Wenig bekannt ist, dass bei ein wenig gärtnerischer Pflege Feigen auch in Mitteleuropa problemlos wachsen und fruchten. Im milden Klima ebenso wie im geschützten Stadtbereich lohnt es sich, Feigen als Wandspalier an geschützte, warme Mauern zu pflanzen.
Für rauere Gegenden, wo das Thermometer im Winter deutlich unter minus zehn Grad fällt, empfiehlt sich hingegen eine Kultur als Kübelobst. Aus Feigensamen Pflanzen anzuziehen, ist nicht besonders empfehlenswert, da die Früchte der bei uns im Handel erhältlichen Smyrnafeigen nur nach der Befruchtung einer ganz bestimmten Gallwespenart reifen, die bei uns nicht vorkommt.
Für unsere Region geeigneter sind die adriatischen Feigen, die auch unbefruchtet große, süße Früchte hervorbringen; die Pflanzen werden über Stecklinge vermehrt. Feigenpflanzen bezieht man am besten über eine Versandgärtnerei, wenn vor Ort keine Ware angeboten wird.
Als Substrat eignet sich sandige, lehmhaltige, nährstoffreiche und durchlässige Erde. Der Wasserbedarf ist über Sommer sehr hoch, und alle vierzehn Tage wird etwas Dünger beigefügt. Feigen im Kübel erhalten nach den Eisheiligen einen sonnigen, warmen und geschützten Stand im Freien. Auf keinen Fall sollte man die Pflanzen aber sofort in die pralle Sonne stellen; Blätter mit Sonnenbrandschäden wären sonst die Folge. Nach einer Akklimatisation von ein bis zwei Wochen sind die Pflanzen dann aber über jeden Sonnenstrahl glücklich.
Bereits im ersten Jahr nach der Anzucht bilden sich in den Blattachseln aus den unscheinbaren Blüten Früchte, die noch bis zum Herbst reifen können. Geben sie auf Druck mit den Fingern etwas nach, sind sie erntereif, und man kann sich die ersten Feigen aus dem eigenen Garten schmecken lassen. Bis zur Überreife sollte man die Früchte aber nicht am Busch belassen, da sie sonst leicht gären oder an Fraßstellen von Vögeln oder Insekten anfangen zu faulen.
Werden die Früchte nicht mehr im Herbst reif, ist dies auch kein Problem; sie bleiben über Winter am Holz und reifen im nächsten Frühjahr. Feigen, die als Spalierobst im Freien gehalten werden, bekommen über Winter eine dicke Mulchschicht aus Laub über den Wurzelbereich. Sollte dann ein strenger Frost für Holzschäden sorgen, treiben die Pflanzen willig aus der Wurzelbasis wieder aus. Feigen im Topf verlangen weniger Winterpflege als die meisten anderen Kübelpflanzen. Zum Herbst verlieren sie in unserem Klima fast alle Blätter und können dann in einem dunklen, aber kühlen und luftigen Keller überwintern; der Ballen wird nur minimal feucht gehalten.
Entwickeln sich die Pflanzen zu sperrig, werden sie im Herbst oder spätestens nach der Überwinterung zurückgeschnitten; die Triebspitzen eignen sich gut als Stecklinge, die sich im warmen Vermehrungsbeet rasch bewurzeln.
Info: Natur & Garten