In Bayern ist die Zahl der frisch gebackenen Gymnasiallehrer zur Besetzung offener Stellen nach Angaben des Philologenverbandes im Februar so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht gewesen. Zwar habe allen Bewerbern ein Angebot gemacht werden können, jedoch sei der Jahrgang der kleinste seit Jahrzehnten, teilte der Verband am Montag in München mit. „Der Lehrberuf muss für junge Menschen wieder attraktiver werden, um eine Trendwende einzuleiten.“
Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) sagte, es werde noch wichtiger, junge Menschen davon zu überzeugen, dass der Lehrerberuf ein großartiger Beruf sei. Vorrangiges Ziel des Kultusministeriums bleibe die dauerhafte Sicherstellung der Unterrichtsversorgung. „Ein entsprechendes Gesamtkonzept, bestehend aus kurz-, mittel- und langfristig wirksamen Maßnahmen für die kommenden Jahre, wird noch in diesem Schuljahr präsentiert werden.“
Zudem verwies Stolz darauf, dass seit kurzem auch Lehramtsbotschafterinnen und -botschafter bayernweit an den Schulen für den Beruf werben würden. „Zugleich nehmen wir die Anregungen der aktiven Lehrkräfte sehr ernst: Wir bauen Bürokratie entschlossen ab, reduzieren Belastungen und erarbeiten Wege für mehr Flexibilität im Studium und an den Schulen.“
Konkret hätten zum Februar-Termin alle 270 Bewerber ein Angebot für eine Planstelle an einem staatlichen Gymnasium, einer Fachoberschule oder einer Berufsoberschule erhalten, hieß es weiter vom Philologenverband. „Das ist einerseits erfreulich, doch stimmen die Zahlen sogleich sorgenvoll: In lediglich vier Jahren hat sich die Zahl der Bewerber etwa halbiert (2020: 536). Der starke Abwärtstrend der vergangenen Jahre setzt sich damit fort.“
Auch der vorsichtige Blick in die Zukunft verheiße Düsteres, so der Verband: Für das voll ausgebaute Abitur nach neun Jahren, G9, werde ab dem Schuljahr 2025/26 eine Vielzahl neuer Stellen benötigt, gleichzeitig steige die Zahl der Pensionseintritte und bei der Zahl der Studierenden sei noch immer kein ausreichender Anstieg bemerkbar.
„Wir steuern auf eine immer größere Lücke zwischen vorhandenen und benötigten Lehrkräften zu“, sagte Alexander Steenpaß, Vorsitzender der Referendar- und Jungphilologenvertretung im Philologenverband. Es sei daher höchste Zeit, Ursachenforschung zu betreiben und durch gezielte Maßnahmen die Attraktivität des Lehrberufs wieder deutlich zu erhöhen. „Nur so kann es uns gelingen, für eine Trendwende zu sorgen.“
An der generellen Bereitschaft mangele es nicht, so der Verband. Der hohe Grad an Sinnhaftigkeit sowie die Begeisterung für die eigenen Fächer würden von jungen Lehrkräften und Lehramtsstudierenden als zwei der stärksten Motivatoren für die Berufswahl genannt. „Kurzfristige Ortswechsel und ein hohes Arbeitspensum sind dagegen die wohl häufigsten Gründe, warum junge Menschen sich gegen das Lehramt entscheiden.“
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