Eine Gesamtbetrachtung der Abwasserentsorgung in der Gemeinde Ehingen wurde bereits 2019 in Auftrag gegeben. Als Ergebnis ergab sich, dass der Bau und Betrieb einer zentralen Kläranlage am Standort Ehingen die langfristig wirtschaftlichste Lösung für die Abwasserreinigung darstellt.
Die im April 2021 durchgeführte Submission war zunächst auf die drei Lose Bautechnik, Maschinentechnik und Elektrotechnik aufgeteilt. Das finale Komplettangebot wurde unter Einbeziehung der Verwaltung, des Bauhofes mit Klärwärtern und des Wasserwirtschaftsamtes vom Gemeinderat beschlossen.
Somit wurde der Bau der mit mechanischer, biologischer und chemischer Reinigungsstufe ausgestatteten Kläranlage mit dem „biocos“-System (biological combined system) im Spätherbst 2021 mit dem Betonieren des Beckens begonnen.
Durch Corona ausgebremst, folgten die weiteren Bauwerke zeitlich etwas verzögert, sodass die Fertigstellung erst im vergangenen Jahr auf die Zielgerade einbog. Die Inbetriebnahme ging im Juli 2024 vonstatten.
Das Abwasser aus Beyerberg und Lentersheim mit Dambach wird über neu verlegte Druckleitungen nach Ehingen gepumpt. Zusammen mit dem Abwasser aus Ehingen selbst, das über ein Einlaufhebewerk mittels einer Schnecke in die Kompaktanlage gehoben wird, erfolgt die komplette Abwasserbehandlung.
Die moderne mechanische Reinigung wird über einen Rechen und belüftetem Sandfang inklusive Sandwaschanlage und Schwimmstoffabscheider durchgeführt. Der Ablauf fließt in das Belebungsbecken. Das aus dem Abwasser entnommene Rechengut wird gewaschen, gepresst, in Container verfüllt und regelmäßig durch einen Entsorger abgeholt. In den drei Kammern des Biocos-Beckens erfolgen die biologische und die chemische Reinigung.
Die Zentralkläranlage wurde nach erfolgter Herstellung der Wasser- und Stromversorgung auf dem Grundstück neben der bestehenden Kläranlage errichtet und ist auf 2700 Einwohnergleichwerte ausgelegt. Die chemische Reinigung ist über eine Phosphatfällung vorgesehen. Dazu werden geringe Mengen des Fällmittels Eisen-III-Chlorid kontrolliert in das Belebungsbecken eingebracht, um Phosphatverbindungen zu eliminieren.
Von der im Betriebsgebäude untergebrachten Schaltanlage und Leitwarte mit Prozessleitsystem können von den Klärwärtern Tim Prechter und Tobias Bach alle Anlagenteile sowie die Außenstationen Lentersheim und Beyerberg gesteuert werden. In einem Schlammbehälter aus Stahlbeton mit einem Fassungsvermögen von 300 Kubikmeter wird der Schlamm gelagert.
Die ursprüngliche Kostenschätzung mit einer Investitionssumme von 8,1 Millionen Euro enthielt den Neubau mit 5,6 Millionen Euro sowie die Druckleitungen von Beyerberg mit 1,3 Millionen Euro und Lentersheim mit 1,2 Millionen Euro. Abzüglich der staatlichen Zuwendungen von etwa 1,5 Millionen Euro verbleibt ein Eigenanteil von rund 6,6 Millionen Euro für die Gemeinde Ehingen.
Der Gemeinderat Ehingen hat sich für eine Beitragsfinanzierungsquote von 90 Prozent entschieden, da ein geringerer Umlagesatz einen stärkeren Anstieg der Abwassergebühren zur Folge hätte. Dabei wurden den Einwohnern Ratenzahlungen eingeräumt.
Das Aufmaß und die Ermittlung der beitragsfähigen Grundstücks- und Geschossflächen wurden bereits 2022 über einen Dienstleister ermittelt. Demgegenüber sollen weitere Investitionsmaßnahmen in die Kanalnetzstruktur langfristig über die Abwassergebühren refinanziert werden.