dezember 2024 in einen Motorrad-Handel

Nach dem ersten Raubüberfall soll dieses Duo in der Nacht zum 14. Dezember in den Verkaufsraum eines Ansbacher Motorrad-Handels eingebrochen, indem die Täter eine Scheibe einschlugen. Dabei entwendeten sie fünf Krafträder und Bargeld im Gesamtwert von rund 16.500 Euro.

Einbruch am 25. Dezember 2024, wieder ein Discounter

Am 25. Dezember wurde bei einem Lebensmittel-Discounter in der Bahnhofstraße in Ansbach eine Fensterscheibe eingeschlagen. Weil die Alarmanlage auslöste, flüchteten die Täter. Der gescheiterte Einbruch wird dem Duo der beiden vorhergehenden Einbrüche und einem weiteren Jugendlichen zur Last gelegt.

Verhandlung nicht öffentlich

Weil die Angeklagten bei den Taten erst zwischen 14 und 17 Jahre alt waren, konnte die Verhandlung nicht öffentlich stattfinden. Dies galt auch für die Urteilsverkündung. Über deren wichtigste Punkte informierte Armin Abendschein, der Pressesprecher des Amtsgerichts, auf Anfrage der FLZ.

Groß war für die Verhandlung das Aufgebot der Polizei im Justizzentrum an der Ansbacher Promenade. Noch nie waren die Sicherheitsauflagen in einem Jugendprozess so umfassend. (Foto: Manfred Blendinger)
Groß war für die Verhandlung das Aufgebot der Polizei im Justizzentrum an der Ansbacher Promenade. Noch nie waren die Sicherheitsauflagen in einem Jugendprozess so umfassend. (Foto: Manfred Blendinger)

Teenie-Bande von Ansbach muss ins Gefängnis: So lief der beispiellose Prozess

Ungewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen, Tumulte im Gerichtssaal, hohe Haftstrafen: Das Verfahren gegen die H&M-Räuber offenbarte Abgründe. Doch es bleiben Fragen.
Unmittelbar nach dem Überfall auf den H&M in Ansbach begann die Spurensuche der Kripo. Knapp zwei Wochen später waren die Täter gefasst. (Foto: NEWS5/Felix Besold)
Unmittelbar nach dem Überfall auf den H&M in Ansbach begann die Spurensuche der Kripo. Knapp zwei Wochen später waren die Täter gefasst. (Foto: NEWS5/Felix Besold)
Unmittelbar nach dem Überfall auf den H&M in Ansbach begann die Spurensuche der Kripo. Knapp zwei Wochen später waren die Täter gefasst. (Foto: NEWS5/Felix Besold)
north