Unermüdlich hat Paul Auster in den vergangenen Jahren veröffentlicht: 2017 den mehr als 1000 Seiten dicken Roman „4 3 2 1“, 2021 die mehr als 800 Seiten starke Biografie des US-Autors Stephen Crane (1871-1900), „In Flammen“, und zwischendurch noch einige kleinere Werke. Der von der „New York Times“ als „Vorsteher der amerikanischen Postmoderne“ gefeierte Bestseller-Autor scheint nicht zu bremsen - und das, obwohl der 76-Jährige nach Angaben seiner Ehefrau und Schriftsteller-Kollegin Siri Hustvedt seit einigen Monaten gegen Krebs kämpft.
Nun ist sein neuester Roman erschienen: „Baumgartner“. Mit nur rund 200 Seiten ist das Werk deutlich schlanker als einige seiner Vorgänger - und hat einen deutlich nostalgischeren Unterton. Es handelt von dem alternden Philosophie-Professor Sy Baumgartner, dessen Frau vor einigen Jahren ertrunken ist. Baumgartner erinnert sich an die gemeinsame Zeit und auch an seine Kindheit und muss sich gleichzeitig in einer Welt ohne seine geliebte Ehefrau zurecht finden.
Austers Sprache ist dabei einfach und voller Mitgefühl - und die Geschichte erinnert in manchen Aspekten an seine eigene, die eines ebenfalls Über-70-Jährigen aus Newark im US-Bundesstaat New Jersey.
Erste Kritiken zeigten sich angetan. Der Roman sei „lustig und melancholisch“, schrieb die „Los Angeles Times“. Auster habe weniger seines gewohnten „postmodernen Feuerwerks“ hineingepackt und das habe dem Buch gut getan. „Baumgartner“ beginne mit einem „Turbo-Kickstart“, lobte der britische „Guardian“, schlussendlich habe seine „Fahrt aber kein Ziel“, auch wenn es „liebenswürdige Ziellosigkeit“ sei.
Es handelt sich nach Angaben des US-Verlags bereits um das 18. Buch des preisgekrönten Schriftstellers, der alle seine Werke ohne Computer schreibt. „Ich schreibe per Hand und tippe es dann mit einer Schreibmaschine ab, die benutze ich immer und sie ist unzerstörbar“, sagte Auster einmal der Deutschen Presse-Agentur. Dabei herausgekommen sind unter anderem Romane, Sachbücher, Poesie, Essays und Film-Skripte - und sie haben den 1947 als Sohn jüdischer Einwanderer geborenen Auster zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten US-Schriftsteller seiner Generation gemacht.
Mit der „New York-Trilogie“ hatte er Mitte der 80er Jahre den Durchbruch geschafft, danach arbeitete er sich mit Romanen wie „Mond über Manhattan“, „Mr. Vertigo“ oder „Das Buch der Illusionen“ endgültig zum gefeierten Bestsellerautor hoch. Seine Bücher sind in Dutzende Sprachen übersetzt worden, in Europa ist er noch populärer als im eigenen Land. Vom Schreiben sei er nach wie vor „besessen“, sagt Auster. „Schreiben ist für mich kein Akt des freien Willens, es ist eine Frage des Überlebens.“
© dpa-infocom, dpa:231109-99-881449/3