Die evangelische Kirchengemeinde Weihenzell schreibt über ihre Jakobskirche in der Ortsmitte: „Die Jakobskirche ist vor allem ein lebendiger Ort des Gebets und der Begegnung mit Gott. Sie ist der Raum, in den wir zum Gottesdienst einladen, um Gott zu suchen und zu finden.“
Schon im 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts muss es eine erste Kirche in Weihenzell gegeben haben, aber erst 1486 wird ein Gotteshaus urkundlich erwähnt. Vier Jahre später ist dann schon von einer Jakobskirche die Rede. Von der heutigen Jakobskirche ist der gotische Turm mit seinen vier Geschossen der älteste Teil und reicht in diese ersten Anfänge zurück. Der Turm ist aus Sandsteinquadern gebaut, besitzt spitzbogige Schallöffnungen und trägt einen achtseitigen Spitzhelm. Auch die Taufglocke ist noch aus vorreformatorischer Zeit erhalten geblieben.
Der Dreißigjährige Krieg hinterließ wie überall in der Region tiefe Spuren und weil so gut wie nichts in den Bauunterhalt gesteckt wurde, musste das Kirchenschiff in den Jahren 1712 und 1713 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Der Ansbacher Hofbaumeister Gabriel de Gabrieli legte dann die Pläne für den Neubau vor. Der Saalbau mit eingezogenem Chor wurde ganz im barocken Stil der Zeit gestaltet. Die südlich angebaute Sakristei aus dieser Zeit ist nicht mehr erhalten, sie wurde 1898 durch den heutigen Anbau ersetzt.
Der heute noch vorhandene barocke Altar stammt wohl aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts. 1831 erhielt er ein neues Altarbild, das die Auferstehung Jesu zeigt, und wurde teilweise vergoldet. Zwei Engel über dem Altarbild auf jeder Seite des Markgrafenwappens zeigen zum Gekreuzigten, dessen Darstellung den Altar nach oben abschließt.
Die Kanzel am Übergang vom tonnengewölbten Saal zum Chor mit Halbkreisapsis wurde 1842 eingebaut. Eine erste Renovierung der Kirche musste 1788 durchgeführt werden. Bei einer weiteren, grundlegenden Instandsetzung im Jahr 1857 wurde das Gestühl im Kirchenschiff und auf der Empore eingebaut sowie die Kirche innen farblich neu gestaltet.
Auf dem Stengel des Kleeblattes im Gemeindewappen ist ein blaues Schild mit einer goldenen Lilie zu sehen. Seit 1985 führt die Gemeinde Weihenzell dieses Wappen, das viele historische Anspielungen aufweist. Durch die Lilie wird der lange anhaltende Einfluss des Ansbacher Gumbertus-Stiftes deutlich. Der im Jahr 1196 heiliggesprochene Gumbertus wird gewöhnlich als Abtbischof mit einer Lilie auf blauem Grund dargestellt. Damit soll seine legendenhafte Verwandtschaft mit Karl dem Großen verdeutlicht werden.
Die Lilie galt zudem im Mittelalter als Symbol der Unschuld und der Gnade – Anspielungen auf die Ehelosigkeit der Mönche und den gottgefälligen Dienst im Kloster. Die Wellenspitze im unteren Teil des Wappens erinnerte an die 1680 durch den abgedankten Soldaten Andreas Bergmüller entdeckte Heilquelle. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Weihenzell förmlich zu einem Kurort, der täglich von bis zu 1200 Kranken besucht wurde.
Markgraf Johann Friedrich hat sogar eine eigene Brunnenordnung erlassen. Die Kleepflanze im Wappen soll die in den 1980er Jahren noch stark landwirtschaftliche Prägung der Teilorte verdeutlichen. Die fünf Blätter sind ein Zeichen für die ehemals selbstständigen Gemeinden Forst, Grüb, Haasgang, Weihenzell und Wernsbach, die durch die Gebietsreform zur Gemeinde Weihenzell in der heutigen Prägung zusammengewachsen sind.
Alexander Biernoth