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Veröffentlicht am 18.12.2023 16:13

Weltnaturgipfel: Erste Projekte können finanziert werden

Vor genau einem Jahr haben sich rund 200 Staaten beim COP15-Weltnaturgipfel in Montreal auf einen besseren Schutz der Natur geeinigt. (Foto: Ryan Remiorz/The Canadian Press/AP/dpa)
Vor genau einem Jahr haben sich rund 200 Staaten beim COP15-Weltnaturgipfel in Montreal auf einen besseren Schutz der Natur geeinigt. (Foto: Ryan Remiorz/The Canadian Press/AP/dpa)
Vor genau einem Jahr haben sich rund 200 Staaten beim COP15-Weltnaturgipfel in Montreal auf einen besseren Schutz der Natur geeinigt. (Foto: Ryan Remiorz/The Canadian Press/AP/dpa)

Genau ein Jahr nach dem Abschluss des Weltnaturabkommens in Montreal (Kanada) sprechen einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiterhin von einem Meilenstein für den weltweiten Naturschutz. Doch es gibt auch Kritik. Für die ersten Projekte ist nun das nötige Geld da. Für Deutschland fällt die Bilanz Experten zufolge nüchtern aus.

Der Natur geht es schlecht

Die Artenvielfalt schrumpft massiv. Treiber sind etwa das Bevölkerungswachstum mit der Ausbreitung der Städte, die Umwandlung von Naturflächen in Weiden und Anbauflächen, Umweltverschmutzung und der Klimawandel. Rund 200 Staaten vereinbarten beim Weltnaturgipfel in Montreal am 19. Dezember 2022 unter anderem 23 Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Dabei geht es etwa um Wiederherstellung der Natur und nachhaltigere Nutzung. Welche Fortschritte gibt es bislang?

Erste Finanzierung steht

Beim UN-Umweltprogramm (UNEP) sieht man einen wichtigen Fortschritt in der Finanzierung von Naturschutz. „Die Einrichtung des globalen Naturschutz-Fonds im August war ein wichtiger Schritt, um die nötigen Ressourcen zu mobilisieren“, sagte David Ainsworth, Sprecher des Sekretariats der Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Dem Übereinkommen von 1993 gehören fast 200 Länder an.

Deutschland hatte im September 40 Millionen Euro in den Fonds eingezahlt. Mit Beiträgen aus Kanada und Großbritannien sind mehr als 200 Millionen Dollar im Topf, und der Fonds kann nun die Arbeit aufnehmen. Anfang 2024 soll über erste Projekte entschieden werden, die im Laufe des Jahres finanziert werden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte im September 2022 bei der UN-Generalversammlung in New York viel versprochen: Deutschland werde ab 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro für den internationalen Biodiversitätsschutz bereitstellen.

Der Fonds war eines der Ziele des Weltnaturgipfels bis 2030. Ärmere Länder sollen bis 2025 mit jährlich 20 Milliarden und bis 2030 mit jährlich 30 Milliarden Dollar unterstützt werden. Weitere Ziele bis 2030: Mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen sollen unter Schutz gestellt werden. Wie genau die Flächen „wirkungsvoll konserviert“ werden sollen, blieb aber vage. Weitere 30 Prozent der Flächen sollen renaturiert werden. Die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide und Chemikalien soll halbiert und umweltschädliche Subventionen in Höhe von 500 Milliarden Dollar sollen abgebaut werden.

Keine Jubelstimmung bei Naturschützern

Die Umweltorganisation WWF Deutschland sieht wenig Grund zum Feiern. Es fließe nicht genügend Geld in Länder des globalen Südens. „Die feierlich verabschiedeten Ziele lösen sich in Luft auf, wenn selbst ein reiches Industrieland wie Deutschland nicht das versprochene Geld bereitstellt“, sagte Florian Titze, WWF-Experte für internationale Politik. „Die Natur kümmert sich nicht um die Haushalts- und Schuldenbremse. Neben dem Vertrauensverlust stehen die Biodiversitätshotspots der Erde auf dem Spiel, von denen die Lebensgrundlagen aller Menschen abhängen.“

Und in Deutschland?

Ökologie-Professorin Katrin Böhning-Gaese von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt und Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität an der Universität Hamburg, bezeichnen das Abkommen insgesamt weiterhin als Meilenstein. In Deutschland sehen sie aber wenig Fortschritt.

„Derzeit ist der Schutz in deutschen Schutzgebieten in der Regel nicht sehr effektiv“, meinte Böhning-Gaese. „Nur 25 Prozent der Arten und 30 Prozent der Lebensräume in Flora-Fauna-Habitat-Gebieten sind in einem guten Erhaltungszustand.“ Glaubrecht findet, dass Deutschland sich mit dem strikten Schutz der Natur schwertut. Das habe die Diskussion um die Einrichtung eines Nationalparks Ostsee vor Fehmarn gerade wieder gezeigt.

„Auch beim Abbau umweltschädlicher Subventionen – etwa die Abschaffung einer reduzierten Mehrwertsteuer bei Flügen und Fleisch –, auf die sich Deutschland in Montreal ebenfalls verpflichtet hat, tut sich außer Reden nicht viel. Ich sehe keine wirklich wirksame Initiative seitens der Bundesregierung, die Ziele des Weltnaturabkommens zeitnah umzusetzen.“

© dpa-infocom, dpa:231218-99-341067/3


Von dpa
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